Wie sehr trifft die Absage von Stephan Lichtsteiner die Nationalmannschaft? Nun, die Idee war spannend. Allein, weil dem 41-Jährigen mit 108 Länderspielen und sieben italienischen Meistertiteln ein Ehrenplatz in der Ruhmeshalle des Schweizer Fussballs gebührte, wenn es diese denn gäbe. Aber auch, weil Lichtsteiner als Spieler die personifizierte Willenskraft war. Ausserdem hat er einen guten Draht zu Granit Xhaka, dem einflussreichsten Spieler des Schweizer Fussballs, was vor allem dann hilfreich sein könnte, wenn der Captain mit irgendetwas unzufrieden ist.
Xhaka wird kaum erfreut sein, dass sein Vorgänger als Captain nicht zur Nati stossen wird. Aber bei aller Ehrerbietung gilt auch festzuhalten: Bis dato kann niemand garantieren, dass der formidable Spieler Lichtsteiner schon jetzt ein formidabler Trainer ist oder noch einer wird. Gälte der Massstab, dass nur herausragende Kicker auch fähige Übungsleiter sind, weil nur sie wissen, worum es im Fussball auf höchstem Niveau wirklich geht, gäbe es keinen José Mourinho, keinen Jürgen Klopp, keinen Julian Nagelsmann – zumindest nicht als Trainer im Profibereich.
Lichtsteiner, seit etwas mehr als einem halben Jahr beim Erstligisten Wettswil-Bonstetten engagiert, soll den Job als Natitrainer auch abgelehnt haben, weil die Lohnvorstellungen weit auseinandergeklafft sind. Und man sich über die Kompetenzverteilung nicht einig wurde. Deswegen bricht aber beim Verband keine Panik aus. Einerseits, weil auch dort niemand die absolute Gewissheit hat, dass Lichtsteiner die ideale Besetzung gewesen wäre. Andererseits, weil man Alternativen hat.
Alex Frei ist der Idee nicht abgeneigt
Ein Name, der in diesem Zusammenhang auch genannt wurde, ist jener von Alex Frei. Der Nati-Rekordtorschütze hat seit seinem Abgang beim FC Aarau vor elf Monaten vom Fussball etwas Abstand genommen, sich zum Käsesommelier ausbilden lassen. Nach unseren Informationen wäre Frei der Idee gegenüber nicht abgeneigt, hat aber bis dato keine Signale erhalten.
Bleibt also noch Davide Callà, der 2022 zusammen mit Alex Frei von Winterthur zum FC Basel gewechselt ist. Dass er nun unter dem fünften Trainer arbeitet, seine Position aber nie zur Diskussion stand, spricht nicht gegen ihn. Ebenso wenig die Tatsache, dass der frühere Aarauer Aufstiegs- und Basler Meisterheld neben Deutsch und Italienisch auch Französisch, Spanisch und Englisch spricht und als ausgesprochen loyal gilt.
Callà will, der Verband will. Die Frage ist deshalb nicht, ob, sondern wann Callà als Nati-Assistent seinen Job antreten kann. Einerseits will sein Arbeitgeber FCB alle Störfeuer im Keim ersticken, die sich im Titelkampf negativ auswirken könnten. Andererseits will Yakin den neuen Assistenten beim nächsten Zusammenzug ab 17. März mit an Bord haben. Deshalb geht es in den Verhandlungen nur noch darum, ob der FCB seinen Assistenten auf Mandatsbasis für die zwei Wochen im März freistellt. Falls sich der FCB dieser Idee verweigert, wonach es nicht aussieht, tritt Callà seinen neuen Job erst nach der Saison an.
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