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Skispringen

Schweizer Adler im Tiefflug: Wer rettet in Engelberg das Erbe von Simon Ammann?

Während Langlauf und Biathlon im Schatten des alpinen Skisports in diesem Winter schon für Schweizer Highlights sorgte, sind die Skispringer komplett abgetaucht - sportlich und medial.

2019 herrschte in Engelberg noch Euphorie um Killian Peier, diesmal hängen die Trauben der Schweizer Skispringer markant tiefer.
Bild: Philipp Schmidli / PHILIPP SCHMIDLI | Fotografie

Die Schweizer Skispringer reisen mit frustrierenden Resultaten im Gepäck an die zwei Weltcup-Heimspringen am Wochenende in Engelberg. Der nordische Skisport in der Schweiz hat nach dem erfolgten Rücktritt von Dario Cologna und dem (irgendwann) bevorstehenden Abschied von Simon Ammann so oder so einen schweren Stand gegen die erfolgsverwöhnten Alpinen.

Ausrufezeichen wie jüngst von Langläuferin Nadine Fähndrich oder Biathlet Niklas Hartweg kommen gerade recht. Dass seit einigen Wochen im Weltcup auch noch von den Schanzen gesprungen wird, findet medial hingegen keine Beachtung. In der Tat erinnern die bisherigen Saisonauftritte der Skispringer an den Trauerzug einer Abschiedszeremonie.

Nach dem Grand-Prix im Sommer, der dank dem einen oder anderen Topplatz Zuversicht verbreitete, bedeutet nun im Winter mit einer einzigen Ausnahme – Gregor Deschwandens 28. Rang in Titisee – bereits die Qualifikation oder spätestens der erste Durchgang Feierabend für die Swiss-Ski-Athleten. Skisprung-Euphorie mag vor dem Heim-Event am Wochenende in Engelberg so nicht aufkommen.

Berni Schödler: «Die Resultate rechtfertigen den grossen Aufwand nicht»

Disziplinenchef Berni Schödler, 2002 einst Trainer an der Seite von Doppel-Olympiasieger Simon Ammann, in der Zwischenzeit gerade noch Teilzeit-Mitarbeiter beim Verband, will die Situation nicht schönreden: «Es ist für alle Beteiligten enttäuschend. Wir sind abgewatscht worden. Für solche Resultate ist der Aufwand, der hierzulande fürs Skispringen betrieben wird, definitiv zu gross.»

Schödler hofft auf eine Verbesserung der Situation, weil nun die Wettkämpfe unterhalb des Weltcups beginnen und man den einen oder anderen Athleten mit angeknackstem Selbstvertrauen besser eine Stufe zurückstelle. «Erfolgserlebnisse sammeln muss unsere Strategie sein und im Weltcup lernt man in den seltensten Fällen gewinnen.»

Zuerst aber dürfen sich die Springer in Engelberg nochmals auf höchster Stufe präsentieren. «Die Freude muss im Vordergrund stehen. Wenn es zum Müssen wird, kommt es mit Garantie schief», sagt Schödler.

Killian Peier: Erst 27 Sprünge nach frustrierender Verletzungspause

Spass haben und vor Heimpublikum Energie tanken will auch Killian Peier, mit WM-Bronze 2019 und insgesamt 14 Top-10-Plätzen im Weltcup der Teamleader. Als besonders spassig hat der 27-jährige Westschweizer sein Comeback in Titisee nach viermonatiger Verletzungspause allerdings nicht empfunden. Mit zwei 55. Plätzen blieb Peier jeweils in der Quali hängen.

Auch für Engelberg, wo Killian Peier nach der Rückkehr von einem Kreuzbandriss vor Jahresfrist mit zwei vierten Plätzen brillierte, dämpft der Romand die Erwartungen: «Ich habe erst 27 Sprünge in den Beinen. Normal sind zu diesem Zeitpunkt bis 300. Springtechnisch ist es also noch etwas schwierig.»

Dennoch will er die Freude am Wettkampf finden, denn die viermonatige Pause wegen einer Entzündung der Patellasehne am linken Knie war für Killian Peier mental hart. Gar härter als beim Kreuzbandriss im Herbst 2000: «Damals hatte ich einen klaren Zeitplan zum Comeback, dem ich Schritt für Schritt folgen konnte. Diesmal rannte ich von Arzt zu Arzt und niemand konnte mir genau sagen, wie lange es dauern wird. Das machte es wirklich frustrierend.»

Sich dem Topniveau nähern

Killian Peier will nicht über die Gründe für das schlechte Performen der Teamkollegen sprechen. Es seien alles individuelle Gründe, er könne nur über sich selber reden. «Aber die Situation ist schon schwierig.»

Für ihn sei es viel zu früh, über mögliche Resultate zu sprechen. Er sei noch ziemlich weit von seinen Topsprüngen entfernt. «Ich will diesen in den kommenden Springen Schritt für Schritt etwas näher kommen, auch wenn ich derzeit von meinem Niveau noch ziemlich weit weg bin», erklärt der Waadtländer.

Er müsse auch realistisch bleiben. Vielleicht sei es nach Engelberg für ihn der bessere Weg, irgendwo Möglichkeiten für Trainingssprünge zu finden, als an die Vierschanzentournee zu reisen. «Wichtig ist mir, möglichst viel Spass zu haben, auch wenn das Niveau noch lange nicht meinen Erwartungen entspricht. Das geht nur mit einer gewissen Lockerheit.»

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