Wie enttäuscht sind Sie, dass Leon Avdullahu künftig für den Kosovo anstatt für die Schweiz spielt?
Murat Yakin : Ich finde es extrem schade. Wir haben uns sehr um ihn bemüht. Und wir haben ihm den sportlichen Weg bei uns aufgezeigt. Ich habe gespürt, dass ihm der Entscheid nicht einfach gefallen ist. Aber wir müssen ihn akzeptieren.
Hat sich der Schweizer Fussballverband zu wenig um Avdullahu bemüht?
Das glaube ich nicht. Er hat sämtliche U-Nationalmannschaften bei uns durchlaufen. Und der Plan war natürlich auch, dass er weiter für uns spielt. Ich hatte ein langes Gespräch mit ihm im Frühling. Und auch jetzt wieder telefonisch mit ihm gesprochen. Zudem haben wir ihn in Hoffenheim besucht. Dass seine Ansprüche nach dem Wechsel in die Bundesliga gestiegen sind, ist auch klar.
Aber?
Wir sind nicht dazu bereit, einen Spieler zu zwingen, für uns zu spielen oder mit einem Ein-Minuten-Einsatz einfach für uns zu qualifizieren, dass er blockiert ist. Jeder muss am Ende selber spüren, was er will. Es ist eine Lebensentscheidung, eine sehr wichtige. Leon hat nicht den sportlichen Weg gewählt. Wenn jemand die Kultur und die Heimat stärker fühlt, dann können wir das nicht beeinflussen.
Wie hat Ihnen Avdullahu den Entscheid mitgeteilt?
Er hat mir am Montagabend eine Nachricht geschickt.
Nächste Woche beginnt die WM-Qualifikation. Was gibt Ihnen Zuversicht?
Ich freue mich, dass es endlich losgeht. Seit dem letzten Ernstkampf ist mehr als ein Jahr vergangen. In den letzten Jahren hat sich die Schweiz immer für die grossen Turniere qualifiziert. Der Druck und die Erwartungen sind riesig. Aber dem sind wir auch gewachsen. Und keiner der Schlüsselspieler ist verletzt.
Die Schweiz trifft auf Schweden, Slowenien und den Kosovo – wie sehen Sie die Ausgangslage?
Wir nehmen die Favoritenrolle gerne an. Das haben wir uns erarbeitet und auch verdient. Klar ist aber auch, dass jeder dieser drei Gegner eine starke und interessante Mannschaft hat.
Abwehrpatron Manuel Akanji steht bei Manchester City vor schwierigen Zeiten, hat nicht gespielt zum Saisonauftakt. Bereitet Ihnen das Sorgen?
Sportlich gesehen nicht. Er hatte eine lange Saison, absolvierte auch noch die Klub-WM, auch in der Vorbereitung kam er zum Einsatz. Und er trainiert zu 100 Prozent. Ich denke nicht, dass er nachgelassen hat. Und was einen möglichen Transfer betrifft: Es kann sein, dass ein Wechsel bevorsteht, aber es muss nicht sein. Er weiss, was er an City hat – und City weiss, was es an ihm hat. Er nimmt die Situation locker. Was klar ist: Er ist wählerisch, was eine mögliche neue Mannschaft betrifft. Er macht nicht einfach einen Transfer. Das Paket muss stimmen.
Breel Embolo scheint in Monaco ebenfalls keine Zukunft mehr zu haben. Dazu muss er am nächsten Mittwoch vor Gericht erscheinen – wie beurteilen Sie seine Situation?
Bei ihm ist mir im Moment vor allem wichtig, dass er verletzungsfrei ist. Das ist viel wert und war in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Bei der anderen Geschichte ist das Timing natürlich unglücklich. Wir werden unterstützend wirken. Ich hoffe, der Termin vor Gericht dauert nicht allzu lange, damit er kein Training verpasst. Vielleicht kommt er mit einem blauen Auge davon.
Captain Granit Xhaka ist zurück in der Premier League. Wie sehen Sie seinen Wechsel zu Sunderland?
Rund um Granit konnten wir alle wahrlich viel lesen in den letzten Monaten. Wir standen stets im Austausch. Dass es auf einen Wechsel hinausläuft, habe ich schon im Juni gemerkt. Es haben sich auch mehrere Vereine bei mir nach ihm erkundigt. Ursprünglich hätte ich nicht erwartet, dass er nochmals in die Premier League zurückgeht. Aber das Projekt Sunderland ist sehr interessant. Auch wenn es ein Aufsteiger ist und der Klassenerhalt eine grosse Aufgabe ist.
WM-Qualifikation 2026
Das Schweizer Aufgebot
Tor: Kobel (Dortmund), Keller (YB), Mvogo (vereinslos)
Verteidigung: Akanji (Manchester City), Amenda (Frankfurt), Elvedi (Mönchengladbach), Muheim (Hamburger SV), Rodriguez (Betis Sevilla), Schmidt (Leeds United), Widmer (Mainz)
Mittelfeld/Angriff: Xhaka (Sunderland), Freuler (Bologna), Jashari (Milan), Sierro (Al-Shahab), Rieder (Rennes), Zakaria (Monaco), Aebischer (Pisa), Sohm (Fiorentina), Vargas (Sevilla), Embolo (Monaco), Manzambi (Freiburg), Ndoye (Nottingham), Itten (Düsseldorf), Monteiro (YB)
WM-Qualifikation 2026
Gruppe B – die ersten Spiele
Fr, 5. September, Schweiz – Kosovo (20:45 Uhr, live SRF 2)
Fr, 5. September, Slowenien – Schweden (20:45 Uhr)
Mo, 8. September, Schweiz – Slowenien (20:45 Uhr, live SRF 2)
Mo, 8. September, Kosovo – Schweden (20:45 Uhr)
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