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Fussball

Sommermärchen-Prozess: Hoeness soll Licht ins Dunkel bringen

Der Ehrenpräsident von Bayern München soll am 15. April als Zeuge aussagen. Grund dafür sind frühere Aussagen von ihm.
Uli Hoeness weiss offenbar mehr über die dubiosen Millionenzahlungen rund um die WM 2006. 
Bild: Bild: Ulrich Gamel/Key (München, 9. 1. 2024)

Die graue Eminenz des FC Bayern soll Licht ins Sommermärchen-Dunkel bringen: Uli Hoeness wird nach dem Willen der Richterin im Verfahren um die Fussball-WM 2006 vor dem Landgericht Frankfurt/Main aussagen. Eva-Marie Distler sagte gestern zum Auftakt des zweiten Prozesstages, dass der Ehrenpräsident von Bayern München für den 15. April als Zeuge geladen wurde.

Grund dafür sind Aussagen von Hoeness aus den Jahren 2020 und 2021. Damals deutete der mittlerweile 72-Jährige in einem TV-Interview und einem Podcast an, dass er wisse, warum es die dubiosen Millionenzahlungen rund um die WM-Endrunde in Deutschland gegeben habe. «Wenn man sich so prominent einlässt, muss man das vielleicht auch vor Gericht erläutern», begründete Distler ihre Massnahme.

Der Prozess wird am 28. März fortgesetzt, dann werden die Anwälte des Deutschen Fussball-Bundes (DFB) zu Wort kommen. Am vierten Prozesstag soll dann Hoeness erscheinen. «Ich höre mir den Hoeness in aller Ruhe an», sagte der angeklagte Theo Zwanziger, der erneut die Justizbehörden scharf angriff: «Wir werden zum Schluss aber das Ergebnis hören, dass es 2006 keine Steuerverkürzung gegeben hat – geschweige denn eine Steuerhinterziehung.» Süffisant ergänzte Zwanziger, dass er demnächst Lothar Matthäus als Zeugen vorschlagen werde.

Verantwortliche weisen Vorwürfe zurück

Gestern sagten neben Zwanziger auch die anderen angeklagten früheren DFB-Spitzenfunktionäre aus. Den ehemaligen Präsidenten Zwanziger und Wolfgang Niersbach sowie dem langjährigen Generalsekretär Horst R. Schmidt werden «Hinterziehung bzw. Beihilfe zur Hinterziehung von Körperschaftssteuer, Solidaritätszuschlag, Gewerbesteuer und Umsatzsteuer für das Jahr 2006 in Höhe von über 13,7 Millionen Euro zugunsten des DFB» zur Last gelegt.

Niersbach, Zwanziger und Schmidt, die wie der verstorbene Franz Beckenbauer dem WM-Organisationskomitee angehörten, weisen die Vorwürfe zurück. Die Ermittlungen zu den undurchsichtigen Geldflüssen rund um die WM 2006 ziehen sich bereits mehrere Jahre hin. In Frankfurt geht es um die ominösen 6,7 Millionen Euro, die als Betriebsausgabe für eine Gala deklariert wurden.

Das Geld wurde 2005 vom Organisationskomitee über den Weltverband Fifa mutmasslich an den früheren Adidas-Chef und inzwischen verstorbenen Robert Louis-Dreyfus überwiesen. Exakt diese Summe war drei Jahre zuvor offenkundig in Form von Vorleistungen von Beckenbauer und Louis-Dreyfus an den früheren Fifa-Funktionär Mohamed bin Hammam nach Katar geflossen.

Schmidt erläuterte noch einmal seine bereits bekannte Version, wonach die 6,7 Millionen Euro erst fliessen mussten, um den WM-Zuschuss der Fifa in Höhe von 250 Millionen Schweizer Franken zu erhalten. Niersbach betonte, in den ganzen Ablauf nicht involviert gewesen zu sein: «Niemals hätte ich den Erfolg dieser grossartigen Veranstaltung durch ein Verhalten gefährdet, wie es mir hier vorgeworfen wird.» Dem DFB war rückwirkend für das Jahr 2006 die Gemeinnützigkeit aberkannt worden. Der finanziell angeschlagene Verband hofft je nach Prozess-Ausgang auf eine Rückzahlung von rund 22 Millionen Euro. Die Anwälte von Niersbach und Schmidt hatten am ersten Prozesstag die Verfahrens-Einstellung beantragt. Sollte es dazu kommen, will die Staatsanwaltschaft voraussichtlich den weiteren juristischen Weg beschreiten.

Zuvor hatte sich die Staatsanwaltschaft offen für eine aussergerichtliche Einigung gezeigt. Distler gab zu Protokoll, dass sie sich einem vorzeitigen Prozess-Ende «nicht verschliesse», der «richtige Zeitpunkt» dafür aber noch nicht gekommen sei.

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