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Sport

Michelle Gisin weint bittere Tränen nach der Abfahrt von Garmisch

Das Schweizer Team bleibt in der Abfahrt von Garmisch-Partenkirchen unter den Erwartungen. Michelle Gisin ist untröstlich.
«Manchmal muss einfach alles raus»: Michelle Gisin belegt in der Abfahrt von Garmisch den 24. Platz. (Marco Tacca / AP (Garmisch, 8. Februar 2020))
(Bild; Imago)

Claudio Zanini aus Garmisch

Claudio Zanini aus Garmisch

Hinter den Absperrgittern, ausserhalb des Schwenkbereichs der Kameras, kauert Michelle Gisin nach ihrer Fahrt am Boden. Die Tränen fliessen minutenlang, der Körper schüttelt sich. Stephanie Venier, die österreichische Abfahrerin, kniet sich zu ihr nieder, redet ihr zu, tröstet sie. Es ist ein bedauernswertes Bild. Und ein Déjà-Vu. Vor einem Jahr musste Gisin im gleichen Zielraum von Jasmine Flury getröstet werden. Damals verletzte sie sich im Super-G am Knie und beendete die Saison.

In ihrem Comeback-Winter wechseln sich Hochs und Tiefs zuverlässig ab. In den technischen Disziplinen geht ihr vieles leicht von der Hand, in Lienz schaffte sie Ende Jahr den ersten Slalom-Podestplatz überhaupt. Doch im Speedbereich ist es bislang ein «Murks», wie es Gisin nennt. Bei hohen Tempi fehlt ihr das Vertrauen und die letzte Überzeugung. Es ist ein mentales Problem. Nachdem die Tränen weggewischt sind, sagt sie:

«Es ist frustrierend, wenn du merkst, dass du den Kopf einfach nicht frei kriegst. Deshalb bekam ich die Krise im Ziel. Manchmal muss einfach alles raus.»

Der furchtbare Sturz von Gröbli beschäftigt

Die Rennen von Sotschi liess Gisin am letzten Wochenende aus, um zu Hause in Engelberg Kräfte zu sammeln. In Garmisch wollte sie mit vollen Energiespeichern einen Schritt nach vorne machen. Dass sie die anspruchsvolle Kandahar-Piste seit letztem Jahr mit einer Verletzungsgeschichte assoziiert, merkte sie spätestens am Start. «Es kam wieder hoch. Ich habe sicher sehr Respekt gehabt», sagt sie.

Beschäftigt hatte Gisin aber auch der schwere Sturz von Teamkollegin Nathalie Gröbli. Die Nidwaldnerin stürzte im einzigen Abfahrtstraining am Freitag schwer und zog sich einen Schien- und Wadenbeinbruch zu:

Die 23-Jährige befindet sich nach wie vor im örtlichen Spital. Gisin sagt: «Der furchtbare Sturz von Nathalie war fürs ganze Team überhaupt nicht schön. Das tut uns allen mega leid. So etwas können wir nie brauchen.» Joana Hählen (7.), die zweitbeste Schweizerin hinter Corinne Suter (5.), sagte zum Sturz Gröblis: «Das ist so brutal. Ich probiere, möglichst wenig darüber zu reden, weil es mich sonst belastet.»

Michelle Gisin landete letztlich auf dem 24. Rang - mit 2,82 Sekunden Rückstand auf Siegerin Viktoria Rebensburg. Zeit verlor sie vor allem aber in den technischen Abschnitten, die ihr eigentlich liegen müssten. «Vor dem Seilbahnsprung stand ich praktisch still», sagt sie. «Ich ging draussen im Tiefschnee wenden.» Am Ende blieb die Erkenntnis, dass sie «über die Bücher» müsse. Bereits am Sonntag erhält sie im Super-G von Garmisch die nächste Gelegenheit.

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