
Die heisse Phase rückt näher. Zwei letzte Spiele in der WM-Qualifikation noch, dann ist klar, ob die Schweizer Nati an der Fussball-WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko teilnehmen darf. Am Mittwoch gibt Murat Yakin das Aufgebot für die Spiele gegen Schweden (15.11.) und den Kosovo (18.11.) bekannt. Dabei muss Yakin auf einen verzichten, der sich über Jahre zum unverzichtbaren Wert entwickelt hat: Remo Freuler.
Der 33-jährige Mittelfeldmotor des FC Bologna hat sich am Sonntag beim 3:1-Sieg im Derby gegen Parma das Schlüsselbein gebrochen. Freuler muss sich einer Operation unterziehen. Wie lange er ausfällt, ist noch nicht abschliessend klar. Aber es dürfte zumindest 2026 werden, bis er zurückkehrt.
Für Yakin bedeutet das: Er muss für die wichtigsten Spiele des Jahres ein neues Mittelfeld kreieren. Denn neben Freuler fehlen mit Ardon Jashari und Denis Zakaria auch jene beiden Spieler, die Freuler am ehesten ersetzen könnten. Jashari hat wegen eines Wadenbeinbruchs noch keine Nati-Minute absolviert in diesem Herbst. Zakaria plagen seit Mitte September Adduktorenprobleme.
Freulers Nati-Debüt kurz vor dem 25. Geburtstag
Remo Freuler und die Schweizer Nationalmannschaft – das ist keine «Liebe auf den ersten Blick». Zu seinem Debüt kommt der Spätzünder kurz vor seinem 25. Geburtstag. Unter Vladimir Petkovic ist er zunächst Ergänzungsspieler. Als Valon Behrami nach der WM 2018 ausgemustert wird, rückt Freuler in der Hierarchie nach oben. Bald einmal ist er neben Granit Xhaka gesetzt.
Erstmals so richtig ins Bewusstsein der Schweizer Fans spielt er sich an der EM 2021. Die jedoch ein bitteres Ende nimmt: Im Viertelfinal gegen Spanien erhält er die (zu strenge) rote Karte. Danach übernimmt Yakin von Petkovic und Freulers Einfluss wird nochmals grösser. Yakin setzt bedingungslos auf den Mann, der im Zürcher Oberland aufgewachsen ist und nach seinem Transfer von Luzern zu Atalanta Bergamo den grossen Durchbruch schaffte. Freuler ist fortan Teil des Nati-Mannschaftsrates.

Freulers grösste Stärke: Er erledigt zuverlässig die vielen kleinen Details, die für den Erfolg einer Mannschaft unabdingbar sind. Er ist laufstark. Er ist zweikampfstark. Und er ist im Kopf seinen Gegenspielern meist einen Schritt voraus. Noch in diesem Oktober sagte Yakin über Freuler: «Ich schätze an ihm vor allem seine Zuverlässigkeit. Ich kann mich nicht erinnern, dass er einmal abgefallen ist oder eine schlechte Partie gezeigt hat.» Und weiter: «Mich fasziniert seine strategische Art. Er ist ein kompletter Fussballer. Der auch Tore zum richtigen Zeitpunkt erzielt.»
In der Tat. Nach dem Schreckens-Ende bei der EM 2021 versöhnt sich Freuler mit den grossen Turnieren. An der WM 2022 erzielt er im letzten Gruppenspiel den Siegtreffer gegen Serbien. An der EM 2024 das 1:0 beim rauschenden Sieg im Achtelfinal über Italien.

Kritiker von Freuler wenden ein, dass man ihn häufig gar nicht richtig wahrnimmt im Nati-Ensemble. Das mag sein. Was neben Captain Granit Xhaka aber nicht überraschend kommt. Überdies ist Freuler einer jener Fussballer, deren Wert man erst erkennt, wenn sie einmal fehlen. Wobei er genau das eigentlich nie tut: fehlen.
Im allerersten Spiel der Ära Yakin gegen Italien im September 2021 war Freuler gesperrt. Im März 2025 verpasste er wegen einer Grippe zwei Testspiele. Ansonsten war er immer da. Und wertvoll.
Wer ersetzt Freuler in der WM-Qualifikation
Wie wirkt sich seine Absenz nun aus? Die Ausgangslage der Nati scheint komfortabel. Ein Sieg gegen Schweden zu Hause reicht mit Sicherheit zur WM-Qualifikation. Nur: Bei einem Unentschieden oder einer Niederlage droht ein nervenaufreibendes Finalspiel im Kosovo. Das muss nicht sein.
In der Pole-Position im Kampf um den Platz neben Captain Xhaka stehen Vincent Sierro und Michel Aebischer. Sierro hat im Sommer nach Saudi-Arabien gewechselt. Bei Al Shabab, einem Klub in der Hauptstadt Riad, absolvierte er bis anhin jede Minute. Für Aebischer geht es nach seinem Transfer von Bologna zu Pisa ebenfalls wieder bergauf.
Bei Ardon Jashari zeichnet sich zudem ein baldiges Comeback ab. Der Beinbruch ist verheilt. Am Wochenende sass er für seinen neuen Klub AC Milan erstmals wieder auf der Ersatzbank. Die Frage lautet nun: Macht ein Nati-Aufgebot bereits Sinn? Oder nützt er die Länderspielpause, um in Mailand nochmals intensiver zu trainieren?
WM-Qualifikation 2026
Die bisherigen Spiele:
Schweiz – Kosovo 4:0 (4:0)
Slowenien-Schweden 2:2 (0:1)
Schweiz-Slowenien, 3:0 (3:0)
Kosovo-Schweden 2:0 (2:0)
Schweden-Schweiz 0:2 (0:0)
Kosovo-Slowenien 0:0
Slowenien-Schweiz 0:0
Schweden-Kosovo 0:1 (0:1)
Die letzten Spiele:
15.11.: Schweiz – Schweden 20:45 Uhr in Genf
15.11.: Slowenien - Kosovo
18.11.: Kosovo - Schweiz 20:45 Uhr in Pristina
18.11.: Schweden - Slowenien 20:45
Modus: Der Gruppenerste qualifiziert sich für die WM 2026. Der Zweite muss in die Barrage.
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