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Fans stören Spieler, McIlroy zeigt den Stinkfinger: Europa zittert sich nach hitzigem Turnier zum Ryder-Cup-Sieg

Erstmals seit über 10 Jahren gewinnt das «Team Europe» den Ryder Cup wieder auf US-Boden. Zu reden gaben die amerikanischen Fans, die durch unsportliches Verhalten auffielen.
Rory McIlroy hält die Ryder-Cup-Trophäe in die Höhe.
Bild: Seth Wenig / dpa

Das europäische Team gewinnt den Ryder Cup in Farmingdale bei New York erneut. In den Einzeln vom Sonntag zittern sich die Europäer letztlich zum Sieg.

Vor den Einzeln träumten die Europäer von einem Rekordsieg. Den höchsten Sieg im Ryder Cup feierten die Amerikaner vor vier Jahren beim letzten Heimspiel in Haven, Wisconsin, mit 19:9. Mehr als die Hälfte der Akteure – sechs Amerikaner und sieben Europäer (in 12-Mann-Teams) – war schon 2021 dabei. Nur verlief diesmal auf dem «schwarzen» Bethpage Course alles anders als vor vier Jahren.

Zittersieg für Europa nach grossem Vorsprung

Das Team Europa führte schon am Freitag mit drei Punkten Vorsprung. Nach dem Samstag betrug Europas Reserve schon sieben Punkte – Rekordvorsprung. Drei Punkte, also drei Siege oder sechs Unentschieden, benötigten die Europäer noch aus den zwölf Einzeln vom Sonntag zum ersten Auswärtssieg in den USA seit dem historischen Triumph von Medinah (Illinois) 2012, als das «Team Europe» am letzten Tag aus einem 6:10 noch ein 14,5:13,5 gemacht hatte. Oder sieben Punkte zur Egalisierung des 19:9 von 2021.

Der Ire Shane Lowry war nach seinem letzten Schlag in Ekstase.
Bild: Jesper Zerman / Imago

Statt einen Rekordsieg gab es beinahe ein neues Rekord-Comeback. Die USA hievten sich nach den zwei miserablen Tagen in die Position, den Ryder Cup sogar noch gewinnen zu können. Erst im viertletzten Einzel sicherte der Ire Shane Lowry den Europäern das Unentschieden. Und der Engländer Tyrrell Hatton stellte mit einem weiteren Unentschieden den europäischen 15:13-Zittersieg sicher.

Die Europäer gewannen den Ryder Cup, obwohl einzig der junge Schwede Ludvig Aberg eines der zwölf Einzel gewann. Das gab es noch nie! Die USA holten in den Einzeln so viele Punkte wie noch nie – und verloren trotzdem. «Es war hart», so Aberg, der Sieger des Omega European Masters 2023 in Crans-Montana. «Es wurde immer lauter und man hatte das Gefühl, die Erde würde beben.»

Fan bewarf McIlroys Frau mit Bier

Gewiss war der Sieg der Europäer verdient, weil sie an den ersten zwei Tagen famos aufgespielt hatten. Sie brachten am Samstag zuerst die amerikanischen Stars und später die chauvinistischen Fans schier um den Verstand. Es kam zu Gehässigkeiten unter Spielern, Caddies und mit Fans.

Besonders der raue Umgang der New Yorker Fans löste Debatten aus. Vor allem McIlroy wurde mehrmals verbal attackiert. In der Folge liess er sich dazu hinreissen, den amerikanischen Fans den Stinkfinger zu zeigen. Seinen Tiefpunkt erlebte der Ryder Cup, als McIlroys Frau von einem Zuschauer mit einer Bierdose beworfen wurde.

Die Vorfälle sorgten im europäischen Lager für Kritik. «Wir sollten so etwas im Golf nicht akzeptieren», meinte der betroffene Nordire. «Wäre ich Amerikaner, würde ich mich über solche Leute ärgern. Ich habe nicht viele Rufe für Scottie Scheffler gehört, aber viele gegen mich. Unterstützt eure Spieler.»

Scheffler bezwingt McIlroy, überzeugt aber insgesamt nicht

Am Sonntag brillierten dann endlich auch die Amerikaner. Scottie Scheffler, der Olympiasieger und die Weltnummer 1, gewann das Einzel gegen Rory McIlroy, den europäischen Teamleader und die Nummer 2 der Welt. Zum ersten Mal überhaupt spielten im Ryder Cup in einem Einzel die Nummer 1 und die Nummer 2 gegeneinander.

Scottie Scheffler! Er reiste als amerikanischer Hoffnungsträger nach New York. Sechs Turniere gewann er in dieser Saison, zwei davon waren Major-Turniere. Aber die vier Doppel, in denen Scheffler spielte, gingen alle verloren. Der Weltranglistenerste – der aktuelle Übergolfer – war der erste überhaupt seit 1967, der in den ersten vier Ryder-Cup-Sessions viermal verlor. Für das Gegenstück sorgte Tommy Fleetwood: Der Engländer gewann als Erster seit den Amerikanern Lanny Wadkins und Larry Nelson (beide 1979) vier Punkte vor den Einzeln. (sda)

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