«Ohne die Schweizer Sporthilfe wäre ich nie Olympiasieger geworden.» Skicrosser Ryan Regez spricht am Galaabend vor 600 Gästen in Dübendorf so, wie er die Pisten hinunter brettert: direkt und schnörkellos.
9,4 Millionen Schweizer Franken flossen dank der Sporthilfe im Jahr 2021 an etwas mehr als 1000 Athletinnen und Athleten aus 81 Sportarten. Im Nachwuchsalter gibt es mit einer Patenschaft 4000 Franken jährlich. Sobald ein Talent als Konsequenz der Erfolge eine Bronze-, Silber- oder gar Gold-Karte des Dachverbands Swiss Olympic erhält, werden abgestuft Fördergelder von 12000 bis 30000 jährlich ausbezahlt.
Heidi Diethelm-Gerber war bis zuletzt bei der Sporthilfe
Es gibt kein Alterslimite und keine maximale Bezugsdauer für die Unterstützung. Bis zu ihrem Rücktritt 2021 war Pistolenschützin Heidi Diethelm-Gerber mit zuletzt 52 Jahren die älteste «Kundin» der Sporthilfe. Hingegen gibt es dank dem bedarfsorientierten System eine Einnahmengrenze. Nur wer im Jahr weniger als 80000 Franken verdient, kommt in den Genuss von Unterstützung. Man prüft genau: Die Athletinnen und Athleten müssen ihre Steuererklärung einreichen.
Roger Federer hat also keine Sporthilfe bezogen. Mit seiner Foundation unterstützt er hingegen 40 Nachwuchstalente mittels Patenschaften. An der Gala in Dübendorf war Federers Stiftung genau so spendabel wie weitere potente und langjährige Sponsoren. Dank Spenden und bei drei Versteigerungen kamen an diesem Abend 510000 Franken zusammen.
«Unsere Unterstützung soll auf dem Karriereweg nachhaltig sein», sagt Geschäftsführer Steve Schennach. An der Gala lag der Fokus beim Support der kommenden Generationen. Schennach sprach konkret von den Olympischen Spielen 2032 in Brisbane. «Das Durchschnittsalter der Schweizer Olympiasieger liegt bei 29 Jahren. Also sind die zumeist noch unbekannten 19-Jährigen von heute vielleicht die Goldmedaillengewinner von übermorgen.»
Genau sie waren am Abend im Einsatz als Verkäufer von Schoko-Medaillen. Für eine goldene mussten die Gäste aus Wirtschaft und Politik tief in die Tasche greifen und 15 000 Franken hinblättern.
Womit wir wieder bei Skicross-Olympiasieger Ryan Regez sind. Der Berner Oberländer seinerseits profitiert seit sieben Jahren von Beiträgen. Auch nach dem Olympiasieg zählt er die Sporthilfe weiter zu seinen grössten Geldgeber. «Erst sie hat mir ermöglicht, auf den Sport zu setzen. Das regelmässige Einkommen nimmt dir als junger Athlet einen riesigen Druck von der Brust. Du musst nicht Angst haben, dass du Ende Monat die Rechnungen nicht bezahlen kannst.»
Bernhard Russi und Nicola Spirig bezogen nie Beiträge
Zwei Generationen vor Regez feierte Bernhard Russi 1972 seinen Olympiasieg in der Abfahrt – notabene zwei Jahre nach der Gründung der Sporthilfe. Russi lobt das Modell, dass eben gerade nicht die Stars unterstützt werden. «Es ist eine fantastische Sache, denn wir dürfen im Schweizer Sport jene nicht vergessen, die wirtschaftlich nicht auf Rosen gebettet sind.»
Ebenfalls nie Fördergelder bezog Triathletin Nicola Spirig. Dennoch brannte sich der Begriff Sporthilfe bei der 40-Jährigen früh in der Karriere ins Gedächtnis. «Im Jahr 2020 wählte mich die Sporthilfe zur Schweizer Nachwuchsathletin des Jahres. Ich realisierte das erste Mal in der Karriere, dass ich von mehr Personen als nur im persönlichen Umfeld wahr genommen werde. Das war eine Riesenmotivation.»
Die 18-jährige Ruderin Lina Kühn ihrerseits hat in diesem Jahr erstmals von einem Förderbetrag profitiert. «Ich empfinde es als riesiges Privileg, von einer solchen Organisation unterstützt zu werden.» Und in Lina Kühns sportlicher To-do-Liste steht tatsächlich bereits der Begriff «Brisbane 2032».