Als Thomas Müller zum letzten Mal für «seine» Bayern den Rasen in der Bundesliga verliess, klopfte er sich immer wieder auf das Wappen über dem Herzen. Eine interne Meisterfeier am Samstagabend in der Konzerthalle Zenith, am Sonntag das grosse Fest mit den Fans auf dem Marienplatz – danach sollte der Abschieds- und Feiermarathon für die Vereinsikone endgültig zu Ende gehen. Wie es für ihn nach der Klub-WM weitergeht, liess der 35-Jährige weiterhin offen.
«Ich lasse mir Zeit, habe keinen Stress, aber immer noch Lust, weiter Fussball zu spielen. Ich habe eine Liste, die ich abarbeite. Das Gesamtpaket muss stimmen», sagte Müller nach dem 4:0 in Hoffenheim gegenüber Sky. «Für heute, morgen, übermorgen weiss ich konkret, was ich vorhabe. Was danach kommt, steht tatsächlich noch in den Sternen», so Müller. Er wolle «ungern im Interview über meine Gefühlslage bezüglich der Zukunft sprechen».
Wie geht es mit Leroy Sané weiter?
Mit der Zukunft beschäftigen sich derweil die Klubverantwortlichen. Für die Zeit nach Müller stellen sich drängende Personalfragen. Die Vertragsverlängerung mit Leroy Sané beispielsweise scheint derzeit ungewiss. «Das Angebot liegt vor, aber er möchte es in dieser Form nicht annehmen», sagte Sportvorstand Max Eberl, «das ist sein gutes Recht.» Sportdirektor Christoph Freund meinte: «Aktuell gibt es noch keine Einigung, das stimmt. Die Gespräche laufen bereits seit einiger Zeit, aber sie sind konstruktiv.»
Auch wenn Sané kürzlich den Berater wechselte, gebe es «kein böses Blut», ergänzte Eberl: «Man spürt bei Leroy, dass er grundsätzlich gerne bleiben würde. Wir haben unseren Wunsch klar geäussert und jetzt schauen wir, was in den nächsten Tagen passiert.» Die Teamkollegen jedenfalls setzen sich für einen Verbleib ein. «Ich hätte Lust, Teil davon zu sein», sagte Joshua Kimmich: «Das ist ein grossartiger Verein, wir haben einen super Trainer, ein starkes Team – und wir spielen attraktiven Fussball.»
Sané sei «in den letzten sechs bis neun Monaten sehr konstant unterwegs» gewesen und habe nicht mehr die «Hochs und Tiefs» wie früher, so Kimmich. Klub-Patron Uli Hoeness zeigt sich vom medialen Wirbel rund um die Personalthemen zunehmend genervt. «Warum spekuliert ihr immer so viel? Er hat uns nicht mitgeteilt, dass er gehen will», sagte der 73-Jährige an der Meisterfeier in Freimann. Auch die Gerüchte um den möglichen Transfer von Florian Wirtz von Bayer Leverkusen stören ihn erheblich.
«Was soll ich Ihnen jetzt sagen?», antwortete er einem Reporter auf dem roten Teppich, der nach dem Stand beim Wunschspieler fragte, und ergänzte sichtlich genervt: «Ihr habt doch wochenlang Unsinn geschrieben – er gehe zu Manchester City, dabei war er in Liverpool. Wir liefern euch irgendwann Fakten – und keine weiteren Spekulationen. Dafür seid ihr zuständig.»
Grundsätzlich empfindet Hoeness die Bewertung der Saison angesichts von 13 Punkten Vorsprung auf Bayer Leverkusen und 25 auf Borussia Dortmund als zu negativ. «Der deutsche Meistertitel ist der ehrlichste», betonte er: «Wenn man aber die Medien der letzten Wochen – oder des ganzen Jahres – verfolgt hat, hatte man ständig das Gefühl, der FC Bayern spiele eine miserable Saison, als wären wir im Abstiegskampf. Dabei haben wir selten so souverän den Titel geholt.»
Und ein weiterer Titel könnte ab dem 14. Juni an der Klub-WM noch dazukommen. «Ich glaube, wenn man als FC Bayern irgendwo antritt», so Eberl deutlich, «dann hat man auch den Anspruch, das Turnier zu gewinnen.»
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