Loïc Meillard schmunzelt. Schliesslich weiss er es selbst. Wirklich gefunkt hat es bisher nicht zwischen ihm und dem Saisonstart in Sölden. Vor einem Jahr verletzte er sich beim Einfahren am Rücken, vor zwei Jahren öffnete sich im Rennen seine Bindung und er schied aus. Und auch in den Jahren zuvor sah es nicht viel besser aus. Mal wurde das Rennen abgesagt, mal qualifizierte er sich nicht für den zweiten Lauf. Nur zweimal landete er in den Top 10. Also sagt er: «Der Beziehung mit Sölden fehlt es an vielem.»
Dabei wäre ein guter Start in die Saison doch so wichtig, um seinem Traum näherzukommen. Meillard will den Gesamtweltcup gewinnen. Mittlerweile macht er keinen Hehl mehr daraus. Doch Meillard wäre nicht Meillard, wenn darauf nicht sein Lieblingssatz folgen würde: «Aber zuerst muss ich einfach gut Skifahren.» Im Grunde ist es so simpel. Und doch kompliziert.
Meillards Stärke am Ende der Saison
Zum Ende des vergangenen Winters gewann Meillard zwei Riesenslaloms in Serie. Zweimal verdrängte er Marco Odermatt auf Rang zwei, und damit jenen Mann, der für den Sieg im Gesamtweltcup eine Dauerkarte besitzt. Viermal in Serie gewann der Nidwaldner die grosse Kristallkugel. Und dass am Ende dieser Saison die fünfte in seinen Besitz wandern wird, gilt für die meisten als Naturgesetz. Auch für Meillard? «Es gibt viele, die gewinnen können. Doch wenn es so einfach wäre, würde es jeder machen», sagt er.
Meillard wird seit Jahren als Odermatts Herausforderer gehandelt. Und das Ende der vergangenen Saison hat gezeigt, dass diejenigen, die ihm diese Rolle zuschreiben, nicht ganz falschliegen. Meillard sagt: «Es ist gut zu wissen, dass ich liefern kann.» Auffällig ist: Der 28-Jährige ist oft gegen Ende des Winters am stärksten, dann, wenn den anderen die Kraft ausgeht.
Ihm selbst greift die Argumentation, seine Stärke auf die Schwächen der anderen zu reduzieren, aber zu kurz. Meillard sagt: «Wenn es zu Beginn der Saison nicht läuft, braucht man viele Rennkilometer, um das Vertrauen aufzubauen. Ich hoffe darum, dass ich dieses Mal ohne Probleme starten kann.» Gut Skifahren allein reicht nicht aus, wenn Pech ins Spiel kommt.
Meillard muss im Super-G besser werden
Aber reicht ein guter Start, um gegen Odermatt eine Chance zu haben? Gefühlt war Meillard in der vergangenen Saison nach der WM in Saalbach, an der er Weltmeister im Slalom und in der Teamkombination wurde und Bronze im Riesenslalom gewann, auch im Weltcup der Mann der Stunde. Und tatsächlich gewann er bis Saisonende mehr Rennen (3 Siege) als sein Schweizer Rivale (1). Trotzdem vergrösserte Odermatt seinen Vorsprung auf Meillard im Gesamtweltcup in dieser Phase um weitere 207 Punkte.
Die Erklärung ist einfach: Odermatt punktete in den neun Rennen, die er zwischen Weltmeisterschaft und dem Saisonende noch bestritten hat, fleissig in drei Disziplinen und war nie schlechter als Fünfter, während Meillard in gleich vielen Rennen nur im Slalom und Riesenslalom gute Resultate erzielte und in drei Super-Gs nur 18 Punkte sammeln konnte.
Die Schlussfolgerung ist klar: Meillard muss sich im Super-G steigern, wenn er im Gesamtweltcup gegen Marco Odermatt eine Chance haben will. Dass das möglich ist, zeigte er vor zwei beziehungsweise drei Jahren, als er mit drei Podestplätzen schon einmal nahe dran war an den Besten.
Doch zuerst steht nun am Sonntag der Riesenslalom in Sölden auf dem Programm. Und Meillard will alles dafür tun, dass daraus endlich eine Liebesgeschichte wird. Alles andere ergebe sich von allein: «Wenn du in Sölden denkst, du willst eine Kugel gewinnen, hast du eigentlich schon verloren. Du musst einfach jedes Rennen schnell fahren – und wenn du das schaffst, bist du im Gespräch.» So einfach – und doch kompliziert.





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