Zum Saisonauftakt stürmen Nino Schurter und Lars Forster das Podest beim Weltcup in Brasilien. Warum stehlen die beiden Schweizer dem Podiums-Trio das Rampenlicht? Sie protestieren. Und alle Athletinnen und Athleten stehen hinter ihnen.
Die Sportlerinnen und Sportler und die Organisationsfirma Warner Bros sind nicht auf einer Wellenlänge. Jetzt übt auch Mathias Flückiger Kritik am amerikanischen Mediengiganten. Die Strecken seien zu einfach. Eine der beiden Ausnahmen ist die WM-Strecke in Crans-Montana, auf der am kommenden Wochenende die Titelkämpfe in Cross-Country ausgertagen werden. Die andere ist die Weltcup Strecke in Leogang.
Aber zuerst zur Ausgangslage: Seit Mountainbiken als Sport in den 1990er-Jahren so richtig aufkam, nehmen anstelle der ersten drei, wie überall sonst in der Sportwelt, die ersten fünf Fahrerinnen und Fahrer ihre Plätze auf dem Mountainbike-Podest ein. Das verhilft einer grösseren Anzahl Sportlerinnen und Sportlern, den Weg in die mediale Aufmerksamkeit zu finden. Essenziell, da Mountainbiketeams oft um die Gunst der Sponsoren und die damit verbundene finanzielle Unterstützung kämpfen müssen.
Die Amis wollen das Mountainbike gross machen
Die Organisatoren und Vermarkter des Mountainbike-Weltcups, der amerikanische Medienriese Warner Bros, hat aber andere Ideen. Auf die Saison 2023 hin kaufte der Konzern die Rechte von Red Bull TV ab und bestimmt seither im Namen der UCI die Geschicke des Mountainbike-Sports. Als erste Amtshandlung erhöhten sie gleich die Startgebühren für die teilnehmenden Teams.
Als Warner Bros diesen Frühling ankündigte, das Podest von fünf auf drei Plätze zu verkleinern, reagierte die Weltelite der Mountainbikerinnen und -biker mit einem Protestbrief.
«Seit über dreissig Jahren besteht das Podest im Weltcup aus fünf Fahrern. Dieses einzigartige Podest gehört zum Mountainbike-Sport und hat zahllosen Fahrern und Teams mehr Aufmerksamkeit ermöglicht. (...) Es gibt nur einen Grund, daran etwas zu ändern: dass man gleich daher kommt wie die anderen Sportarten. Wir Athleten wollen davon nichts wissen, doch wir wurden ignoriert», steht unter anderem im Brief.
Die Organisatoren hören nicht zu
Und da liegt der Hund begraben: Die Athleten fühlen sich nicht gehört, machtlos. Es wird über ihre Köpfe hinweg entschieden. Ausser zweier Bussen und einem eher faulen Kompromiss – die Viert- und Fünftplatzierten dürfen nach den TV-Bildern mit aufs Foto – schaute aber wenig heraus.
Und jetzt übt sich auch Mathias Flückiger in Kritik – und zwar hinsichtlich der Streckenführung. Aber nicht an jener der WM, sondern im restlichen Weltcup. Im Vorfeld der WM in Crans-Montana freut sich der Kletterspezialist über die Strecke im Wallis, moniert aber im selben Atemzug die Streckenführungen der anderen Weltcups.
Ihm lägen eher bergige Strecken, wie Crans. Auf der einzigen anderen bergigen Strecke (im österreichischen Leogang) wurde Flückiger Zweiter.
«Sie haben die Strecken kastriert»
Die einzige Strecke, die nicht durch die Organisatoren gekürzt worden sei. «Eigentlich suchte ich ein anderes Wort, aber sie haben die Strecken kastriert», resümiert Flückiger.
Grund dafür sei das Streben nach Spektakel, das die Organisatoren wohl so definierten, dass eine grössere Gruppe ins Ziel komme. Für Flückiger entstehe dadurch aber Monotonie. Dem Zufall werde eine grössere Rolle zugemessen. Es ist doch viel besser, wenn sich zwei, drei Fahrer um den Sieg duellieren.
Das schaffe auch klarere Identifikationsfiguren für die Fans, als wenn jede Woche jemand anderes gewinne. Was die Änderungen, die Warner Bros in den Mountainbike-Sport bringt, am Ende für Auswirkungen haben, wird sich zeigen.
Einen Lichtblick allerdings gibt es: Bei den Frauen werden die Streckenänderungen gern gesehen. Sie verbringen mehr Zeit in den Aufstiegen als die Männer. Mit den neuen Streckenführungen würden die Strecken fairer für die Frauen.
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