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Marco Odermatts ruhender Pol: Wenn alle nervös sind, bleibt sein Servicemann gelassen

Die Abfahrt wurde am Sonntag abgesagt. Einer blieb auch in dieser Situation ruhig: Chris Lödler. Der Österreicher, der im Appenzellerland wohnt, ist seit fünf Jahren für Odermatts Ski zuständig. Und nicht nur.
Marco Odermatt  und sein Servicemann Chris Lödler.  (Sven Thomann / Freshfocus)
Marco Odermatt und die Freude über den Sieg in Adelboden. (Jean-Christophe Bott / EPA)

Martin Probst

Martin Probst

Egal was passiert, Chris Lödler bleibt ruhig. «Ich möchte, dass Marco spürt, dass alles bereit ist. Meine Ruhe ist wichtig für ihn. Es wäre nicht gut, wäre ich auch nervös.»

Lödler ist seit gut fünf Jahren Marco Odermatts Servicemann. Er hat den 24-Jährigen auf dem Weg vom fünffachen Juniorenweltmeister 2018 zum Führenden im Gesamtweltcup begleitet. Und er ist einer der Letzten, den Odermatt sieht, bevor er das Starthaus verlässt. Ein ruhender Pol in Momenten von grosser Nervosität.

Als Odermatt zu weinen begann

So sehr Odermatt den Eindruck hinterlässt, dass ihn nichts aus der Ruhe bringen kann – es gibt Momente, in denen es ihm zu viel wird. In Adelboden zum Beispiel, als er nach dem ersten Lauf im Riesenslalom in Führung lag und auf dem Sessellift sass.

Da begann er zu weinen. Wieso genau, konnte er nicht sagen. Es war, vermutet er, eine Mischung aus Vorfreude, die Chance zu haben, sich seinen Bubentraum zu erfüllen und – vor allem – eine Reaktion auf die enormen Erwartungen.

«Marco ist in der Regel eher ein lockerer Typ », sagt Lödler. «Vor dem zweiten Lauf in Adelboden spürte man aber, wie sehr es ihn belastet.» Lödlers Rolle ist es dann – neben den letzten Arbeiten am Ski – Gelassenheit auszustrahlen. Ein Urvertrauen, dass es gut kommt.

Odermatt siegte.

Im Auto können sie auch einmal abschalten

Lödler und Odermatt verbringen viel Zeit zusammen. Auf der ­Piste – natürlich – aber auch im Auto. So ist eine Freundschaft entstanden, die über den Skisport hinausgeht. Lödler sagt:

«Wir sprechen auch über private Dinge, gerade im Auto. Man muss auch einmal abschalten können vom Skisport, den Kopf lüften.»

Der 46-Jährige schätzt an seinem über 20 Jahre jüngeren Kollegen, «dass wir uns alles ­offen und direkt sagen können. Dass wir auch einmal Kritik einbringen dürfen, ohne dass es der andere in den falschen Hals bekommt.»

Lödler, der am Arlberg in Österreich aufgewachsen ist, wohnt seit gut 15 Jahren in der Schweiz. Einst war er Pool-Servicemann bei Swiss-Ski, dann zwei Jahre auch Trainer – unter anderen von Marc Berthod und Daniel Albrecht.

Seit gut elf Jahren arbeitet er nun als Servicemann für Stöckli und hat, bevor er bei Odermatt begann, die Ski von Viktoria Rebensburg schnell gemacht. Seit fünf Jahren besitzt er gemeinsam mit seiner Ehefrau ein Reiheneinfamilienhaus in Wienacht-Tobel im Appenzellerland.

Vor der Präparation wird alles ganz genau analysiert

Seine Arbeit bezeichnet Lödler als eine Mischung aus Handwerk und Wissenschaft. Weil für die richtige Präparation und die ­Skiwahl viele Faktoren wichtig sind. Von der Schnee- über die Aussentemperatur bis hin zur Dichte und Beschaffenheit des Schnees – alles wird gemessen und analysiert. «Faszinierend ist, was man alles bewirken kann, wenn man richtige Entscheide trifft.»

Und wenn das einmal nicht funktioniert? Lödler lacht. «Das kann natürlich passieren. Dann muss man daraus lernen.» Wäre auch komisch, wenn ihn das aus der Ruhe bringen würde.

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