«Jetzt könnt ihr es Comeback nennen.» Mit diesen Worten meldet sich Marcel Hirscher zurück. 197 Tage, nachdem er wegen seines Kreuzbandrisses operiert wurde. 421 Tage, nachdem er die Rückkehr in den Spitzensport bekannt gab. 2115 Tage, nachdem er sein eigentliches Karriereende publik machte.
Der Österreicher, der seit vergangenem Jahr für die Niederlande startet, zählt zu den besten Skifahrern der Geschichte. Als erster alpiner Skifahrer überhaupt entschied der Slalom- und Riesenslalom-Spezialist den Gesamtweltcup acht Mal hintereinander für sich. Weit über 100 Podestplätze, die meisten davon Siege (32 im Slalom, 31 im «Riesen»), verbucht er im Weltcup.
Doch sein Comeback in der vergangenen Saison verlief nicht so, wie sich Hirscher das erhofft hatte. Beim Saisonstart, dem Riesenslalom in Sölden, belegte er Rang 23. Im November, beim Slalom in Levi, verpasste er den 2. Lauf, und auch in Gurgl schied Hirscher bereits im ersten Durchgang aus.
Dann folgte der Kreuzbandriss während eines Trainings. Es bedeutete das Ende seiner Comeback-Saison, sollte aber nicht auch das Ende seiner Karriere werden. «Mehr als tausend Stunden Reha, das liess mir viel Zeit, um zu reflektieren. Was will ich von meinem Leben?», gewährt Hirscher Einblicke in seine Gedanken. Aber auch in den härtesten Momenten sei für ihn klar gewesen, dass er wieder Rennen bestreiten wolle.
Müssen die Schweizer zittern
Ausgerechnet in der Olympia-Saison kehrt Hirscher nun also zurück. Die ihm von der FIS gewährten 17 verbleibenden Wildcards aus der vergangenen Saison werden auf die kommende übertragen. FIS-Renndirektor Markus Waldner geht jedoch nicht davon aus, dass Hirscher alle davon brauchen wird. «Wenn er fit ist, ist er bald wieder in den Top 30 drinnen», sagt er zu ORF.
Gerade die Schweizer dürften bei dieser Ankündigung hellhörig werden. Denn mit Marco Odermatt im Riesenslalom und Loïc Meillard im Slalom dominierten zwei Schweizer in den vergangenen Saisons Hirschers Paradedisziplinen.
An dieser Hierarchie wird sich, obwohl der Österreicher mehr Weltcupsiege vorweist als Odermatt und Meillard kombiniert, vorerst auch nichts ändern. Denn wie Hirscher selbst sagt, weiss er noch gar nicht, wann die Rückkehr in den Weltcup-Zirkus erfolgen wird. Auf Schnee wird er frühstens im September wieder anzutreffen sein, im Rennsetting «lieber früher als später», wie er sagt.
Vor allem will Hirscher aber seine eigene Skimarke «Van Deer» optimieren. «Wir arbeiten auf eine gemeinsame Vision hin. Unsere Ski besser zu machen, sodass unsere Kunden profitieren. Es ist klar, dass ich im Rennsetting am besten dazu beitragen kann.» Es scheint also, als würde Hirscher das Marketing und die Weiterentwicklung seines Produkts im Vergleich zum sportlichen Erfolg klar priorisieren.
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