Ottmar Hitzfeld zweifelt manchmal am Rücktritts-Entscheid

Auf die Frage, ob es seither Nächte gab, in denen er wachgelegen sei, weil ihn Zweifel beschlichen haben, sagt er im Interview mit der «Schweiz am Sonntag»: «Ja, natürlich. Ich bin auch nur ein Mensch. Und jeder Mensch hat Gefühle, seine starken und schwachen Momente.» Da sei es klar, dass er sich hinterher frage, ob ich richtig entschieden habe. Schliesslich habe er eine Mannschaft mit Perspektiven aufgebaut.

Eine Mannschaft, in der sechs Spieler unter 22 sind. «Dann denkt man schon, dass es meiner Natur eigentlich widerspricht, zu diesem Zeitpunkt aufzuhören.» Trotzdem schlafe ich seit der Bekanntgabe seines Rücktritts besser. Er hätte auch nicht verlängert, wenn der Verband ihm früher ein Angebot gemacht hätte.

«Ich hätte ja auch von mir aus die Initiative bezüglich Vertragsverlängerung ergreifen können, was ich aber nicht getan habe», sagt Hitzfeld. «Irgendwann neigt sich eine Trainerkarriere dem Ende zu. Irgendwann muss man aufhören. Als ich als junger Trainer die alten Trainer gesehen hatte, war für mich klar, dass ich nicht so enden will.»

«Leben besteht nicht nur aus Fussball»

Er habe Hochachtung vor Trainern wie Alex Ferguson, der über 70, als er bei Manchester United zurücktrat. «Aber ich, mit 70 noch auf der Bank? Nein, das Leben besteht doch nicht nur aus Fussball.» Ausserdem sei es schöner, diesen Zeitpunkt selbst zu bestimmen als irgendwann in den Zeitungen zu lesen, er solle endlich Platz machen.

Zudem äussert sich Hitzfeld im Interview mit der «Schweiz am Sonntag» zu politischen Fragen wie der 1:12-Initiative: „Wir leben in einer freien Marktwirtschaft, welche die Schweiz und andere Länder sehr stark gemacht hat. Wenn man das zu beschränken versucht, sei es mit 1:5, 1:12 oder 1:20, finde ich das nicht gut.» Hingegen befürwortet Hitzfeld die Mindestlohninitative.