«Der Idealfall ist, ich fahre die letzten 20 km alleine und gewinne solo», das war der Plan von Stefan Küng vor der Etappe von Chur nach Neuhausen am Rheinfall. Es ist für den Thurgauer die letzte Chance, an der heurigen Tour de Suisse noch zu Erfolg zu kommen. Früh attackieren und sich dann seiner Mitstreiter entledigen können. So müsste es kommen, denn in einem Sprint hat der Dieselmotor Küng schlechte Karten.
Mit der Fluchtgruppe klappte es für Küng und er erhielt Gesellschaft von Mauro Schmid, Harry Sweeny vom Team EF Education-EasyPost sowie von Romain Grégoire, dem Mannschaftskollegen Küngs.
Grégoire fiel am Donnerstag in der fünften Etappe zwar wohl endgültig aus dem Rennen um die Gesamtwertung, aber mit seinen rund fünfeinhalb Minuten im Gesamtklassement war der Spitzengruppe von Beginn an kein grosser Vorsprung vergönnt. Dieser pendelte sich bei zwei bis drei Minuten ein. In der Startphase des Rennens versuchten Fahrer des Teams Bahrain Victorious, mit einem Arkéa-Fahrer zur Spitzengruppe aufzuschliessen. Aber ohne Erfolg.
Zwei Schweizer mit Mut und Herzblut
Es war ein heisser Tag und die beiden Schweizer mit dem Australier Sweeny konnten auf die Hilfe von Küngs Teamkollegen Grégoire zählen. Dieser habe sich schon früh schlecht gefühlt, sagte Küng im Ziel. Aber es sei nie eine Frage für den jungen Franzosen gewesen, seinem routinierten Schweizer Coéquipier zu helfen.
Dank Grégoires letzter langer Ablösung konnten sich die drei Spitzenfahrer noch mal ausruhen und auf den verbleibenden 44 km den Vorsprung verwalten und zeitweise sogar ausbauen. Die Verfolger im Feld bissen sich an den drei gut harmonierenden Spitzenfahrern die Zähne aus. Und am Ende war es gar Silvan Dillier, der seine Schweizer Landsleute jagen musste.
Aber die Spitze wehrte sich und wehrte sich. Erst unter der Flamme Rouge, dem Banner, das den letzten Kilometer signalisiert, wurden die drei Ausreisser eingeholt. Direkt nach der Einholung nutzte Schmid eine kleine Baisse im Tempo und attackierte erneut. Ein Schweizer Auftritt mit Mut und Herz wurde letztlich aber nicht belohnt.
Die Anfahrer der Belgier De Lie und Meeus waren zu frisch und zu schnell im Finale. Jordi Meeus gewinnt am Ende klar und holt sich somit seinen zweiten Sieg auf World-Tour-Niveau. Sein erster war auf der prestigeträchtigen Champs-Élysées-Etappe an der Tour de France 2023.
Siebte Etappe für die Bergfahrer
Küng und Schmid waren im Ziel zwar ob des Resultats enttäuscht, nicht aber über ihre Leistung. «Wir haben nicht taktiert und voll durchgezogen. Somit gibt es nichts, dass man bereuen kann», sagt Schmid und Küng: «Schon die ganze Tour ist sehr hart. Wir waren eine starke Gruppe, aber es hat nicht gereicht.»
Die siebte Etappe führt von Neuhausen am Rheinfall nach Emmetten. Mit den beiden Schlussanstiegen dürfte diese Etappe wieder eine Angelegenheit für die Gesamtklassementsfavoriten werden.
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