Für Belinda Bencic endet das Märchen in Wimbledon und damit auch der Traum vom ersten Grand-Slam-Titel. Wie schon vor zwei Jahren, als sie zwei Matchbälle nicht hatte nutzen können, scheitert die 28-Jährige an Iga Swiatek; diesmal diskussionslos mit 2:6, 0:6.
Schon das erste Aufschlagspiel musste Bencic abgeben. Hoffnung kam nur einmal kurz auf, als sie gleich zum Start in den zweiten Satz zu zwei Breakchancen kam. Doch Swiatek wehrte beide ab und nahm der Schweizerin bei nächster Gelegenheit deren Aufschlag ab.
Swiatek war in allen Belangen besser. Sie spielte schneller, präziser und fast fehlerfrei. Bencic blieb nur die Rolle der Statistin. Es ist ein Albtraum.
Und doch hat Belinda Bencic nun die Gewissheit, dass ihr Traum noch immer in Erfüllung gehen kann. Vor fünfzehn Monaten kam Tochter Bella zur Welt, im vergangenen Herbst kehrte sie in den Tenniszirkus zurück.
Zurück in den Top 20 der Welt
Anfang Jahr erreichte sie bei den Australian Open den Achtelfinal, im Februar gewann sie in Abu Dhabi zum neunten Mal ein Turnier, erstmals als Mutter. Nun spielte sich Bencic zum zweiten Mal nach den US Open 2019 in den Halbfinal eines Grand-Slam-Turniers.
Anfang des Jahres lag Belinda Bencic in der Weltrangliste noch im 489. Rang, nun gehört sie bereits wieder den Top 20 an. Das sind blendende Aussichten für die US Open.
Mit unerschütterlichem Glauben
Bencic pausiert nun zwei Wochen, dann erfolgt der Wechsel auf Hartplatz, mit Turnieren in Montreal und Cincinnati. Ende August steht mit den US Open in New York das vierte Grand-Slam-Turnier des Jahres an, wo sie einmal den Halbfinal und zwei Mal den Viertelfinal erreicht hatte.
Nur die wenigsten hätten Bencic zugetraut, dass sie noch einmal in die Weltspitze vorstossen würde. Auch als Mutter und Ehefrau verfolgt sie weiterhin ein Ziel, von dem sie träumt, seit sie als Zweijährige erstmals ein Racket in der Hand hielt: Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier.
«Ich bin überzeugt davon, dass es möglich ist, und setze alles daran, mir diesen Traum zu erfüllen», sagte sie Ende des vergangenen Jahres im Interview zu CH Media.
Seit Dopingsperre ohne Turniersieg
In Wimbledon geht der Traum nicht in Erfüllung. Noch nicht. Stattdessen steht Iga Swiatek erstmals im Final. Sie wartet seit ihrem fünften Grand-Slam-Sieg vor einem Jahr bei den French Open in Paris auf einen Titel.
Im Herbst war Swiatek positiv auf eine verbotene Substanz getestet worden, offenbar ausgelöst durch eine Melatonin-Pille, die sie eingenommen hatte, weil sie keinen Schlaf finden konnte. Verboten ist Melatonin nicht. Doch Swiateks Pille war offenbar verunreinigt.
Ende des vergangenen Jahres wurde Swiatek für einen Monat gesperrt. Sie habe danach mit «enormen Ängsten» zu kämpfen gehabt, bekannte sie später. Zudem trennte sie sich von ihrem langjährigen Trainer Tomasz Wiktorowski und verpflichtete Wim Fissette. Mit Kim Clijsters, Angelique Kerber und Naomi Osaka gewann der Belgier sechs Grand-Slam-Titel.
Anisimowa schaltet Sabalenka aus
Mit erheblichen psychischen Problemen zu kämpfen hatte in der Vergangenheit auch Iga Swiateks Finalgegnerin Amanda Anisimowa, die sich in ihrem Halbfinal mit 6:4, 4:6, 6:4 gegen die Belarussin Arina Sabalenka (WTA 1) durchsetzte.
Sie war 2019 im Alter von 17 Jahren bei den French Open in den Halbfinal vorgestossen. Im Herbst desselben Jahres ereilte sie jedoch ein Schicksalsschlag, als ihr Vater Konstantin überraschend verstarb.
Es folgten Verletzungen, Formtiefs und psychische Probleme, die Anisimowa im Frühling 2023 dazu veranlassten, eine mehrmonatige Auszeit zu nehmen. Sie reiste um die Welt, trieb ihr Wirtschaftsstudium voran und begann zu malen.
Nun steht sie erstmals im Final eines Grand-Slam-Turniers und gehört ab Montag auch zu den Top Ten der Weltrangliste.
Kommentare
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien, die Kommentare werden von uns moderiert.
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.