Die Süddeutsche Zeitung bewertet in ihrer Online-Ausgabe den WM-Titel für Deutschland: "Die Mannschaft hat im Finale versucht, ihre Idee vom 'Jogi bonito', vom schönen Löw-Fußball, durchzusetzen. Sie zeigte Respekt, wirkte aber nicht verschüchtert vor einer Abwehr aus Granit. Gut, die DFB-Elf hatte nicht jeden über Lionel Messi laufenden Blitzkonter der Argentinier unter Kontrolle, aber weitgehend behielt sie die Hoheit über die Dramaturgie des Abends.
"Diese Weltmeisterschaft ist das Ergebnis eines lange geplanten und akribisch angestrebten Erfolgs", findet die Frankfurter Allgemeine Zeitung. "Das Fundament für diesen Sieg wurde vor gut zehn Jahren gelegt. Ohne die Investitionen in Ausbildung und Technik, in Nachwuchs und Kompetenzzentren, wäre dieser Triumph nach dem letzten Titelgewinn 1990 nicht möglich gewesen. Der Titel von Maracanã belohnt damit auch den Mut, neue Wege zu gehen.
Argentinische Medien trauern
Die argentinische Zeitung "Clarín" ist tief enttäuscht: "Der argentinische Traum wurde durch ein Tor in der Verlängerung zunichte gemacht: Deutschland Weltmeister."
"Uns wurde die Hoffnung gestohlen - ein nationaler Schlag." findet auch "Olé". "Die Nationalelf verlor das Finale in der Verlängerung durch ein hervorragendes Tor Götzes, und Deutschland hat uns wieder wie 1990 besiegt. Argentinien hat ein sehr ehrenhaftes Spiel gezeigt. Der italienische Schiedsrichter hat in der zweiten Halbzeit ein klares Elfmeterfoul an Higuaín nicht gepfiffen. Trotz des Schmerzes muss man den Jungs Applaus spenden."
Spaniens Zeitungen machen Götze zum neuen Iniesta
Vor vier jahren war es Andres Iniesta, der die Spanier in der Verlängerung zum WM-Titel schoss. Die spanischen Zeitungen haben seinen Nachfolger schnell auserkoren. Die "Marca" titelt: "Immer wieder Deutschland. Götze übernimmt die Rolle von Iniesta."
Und die "As" stösst ins selbe Horn: "Götze macht den Iniesta. Das Finale war hart umkämpft, ausgeglichen und mitreißend. Argentinien war nicht schlechter als Deutschland, hatte gute Torchancen, konnte aber Messi nicht finden."
"El País" stellt die historische Seite des Triumphs ins Zentrum: "Deutschland gewinnt wie nie! Die Deutschen geben Europa den ersten Titel in Südamerika dank einem grossen Final gegen zähe Argentinier."
Frankreich sieht "vier-Sterne-Deutschland"
Die französische Zeitung Le Parisien hält den Sieg der Deutschen für "völlig verdient": "Dieses Team war das beste Team der WM. Deutschland ist nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern auch in Sachen Fußball eine Supermacht. Das Land hat es geschafft, ein tadelloses System aufzubauen - mit finanziell gesunden Clubs und der entsprechenden Ausbildung."
"Le Figaro" titelt: "Vier-Sterne-Deutschland! Das 20. WM-Finale war ein grandioses Spektakel zwischen zwei Teams, die alles gegeben haben, um eine Entscheidung herbeizuführen. (...) Als beste Mannschaft im Turnierverlauf hat Deutschland es geschafft, dem Schicksal die Stirn zu bieten, um erstes europäisches Team zu werden, das in Südamerika einen WM-Titel gewinnt."
Und auch die "Équipe" sieht vor allem Sterne: "Vierter Stern für Deutschland! Das war enger und spektakulärer als erwartet. Die Albiceleste hat ihr langweiliges Image abgelegt und alles dafür getan, den WM-Titel für die deutsche Nationalmannschaft zu verhindern."
Italien auf Deutsch
"Germania über alles!" - zollte die italienische La Gazzetta dello Sport der deutschen Nationalelf in deren eigener Sprache Respekt. "Vierter WM-Titel für Deutschland, es entscheidet die Magie des Bayern-Angreifers Götze, vorgelegt von Schürrle. Zwei Jungs, die von der Bank kommen und zeigen, wie stark der deutsche Kader ist und wie verdient dieser Erfolg einer wahren Mannschaft am Ende war. Eine Mannschaft, die seit Jahren zusammenspielt und jetzt die Früchte erntet."
Der "Corriere dello Sport" bleibt dagegen ziemlich nüchtern: "Triumph für Deutschland. Mario Götze entscheidet die WM in Brasilien. Eine spannende und umkämpfte Partie in Rio de Janeiro, aber am Ende triumphieren die Deutschen über ein zu limitiertes Argentinien, das zu abhängig von einem nicht wiederzuerkennenden Messi ist, der komplett aus dem Spiel war. Am Ende erobert Deutschland den Pokal: erfahrener, bestimmter, deutscher. Alles in allem die stärkste Mannschaft." (mim)
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