Marco Schwarz rang um Fassung. «Warte mal kurz», ermahnte er den Mann des TV-Senders ORF, weil ihm zwischen zwei Fragen die Stimme zu versagen schien. Schwarz mochte es nicht so recht glauben: Zweiter im Riesenslalom von Söden. Nur Marco Odermatt war schneller.

Nun ist es an sich nichts Ungewöhnliches, dass der Österreicher Schwarz mit dem Schweizer Odermatt um Siege im Ski-Weltcup fährt. Sind die beiden Marcos doch seit jeher Rivalen im Kampf um jeden Hundertstel. Doch war der zweite Platz von Sölden Ende dieses Oktobers doch eben so etwas wie das offizielle Ende einer langen Leidenszeit – und der erste Podestplatz für Schwarz seit dem 22. Dezember 2023.
An jenem Tag vor fast zwei Jahren siegte Schwarz im Slalom von Madonna di Campiglio und stellte mit Nachdruck unter Beweis, dass in der Ausmarchung um den Gesamtweltcup mit ihm zu rechnen war. Danach kam Weihnachten, das Fest im Kreise der Familie und kurz darauf die verheerende Abfahrt in Bormio. Schwarz stürzte, riss sich das Kreuzband und den Meniskus im rechten Knie.
Über diesen Tag sprach der heute 30-Jährige nun im Podcast «Alpine Pulse» des Internationalen Skiverbands FIS. «Ich wollte die Abfahrt gewinnen, fühlte mich in den Trainings gut und bereit», erinnert sich Schwarz. «Dann lag ich plötzlich im Auffangnetz und wusste sofort: Mein Knie ist am Arsch, die Saison ist vorbei.»
Reha mit Alaba
So war es denn auch. Fast ein Jahr musste Schwarz pausieren, ehe er Mitte Dezember 2024 im Weltcup auf die Ski zurückkehrte (und daraufhin noch insgesamt 15 Weltcup-Rennen bestritt). Den langen Weg dazwischen zeichnete unter anderem eine TV-Dokumentation nach, die Schwarz schwitzend im Fitnesscenter und auf Physio-Liegen zeigt.

Zumindest allein ist Schwarz während dieser Monate nicht: David Alaba, Captain von Österreichs Fussball-Nationalteam und Spieler von Real Madrid, laboriert zeitgleich an einem Kreuzbandriss und bestreitet die Reha mit ihm. Vom Fussballer stammte auch die schöne Aussage: «Ich habe die ersten drei Wochen hier nie gegrinst. Das hat sich geändert, da hat Marco grossen Anteil mit seiner positiven Art, wie er nach vorne schaut.» Das Kompliment gab Schwarz zurück, indem er sagte: «David hat mir unheimlich geholfen und mich ständig gepusht.»
Vorläufiger Lohn all der Mühen in diesem Frühwinter 2025: Der emotional aufwühlende zweite Rang im heimischen Riesenslalom von Sölden, die Aussicht auf weitere Podestplätze und möglichst erfolgreiche olympische Spiele im kommenden Februar. «Die grosse Kristallkugel muss es nicht sein», sagt der Allrounder Schwarz im FIS-Podcast noch. «Aber ich hoffe schon, dass ich Odermatt vor allem im Gesamtsieg um den Riesenslalom unter Druck setzen kann.» Der Nidwaldner indes freut sich schon wieder auf «spannende Duelle» mit seinem Namensvetter, wie er unlängst verriet.


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