Valentin Toffoletto hat am Sonntagabend gebannt und mit dem Handy in der Hand die Auslosung des Schweizer Cups verfolgt. Nach einem 4:3-Zittersieg gegen 2.-Liga-inter-Klub Le Locle hofft der Sportdirektor des Genfer Quartierklubs FC Grand-Saconnex auf das ganz grosse Los. Und es sollte kommen: FC Basel.

Toffoletto lässt seinen Emotionen auf Instagram freien Lauf. In einem Live-Video beschimpft er erst SRF-Losfee Martina Moser mit Wörtern, die hier nicht wiederholt werden und für die er sich umgehend auch schriftlich entschuldigt, um dann einen Jubelurschei folgen zu lassen: «Dieser Verein macht mich verrückt», schreibt Toffoletto - und weiter: «Wir werden es ablehnen, hier zu spielen und gehen nach Basel. Wir sind unsere finanziellen Sorgen auf einen Schlag los.»

Eine Nacht nach dem öffentlichen Gefühlsausbruch ist Toffoletto immer noch glücklich, aber etwas weniger überschwänglich. Er, der mit dem FC Grand Saconnex seit 2017 von der 3. Liga bis in die Promotion League aufgestiegen ist, erklärt, dass den Klub aktuell knapp 100'000 Franken Schulden plagen.
Auswärtsfahrten und Schiedsrichtergelder seien die Hauptgründe. Das Budget von Grand Saconnex sei das kleinste der Promotion League. «Kein Spieler von uns kann vom Fussball leben», sagt der Sportdirektor. Die positive Entwicklung der Genfer fusst auf Leihspielern von Lausanne und Servette und jungen Talenten aus der 1. Liga oder 2. Liga inter, die höchstens Punkteprämien erhalten. Aktuell liegt Grand-Saconnex mit nur zwei Punkten auf Rang 17 der Promotion League.
Gemäss Reglement stehen dem Heimteam alle Einnahmen zu
Aber ob der Cup und der FC Basel als Schuldentilger fungieren, ist offen. Im Reglement des Schweizer Cups ist unter Artikel 18 seit einigen Jahren festgehalten, dass die Matcheinnahmen nicht mehr beiden Teams zu 50 Prozent, sondern alleine dem Gastgeber zustehen. Er trägt damit auch das finanzielle Risiko.
Bereits in der ersten Cuprunde tauschte der FC Biel sein Heimrecht mit dem FC Basel aufgrund des laufenden Kunstrasen-Umbaus in der heimischen Tissot-Arena bis Ende Oktober. Während der Titelverteidiger im Vorfeld mitteilte, dass sämtliche Einnahmen in Basel bleiben, wurde im Nachgang mit den Seeländern vereinbart, dass der Gewinn nach Abzug aller Kosten 50:50 geteilt werden soll. Die Abrechnung ist allerdings noch nicht erfolgt.
«Was da noch reinkommt, wissen wir nicht. Allfällige Verluste hätte der FC Basel übernommen», so der Verwaltungsratspräsident des FC Biel, Nik Liechti. Er lobt die Zusammenarbeit mit dem FCB, die «sehr auf Augenhöhe» stattgefunden habe. Grundsätzlich sei er aber kein Fan solcher Tauschgeschäfte: «Ein Cupspiel sollte der Unterklassige wenn immer möglich im eigenen Stadion austragen. Cup ist Cup – sonst kann man auch Buchhalter werden.»
Fünf Tage bis zur Entscheidung
Bis Donnerstag - fünf Tage nach der Auslosung - hat Grand-Saconnex Zeit, ein Abtauschgesuch beim Schweizerischen Fussballverband einzureichen. Toffoletto hofft darum auf ein schnelles Gespräch mit dem FC Basel und sagt: «Es würde mich sehr freuen, wenn wir eine Lösung finden.»
Solange es diese noch nicht gibt, will der FCB seinerseits keine Auskunft geben. Sprecher Simon Walter erklärt lediglich: «Am Ende kommt es auf viele Faktoren an. So ein Spiel wirft nicht viel Gewinn ab. Ticketpreise, Wetter, Konsum – das alles fliesst in die Mischrechnung.» Früher lohnte sich für den FC Basel die Durchführung eines Heimspiels erst ab 15'000 Fans, diese Marke dürfte heute etwas tiefer liegen.
Alles offen also, wo gespielt wird und ob der Cup-Achtelfinal die finanziellen Sorgen des Genfer Quartierklubs lindert. Sicher ist nur, dass nicht im Stade du Blanché von Grand-Saconnex gespielt werden kann. «Da passen nicht mal alle Gästefans aus Basel rein und auch sicherheitstechnisch wäre es nicht möglich», sagt Toffoletto.
Mit Meyrin oder Carouge gäbe es zwar Alternativen. «Dann wären wir kurz enttäuscht, denn wir hoffen, dass der Grosse dem Kleinen helfen wird. Doch das Cupfest werden wir so oder so haben», sagt Toffoletto. So sicher wie am Sonntagabend ist sich Toffoletto jedoch nicht mehr, dass mit dem Traumlos die Schulden des FC Grand Saconnex bald passé sind.
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