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Schwimmen, EM Rom, Story Desplanches

Der Genfer Lagen-Schwimmer Jérémy Desplanches reist nach einem Mitte Juli zugezogenen Hexenschuss nicht in bester Verfassung zu den am Donnerstag in Rom beginnenden Europameisterschaften.

Jérémy Desplanches hatte nach den Weltmeisterschaften in Budapest, bei denen er über 200 m Lagen bereits im Halbfinal gescheitert war, die Freude am Schwimmen schnell wiedergefunden. "Ehrlich gesagt war ich in Budapest untröstlich, aber dann habe ich zwei tolle Trainingswochen erlebt", erzählt der Bronzemedaillengewinner der Olympischen Spiele 2021 in Tokio.

Bei den Schweizer Sommermeisterschaften Mitte Juli in Sursee stellte sich dann auch die Form endlich ein: "Ich bin dort meine besten Zeiten des Jahres geschwommen. Über 400 Meter Crawl erzielte ich sogar die beste Zeit meiner Karriere." Doch der Rückschlag folgte für Desplanches umgehend. Als er am Morgen nach dem letzten SM-Tag " aufwachte, um zu trainieren, konnte ich mich nicht bewegen. Ich konnte drei Tage nicht mehr gehen."

Trotz Hexenschuss zu Saisonbestzeit?

Er habe dann alles versucht, "mit Massagen oder Elektroden. Ich war so verzweifelt, dass ich es sogar akzeptiert hätte, wenn mich ein Tierarzt mit einer Spritze gestochen hätte", lacht Desplanches. Stattdessen begab er sich am Freitag, den 29. Juli, ins Spital in Meyrin. "Ich hatte zehn Tage Zeit, um das Problem zu beheben, sonst hätte ich meine Saison beenden können", sagt der 28-Jährige. Nun gehe es seinem Rücken besser, so Desplanches, der aber beim Start und den Wenden weiterhin Schmerzen verspürt. "Doch ich beisse auf die Zähne. Es geht ja nur noch zwei Wochen bis zu meinen Ferien."

Für den geborenen Wettkämpfer kommt es nicht in Frage, den Kopf hängen zu lassen: "Ich mache kein Geheimnis daraus: Ich strebe über 200 Meter Lagen die Finalqualifikation an. Danach werden wir sehen." Der Genfer tritt im Foro Italico am 16. und 17. August in seiner Lieblingsdisziplin an und er glaubt, dass er sich an die 1:57,0 Minuten herantasten kann. Das wäre mehr als eine Sekunde unter seiner Saisonbestzeit (1:58,29). Ob das für einen Platz auf dem Podium reicht? "Ich glaube nicht", sagt der zweifache EM-Medaillengewinner (Gold 2018, Silber 2021).

"Ich kämpfe für meine Chance"

"Ich möchte vor allem eine gute Zeit erreichen, um mich zu beruhigen. Und wenn ich damit eine Medaille gewinnen könnte, wäre es die schwierigste überhaupt", so Desplanches, "denn den zusätzlichen Hexenschuss hätte es in diesem Jahr wirklich nicht auch noch gebraucht". Desplanches hatte letzten Herbst mit Schulterschmerzen zu kämpfen, bevor er im Spätwinter eine Coronainfektion durchmachte. "Diese schwächte mich fast zwei Monate lang." Dazu kam, dass er nach dem Trainerwechsel täglich 15 km absolvieren musste, also rund ein Drittel mehr als zuvor.

Der Hexenschuss zwang ihn vor Rom nun auch dazu, seine Routine vor dem Wettkampf zu ändern: "Normalerweise reduziere ich drei Wochen vor dem Wettkampf allmählich die Anzahl der Schwimmkilometer, um möglichst frisch zu bleiben." Nun ging es auf einen Schlag von 15 auf 0 km hinunter, "bevor ich wieder auf 15 Kilometer zurückgehen musste, um dann mit einem zeitlich viel kürzeren Schliff beginnen zu können", erklärt Jérémy Desplanches. Diese Vorbereitung führte dazu, dass der Genfer am Montag nicht mit vollster Zuversicht nach Rom anreiste: "Ich bin nicht so gelassen wie in den letzten Jahren. Ich bin mir bewusst, dass ich in dieser Saison nicht konstant war. Aber ich kämpfe für meine Chance." (sda)

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