notifications
Tour de France

Kanadier gewinnt bei Bergankunft – Pogacar macht bei Kletter-Show Sekunden gut

Der kanadische Radprofi Michael Woods entscheidet die Bergankunft am Puy de Dôme für sich. Jonas Vingegaard bleibt in Gelb, doch Tadej Pogacar rückt näher ran.
Der Stärkste am Puy de Dôme: Michael Woods.
Bild: Bild: Daniel Cole/AP

Als das Thermometer die 30-Grad-Marke deutlich knackte, hätte das vor allem für einen gut sein sollen: Tour-Leader Jonas Vingegaard. Denn wenn man sich in der Vergangenheit bei seinem ärgsten Rivalen, Tadej Pogacar, auf die Suche nach dessen Schwächen begab, konnte man Leistungseinbrüche bei Hitze feststellen. Doch der Slowene liess sich am Sonntag nicht abkochen – ganz im Gegenteil.

Vor 35 Jahren machte die Tour de France letztmals am legendären Puy de Dôme, der zum Unesco-Weltkulturerbe zählt, halt. Auf den letzten Metern zum 1415 Meter hoch gelegenen Gipfel mussten die Athleten einen Anstieg von fast 18 Prozent bewältigen. Just in diesem Gelände, 1,5 km vor dem Ziel, setzte der zweifache Tour-Champion Pogacar zu einer Attacke an und distanzierte Vingegaard. Bei der Bergankunft trennten die beiden zwar nur acht Sekunden, doch der 24-jährige Slowene setzte damit einen weiteren Nadelstich nach dem Erfolg bei der Tourmalet-Etappe. «Das war ein guter Tag. Ich bin sehr glücklich, dass ich etwas Zeit herausholen und Jonas unter Druck setzen konnte», konstatierte Pogacar.

Wieder ein Nadelstich von Pogacar

Als Pogacar beim erloschenen Vulkan ankam, hatten zwölf Fahrer die Ziellinie bereits passiert. Den Tagessieg sicherte sich der Kanadier Michael Woods. Der 36-Jährige war früh im Rennen mit 13 weiteren Fahrern, die im Gesamtklassement nur eine untergeordnete Rolle spielen, ausgerissen. 500 Meter vor Schluss konnte Woods den bis dahin lange führenden US-Amerikaner Matteo Jorgensen abfangen, dem auf der Zielgeraden die Puste ausging. «Ich muss mich kneifen, damit ich das begreife», so der Triumphator vom Team Israel-Premier Tech.

Tadej Pogacar kann sich von Jonas Vingegaard absetzen.
Bild: Bild: Papon Bernard / Pool / EPA

Stefan Küng klassierte sich als bester Schweizer auf dem 59. Rang (+21:40 Minuten). Silvan Dillier beendete das Rennen auf dem 79. Platz (+25:40 Minuten. Im Gesamtklassement rücken die beiden Tour-Favoriten nun noch näher zusammen. Vingegaard führt jetzt 17 Sekunden vor Pogacar. Der Australier Jai Hindley büsst auf dem dritten Platz bereits 2:40 Minuten ein. «Wir sind beide auf einem sehr hohen Level. Er war heute unheimlich stark und hat sich die Sekunden verdient. Ich bin froh, dass ich das Gelbe Trikot noch habe und denke, dass die Etappen noch kommen, die mir liegen», zeigte sich der Tour-Leader kämpferisch.

Sturz-Drama um Mark Cavendish

Mark Cavendish muss nach einem Sturz am Samstag die Tour aufgeben.
Bild: Bild: Thibault Camus/AP

Am Tag zuvor endete die Grande Boucle für den britischen Sprint-Star Mark Cavendish auf dramatische Art und Weise. Der 38-Jährige stürzte auf der achten Etappe, welche der Däne Mads Pedersen nach einer Sprintankunft für sich entschied, rund 64 km vor dem Ziel und musste nach einem Schlüsselbeinbruch aufgeben.

Cavendish wollte in der diesjährigen Ausgabe zum alleinigen Rekordhalter der Tour-Historie aufsteigen. Mit 34 Erfolgen teilt er sich die Bestmarke mit dem legendären Eddy Merckx. Weil der Brite zum Jahresende seine Karriere beenden will, erleidet das Rekord-Unterfangen einen abrupten Ausgang. Doch der Astana-Teamchef Alexander Winokurow möchte seinen Fahrer zu einem Comeback für das nächste Jahr bewegen. «Ja, wir wollen, dass Mark 2024 weitermacht und seine 15. Tour de France fährt, damit er seine 35. Etappe gewinnen kann», so der Verantwortliche des kasachischen Teams gegenüber der «L'Équipe».

Am Freitag hatte der Altmeister noch unter Beweis gestellt, dass er weiterhin Siege einfahren kann. Als Zweiter und mit einem Schaltungsproblem auf der Zielgeraden, wie er später erläuterte, verpasste er die Bestmarke nur haarscharf. Ob Cavendishs Mission unerfüllt bleibt, hängt davon ab, ob er gewillt ist, den Rücktritt vom Rücktritt zu erklären.

Nun können sich die Velo-Profis von den Strapazen der vergangenen Tage erholen. Am Montag steht der erste von zwei Ruhetagen an. Tags darauf wartet ein profiliertes Gelände, welches einer Fluchtgruppe bei den fünf mittelschweren Bergwertungen im Zentralmassiv von Vulcania nach Issoire eine Chance bietet.

Kommentare (0)