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Swiss Indoors Basel

Kei Nishikori: Des Japaners Bedeutung als Botschafter für den Fernen Osten

Dank Spielern wie dem Japaner Kei Nishikori erhalten die Swiss Indoors weltweite TV-Präsenz.

Wenn Kei Nishikori irgendwo auf der Welt auf dem Tennisplatz steht und sich mit einem Kontrahenten duelliert – wie gestern Abend in der Basler St. Jakobshalle gegen Dusan Lajovic, dann schauen ihm in seiner Heimat Japan im Schnitt knapp eine Million Menschen live vor den Fernsehgeräten zu. Das mag bei einem Land mit fast 130 Millionen Einwohner nach wenig tönen.

Wenn man aber bedenkt, dass die aktuelle Weltnummer-5 aufgrund der Zeitverschiebung in Japan meistens zu unchristlichen Nacht- oder Morgenstunden an der Arbeit ist, dann wird die Zahl schon eindrücklicher – zumal sie auch alle weniger bedeutenden Matchs in den Vorrunden beinhaltet. Zum Vergleich: In der Schweiz schauten 2009 beim US-Open-Final zwischen Roger Federer und Juan Martín del Potro zu nachtschlafender Zeit im Schnitt 350 000 Leute zu.

Klar ist: Kei Nishikori ist in seiner Heimat unglaublich populär und deshalb ist seine Präsenz für Tennisturniere in aller Welt Gold wert – auch für Basel. Wenn es darum geht, das Teilnehmerfeld für die Swiss Indoors zusammenzustellen, dann spielen nicht nur sportliche Kriterien eine Rolle, sondern in zweiter Linie auch die Diversifizierung. Will heissen: je internationaler das Teilnehmerfeld, umso umfassender ist die weltweite TV-Abdeckung, umso höher die Einschaltquoten und damit auch die Reichweite.

Enormer Wachstumsmarkt

Der Kanadier Milos Raonic und der US-Mann Jack Sock decken heuer das nordamerikanische Segment ab, der Argentinier del Potro Südamerika. Nick Kyrgios wäre (vor seiner Sperre) der Mann für den australischen Kontinent gewesen. Im Fall von Kei Nishikori betrifft das fast den gesamten asiatischen Raum, der punkto Tennis immer noch als enormer Wachstumsmarkt gilt. Wenn dann mit Nishikori noch ein Spieler nahe an der absoluten Weltspitze steht, dann ist die Konstellation fast perfekt.

Für das Basler Turnier sind die direkten finanziellen Auswirkungen nicht messbar. «Aber natürlich ist es für jeden Werbepartner interessant, wenn er weiss, dass seine Marke in Asien zur Kenntnis genommen wird», bemerkt Daniel Chambon, der in Basel für die internationale TV-Vermarktung zuständig ist. Dass Nishikori, wie gestern, erst um 19 Uhr Schweizer Zeit, antritt, dürfte in dieser Woche eine Ausnahme bleiben. Um den japanischen TV-Zuschauern das Leben etwas zu erleichtern, werden die Partien ihres Lieblings auf Wunsch der TV-Sender jeweils schon auf den Nachmittag angesetzt.

Nishikori gilt in Japan als absoluter Topstar, der alleine durch Werbeverträge geschätzte 50 Millionen US-Dollar jährlich verdient. In Basel sind elf japanische Journalisten akkreditiert, die jeden Schritt des 26-Jährigen beobachten. «Er gehört, zusammen mit einem in den USA spielenden Baseballer sicher zu den mit Abstand populärsten Sportlern unseres Landes», erzählt ein in London lebender, japanischer Medienschaffender, der auch extra wegen Nishikori nach Basel gereist ist. «Bei den Grand-Slam-Turnieren ist die japanische Medien-Delegation jeweils riesig.» Bezeichnend ist aber auch, dass beim Medientermin des Japaners in Basel vor Turnierstart nur ein einziger (Schweizer) Journalist anwesend war. Ausstrahlung hält sich ausserhalb seiner Heimat in engen Grenzen.

In seiner Heimat könnte sich Kei Nishikori hingegen nicht mehr frei bewegen. Wo immer er auftritt, ist der Rummel grenzenlos. Er sagte einst in einem Interview: «Wenn ich in Japan leben würde, könnte es verrückt werden. Es ist schwierig für mich in Tokio. Ich muss alles Mögliche tragen, um mich einigermassen frei bewegen zu können – Sonnenbrille, Hut, Maske.» Als Nishikori vor knapp drei Wochen bei seinem Heimturnier in der japanischen Hauptstadt in der zweiten Runde verletzungsbedingt aufgeben musste, da war das für den Anlass ein brutaler Rückschlag. Die Organisatoren waren am Boden zerstört.

Umso glücklicher ist man in Basel, dass der per Privatflugzeug angereiste Japaner hier gestern Abend sein erfolgreiches Comeback gab. Und die Zuschauer im fernen Japan haben sich vor dem Fernseher auch gefreut.

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