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Italien

John Wayne und Robert Mitchum in Rot-Schwarz

Milans 35-jähriger Stürmer Olivier Giroud entscheidet am Sonntag das Spitzenspiel in der Serie A gegen Napoli. Der Senior ist der perfekte Statthalter des Veteranen Zlatan Ibrahimovic.
Olivier Giroud nach dem Siegestor gegen Napoli
Bild: KEYSTONE/AP/Alessandro Garofalo

Mehr Instinkt kann ein Stürmer nicht zeigen, als es Olivier Giroud in der 49. Minute des Spiels in Neapel tat. Nach einem abgewehrten Freistoss schoss Mitspieler Davide Calabria von der Strafraumgrenze, und Giroud fälschte den Ball mit der Fusssohle aus acht Metern zum 1:0 ins Tor. Ein Treffer, so unspektakulär wie wichtig. Er liess Milan die Tabellenführung in der Serie A vor Meister Inter Mailand und Napoli zurückholen.

Olivier Giroud ist trotz seiner 35 Jahre ein moderner Mittelstürmer. Er kann sich ins Spiel seiner Mannschaft einbinden und die Mitspieler besser aussehen lassen. Und natürlich erzielt er Tore - mit rechts und links, mal spektakulär, mal opportunistisch; mit einem banalen Ablenker wie in Neapel oder gerissen mit einem Schlenzer nach einem Absatztrick wie beim 2:1-Siegestreffer vor einem Monat im Derby gegen Inter.

Vier Tore gegen Roma, Inter und Napoli

Gegen den Stadtrivalen erzielte Giroud beide Tore, in Neapel sorgte er für die Entscheidung und Anfang Jahr schoss er gegen die AS Roma (3:1) das frühe und wegweisende 1:0. Milan träumt nicht zuletzt dank Girouds Treffern in den "Big Games" vom ersten Meistertitel seit 2011. Der Franzose spielt seine Rolle als Nummer 2 im Mailänder Sturmzentrum perfekt. Er liefert ab, was man von ihm im Sommer verlangt hatte.

Der amtierende Weltmeister und Champions-League-Sieger als Nummer 2? Genau! Denn geholt hat Milan Giroud, dessen Vertrag bei Chelsea ausgelaufen war, um die zu erwartenden Unpässlichkeiten des 40-jährigen Zlatan Ibrahimovic zu kompensieren. Die Rollen waren klar verteilt. Ibrahimovic ist gesetzt, Giroud spielt, wenn der Schwede verletzt oder angeschlagen ist. Zusammen standen sie nur 116 Minuten auf dem Platz, verteilt auf fünf Spiele.

Tor-Heit statt Torheit

Nicht wenige Tifosi hatten im Sommer die Nase gerümpft über den Transfer von Giroud. Sie hätten lieber einen jüngeren Stürmer als Statthalter von Ibrahimovic gesehen. Doch fürs Erste scheint die Rechnung von Sportdirektor Paolo Maldini aufzugehen, nur zwei Mittelstürmer im Kader zu haben, einer 40 Jahre alt, der andere 35.

Der Schachzug war keine Torheit, sondern eine Tor-Heit. Die statistischen Werte der beiden sind unter den gegebenen Umständen nämlich exzellent. Ibrahimovic absolvierte 16 Partien und schoss 8 Tore. Giroud brauchte für seine 8 Tore 19 Einsätze.

Ibrahimovic hat seit dem Jahreswechsel wegen Problemen an der Achillessehne nur noch zwei Mal von Beginn weg gespielt, während Giroud vier Tore in drei Spitzenspielen erzielte. In der Vorrunde dagegen hatte Giroud in acht Spielen gefehlt, wegen Hexenschuss und eines Muskelfaserrisses, während Ibrahimovic in elf Spielen sieben Mal traf.

Nur drei Mal gemeinsam out

Kein Zweifel, als alte und zuweilen lahmende Haudegen erinnern Giroud und Ibrahimovic ein wenig an John Wayne und Robert Mitchum im Western-Klassiker "El Dorado". Wenn es zählt, laufen sie zu Hochform auf - und ergänzen sich in jeder Hinsicht prima. Die Stafette gelingt nämlich nicht nur beim Tore schiessen vorzüglich, sondern auch beim Abwechseln mit den Verletzungen. Ibrahimovic hat 12 Spiele verpasst, Giroud deren 9. Aber nur drei Mal haben die beiden gemeinsam gefehlt.

Und so passte es irgendwie zu dieser Milan-Saison, was sich in Neapel nach der Pause ereignet hat: 49. Minute: Giroud erzielt das 1:0-Siegestor. 68. Minute: Giroud wird verletzt ausgewechselt. 89. Minute: Ibrahimovic gibt nach sechs Wochen sein Comeback. (sda)

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