Das Spiel: Es läuft die 93. Minute, da jubeln die Gäste aus Trabzonspor. Endlich, werden sie sich denken. Umut Bozok macht das, was der türkische Meister zuvor stets versuchte. Und nie schaffte. Er versenkt die Kugel im Netz. Zum 1:2 aus türkischer Sicht, zur Verlängerung. Vermeintlich. Denn nach wenigen Sekunden schnellt die Fahne des Linienrichters in die Höhe - Abseits. Es bleibt beim 2:0 für den FCB. Das aberkannte Tor ist der Schlusspunkt einer spektakulären und irren zweiten Halbzeit.
Einen 1:0-Vorsprung nimmt der FCB in diese zweiten Halbzeit mit. Die Hypothek, diese 0:1-Niederlage aus dem Hinspiel in der Türkei vor Wochenfrist, ist bereits nach 13 Minuten wettgemacht. Nachdem Mahmoud Trézéguet zwei Minuten zuvor an einem tollen Reflex von FCB-Torhüter Marwin Hitz scheitert, wagt sich erstmals das Heimteam in den Angriff. Und reüssiert sogleich. Zeki Amdouni wird von Michael Lang perfekt lanciert und schliesst gekonnt ab - 1:0. Der Wahnsinn nimmt seinen Lauf.
In der 26. Minute bekommt die Basler Herrlichkeit erste Risse. Schiedsrichter Antonio Mateu Lahoz entscheidet nach einem ungestümen Einsteigens des als Linksverteidiger agierenden Anton Kades auf Penalty. Anastasios Bakasetas läuft an, rutscht aus, verschiesst. Bis zur Pause kann auf beiden Seiten ein Treffer fallen: Bei den Baslern scheitert Andi Zeqiri an Gäste-Torhüter Ugurcan Cakir, auf der anderen Seite wehrt Wouter Burger in höchster Note einen Kopfball zur Ecke ab.
Ist die erste Halbzeit bereits rasant, so geht es nach der Pause drunter und drüber. Vier Minuten sind gespielt, da spricht Lahoz erneut den Gästen einen Penalty zu. Hitz soll nach einer unübersichtlichen Situation im FCB-Strafraum den vor ihm dribbelnden Maxi Gomez zu Fall gebracht haben. Hitz trifft beides: den Ball und den Fuss des Gegners. Es ist eine heikle Entscheidung. Lahoz wird vom Videoschiedsrichter an den Monitor gebeten, lässt sich dort Zeit und entscheidet daraufhin: Kein Foul, kein Penalty. Oder anders formuliert: Zuerst Ball, dann Fuss.
Auf den nicht gegebenen Penalty reagieren die Türken mit der Wut im Bauch. Nach 58 Minuten lässt Trézéguet das Aussennetz erzittern, kurz darauf trifft Stefano Denswil nach einer Flanke per Kopf zum 1:1. Zum vermeintlichen 1:1. Denn nachdem die türkischen Spieler und die zahlreichen Gäste-Fans bereits ausgiebig und mit einem Meer an Leuchtpetarden gefeiert haben, nimmt der Videoschiedsrichter das Tor zurück. Abseits soll es gewesen sein. Eine Millimeterentscheidung.
Beim FCB brennt es weiterhin lichterloh. Nach 67 Minuten ist es Bozok, der per Kopf aus wenigen Metren nur den Pfosten trifft. Kurz darauf pariert Hitz erneut gegen Trézéguet. In der 76. Minute wagt sich der FCB, offensiv kaum gesehen, mal wieder nach vorne - und reüssiert sogleich. Ein Abpraller nach einem Schuss von Sergio Lopez landet vor den Füssen Andi Zeqiris, der den Ball souverän zum 2:0 unterbringt.
Bei diesem 2:0 bleibt es, auch weil kurz vor Schluss Bozok aus Abseitsposition zurückgepfiffen wird. Der FCB gewinnt dank Leidenschaft, Effizienz und Glück gegen ein starkes Trabzonspor und steht in den Achtelfinals der Conference League. Gegen welchen Gegner es dort gehen wird, erfährt er am Freitag um 13 Uhr.
Der Beste: Dass sich Zeki Amdouni in beneidenswerter Form befindet, zeigt er auch gegen Trabzonspor. Das 1:0 macht er cool, das 2:0 leitet er mit einem Pass auf Lopez ein. Auch sonst ist er vorne zusammen mit Andi Zeqiri stets anspielbar und ein Aktivposten.
Das gab zu reden: Es sei die Frage erlaubt: Was gab nicht zu reden? Das Spiel bietet einen Penalty, einen Penalty, der zurückgenommen wird und ein Tor, das wegen angeblicher und hauchzarter Abseitsstellung aberkannt wird. Alles keine einfachen Fälle. So ist es letztendlich ein Spiel, das in Erinnerung bleiben und das zu reden geben wird.




























Kommentare
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien, die Kommentare werden von uns moderiert.
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.