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Leichtathletik

Mujinga Kambundjis neuen Prioritäten sei Dank: Salomé Kora erfüllt sich einen Traum und siegt im Duell um den verlassenen Thron

Die schnellste Frau der Schweiz erwartet in diesem Herbst ihr erstes Kind. Damit macht sie auch die Konkurrenz glücklich. Die St. Galler Sprinterin Salomé Kora feiert im Alter von 31 Jahren ihren ersten Schweizer Meistertitel.
Sprintsiegerin Salome Kora erhält durch Sportminister Martin Pfister die bundesrätliche Beglaubigung ihres ersten Schweizer Meistertitels.
Bild: Til Buergy / KEYSTONE

Salomé Kora trägt nun offiziell den Titel der schnellsten Frau der Schweiz. Die Rechtmässigkeit dieser Ehre wurde ihr von niemand geringerem als dem neuen Sportminister Martin Pfister bestätigt. Der Bundesrat überreichte der 31-jährigen Sprinterin in Frauenfeld die Goldmedaille für ihren Meistertitel über 100 m.

Das Fehlen von Langzeit-Dominatorin Mujinga Kambundji, die der Geburt ihres erstes Kindes entgegenfiebert, sorgte für ein offenes und spannendes Rennen. Mit Salomé Kora und der Zugerin Géraldine Frey standen zwei ebenbürtige Athletinnen auf der obersten Favoritenstufe. Frey lief erst vor zehn Tagen beim Meeting in Fribourg mit 11,09 die beste Schweizer Zeit in dieser Saison - einige wenige Hundertstel schneller als Kora.

Als Spielverderberin kam eigentlich nur Ajla Del Ponte in Frage. Die Tessinerin meldete sich nach drei Seuchenjahren in diesem Sommer wieder mit ansehnlichen Zeiten zurück und setzte im Halbfinal mit 11,30 eine Duftmarke. Neben Kambundji und Kora ist Del Ponte die einzige Schweizer Sprinterin, die in ihrer Karriere unter 11 Sekunden blieb.

Ajla Del Ponte steht vor einer Rückkehr auf die grosse Bühne

Ajla Del Ponte verpasste die Medaillen als Vierte letztlich knapp, dürfte aber als Mitglied der Schweizer Staffel in drei Wochen an den Weltmeisterschaften in Tokio trotzdem eine Rückkehr auf die grosse Bühne feiern. Ausgerechnet an jenem Ort, wo sie 2021 bei den Olympischen Spielen als Fünfte über 100 m ihren mit Abstand grössten Erfolg feierte. Sie sei primär damit zufrieden, wieder voll und ganz gesund zu sein. «Aber drei Rennen an einem Tag wie heute bin ich mir halt nicht mehr gewohnt», sagte Del Ponte.

Auch ohne Medaille strahlt Ajla Del Ponte über ihre Rückkehr an Schweizer Meisterschaften nach dem letzten Start 2022.
Bild: Til Buergy / KEYSTONE

Das Duell um Gold fiel letztlich eindeutiger aus als auf dem Papier angekündigt. Salomé Kora stürmte der Konkurrenz davon und lief im Final in 10,10 Sekunden ihr schnellstes Rennen der Saison. Géraldine Frey hingegen verkrampfte auf der zweiten Streckenhälfte. Die Zugerin wollte allerdings nicht von einer Niederlage sprechen, auch wenn ihr Zuger Bundesrat der Konkurrenz gratulieren musste. Ihr grosses Saisonziel sei die WM-Qualifikation und diese habe sie souverän geschafft.

Für Salomé Kora ist es die erste Goldmedaille bei den Aktiven. «Dieser Titel bedeutet mir wirklich enorm viel», sagte die strahlende Siegerin. Sie habe gewusst, dass das Fehlen von Mujinga eine einmalige Chance bedeute. Besonders stolz war Kora auf ihre Arbeit auf mentaler Ebene, angesichts dieser vielleicht einmaligen Titelchance nicht zu verkrampfen und ihr Rennen durchzuziehen.

Wicki ist wieder da und Mumenthaler feiert Premiere

Was Ajla Del Ponte bei den Frauen verkörperte, war im Sprint der Männer die Rolle von Silvan Wicki. Der Basler fehlte zwei Jahre wegen Verletzungen und gab erst Ende Juni sein Comeback. Mit einer Zeit von 10,40 sicherte er sich nun die Bronzemedaille. In seinem besten Jahr 2020 lief Wicki sogar 10,11 und war damals der einzige ernsthafte Herausforderer des inzwischen wegen Dopings gesperrten Alex Wilson. Nun möchte der 30-Jährige als Fernziel zum Abschluss seiner Karriere als Sprinter 2028 in Los Angeles noch einmal olympische Luft schnuppern. Noch sei sein Körper aber noch am kämpfen mit den Maximalbelastungen, die in Sprintwettkämpfen auf ihn wirken, erklärte Wicki.

Silvan Wicki (links) mag bei seinem Comeback den neuen Schweizer Sprintstar Timothé Mumenthaler das Wasser noch nicht ganz reichen.
Bild: Til Buergy / KEYSTONE

Nachfolger von Wilson als bester Schweizer Sprinter ist inzwischen der Genfer Timothé Mumenthaler. Der 22-Jährige lief in diesem Jahr bereits 10,13 und gewann in Frauenfeld hoch überlegen in 10,26 Gold. Wie für Kora ist es auch für Mumenthaler der erste nationale Titel. Auf einen Start am Sonntag über seine Paradestrecke 200 m, wo er im vergangenen Jahr in Rom sensationell Europameister wurde, muss Mumenthaler aufgrund einer Muskelverhärtung nach dem dreifachen Renneinsatz am Samstag verzichten. Seine fragile Oberschenkel-Muskulatur erweist sich nicht zum ersten Mal als Problemzone.

Ehammer zeigt sein Potenzial als Mehrkämpfer

Zehnkämpfer Simon Ehammer plant für die nationalen Titelkämpfe in Frauenfeld insgesamt Einsätze in vier Disziplinen. Der Samstag verlief zur vollsten Zufriedenheit des Appenzellers. Zuerst übersprang er mit dem Stab die Höhe von 5,35 m und verbesserte sein persönliche Bestmarke damit gleich um 14 Zentimeter.

Simon Ehammer flog mit dem Stab so hoch wie noch nie.
Bild: Til Buergy / KEYSTONE

Dann gelang ihm bei der obligaten Titelverteidigung im Weitsprung nach mehreren vergeblichen Anläufen endlich wieder ein Versuch über 8 Meter. Die 8,05 m waren erst der vierte Sprung jenseits der magischen Marke in diesem Sommer. Nun will er am Sonntag auch im Hürdensprint aufs Podest und im Diskuswerfen seine Trainingsfortschritte unter Beweis stellen und so den Flow in Richtung Tokio mitnehmen. In Japan plant Ehammer erstmals an einem Grossanlass einen Doppelstart im Zehnkampf und im Weitsprung.

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