notifications
Formel 1

Gründung der «F1 Academy»: Startet bald wieder eine Frau in der Formel 1?

Letztmals vor 46 Jahren ging in der Motorsport-Königsklasse eine Fahrerin an den Start. Mit einer neuen Talentserie will die Formel 1 Frauen an den Männerclub heranführen – und ihren CEO Lügen strafen.

Öffnet sich die Formel 1 bald für Frauen?
Bild: Freshfocus

46 Jahre ist es her, als mit Lella Lombardi letztmals eine Frau einen Formel-1-Boliden steuerte. Beim Grossen Preis von Österreich fuhr die vor 30 Jahren verstorbene Italienerin in der Saison 1976 auf den zwölften Platz. Dass in naher Zukunft nochmal eine Fahrerin ins eingestaubte Männerbild der weltweit wichtigsten Motorsportserie drängen wird, darf wohl als recht unwahrscheinlich abgetan werden.

Zumal gar Stefano Domenicali, der CEO der Formel 1 höchstselbst, einem solchen Szenario keinerlei Chancen einräumen mag. «Realistisch betrachtet» gehe er nicht davon aus, «dass wir in den nächsten fünf Jahren eine Frau in der Formel 1 sehen werden», hatte der 57-Jährige im August erklärt –um mit einer erstaunlichen Portion Süffisanz anzufügen: «Es sei denn, ein Meteorit schlägt ein.»

Die unverblümte Rhetorik hatte Domenicali sodann Kritik von prominenter Stelle eingebracht. «Es ist wichtig, dass wir genau solche Dinge nicht sagen. Ich sehe jedenfalls keinen Grund, warum wir keine Frau im der Formel 1 haben sollten», echauffierte sich der vierfache Weltmeister Sebastian Vettel, der sich ob seines politischen Engagements auch jenseits der Rennstrecken einen Namen gemacht hat und seine Karriere nach dem Grossen Preis von Abu Dhabi am Wochenende beenden wird. Auch Lewis Hamilton, mit sieben Weltmeistertiteln einer der Erfolgreichsten seiner Zunft, sprach sich unlängst für mehr Einstiegsmöglichkeiten für Frauen aus.

«F1 Academy» soll Frauen an die Königsklasse heranführen

Immerhin scheint die Formel 1 die Notwendigkeit für konkrete Massnahmen erkannt zu haben, will sie Frauen beizeiten eine Perspektive bieten. Als erster Schritt soll im nächsten Jahr die sogenannte «F1 Academy» ins Leben gerufen werden, eine exklusiv für junge Fahrerinnen konzipierte Rennserie, die ihren Teilnehmerinnen als Vorbereitung auf höhere Wettbewerbsklassen dienen soll. Die Formel 1 als Motorsport-Königsklasse wurde im einschlägigen Communiqué in diesem Zusammenhang explizit angeführt.

Formel-1-CEO Stefano Domenicali (links) hält es für unwahrscheinlich, dass eine Frau den Aufstieg in die Formel 1 statt.
Bild: Keystone

Die «F1 Academy» soll sich in ihrer ersten Saison aus fünf Teams mit je drei 165 PS starken Autos zusammensetzen. An sieben Wochenenden sind insgesamt 21 Rennen geplant. Dass die Formel 1 gezielt eine solche Nachwuchs-Rennserie aus der Taufe hebt, verwundert kaum: Denn um einer Frau Einlass in den elitären Männerclub zu gewähren, braucht es zunächst einmal talentierte Anwärterinnen, die für einen solchen Aufstieg infrage kommen. Mit der Kolumbianerin Tatiana Calderón ist aktuell eine einzige Frau in der Formel 2, der – wie der Name nahelegt – zweithöchsten Wettkampfklasse, aktiv.

«Die Formel 1 möchte sicherstellen, dass wir alles tun, was wir können, um mehr Vielfalt und Wege in diesen unglaublichen Sport zu schaffen», liess sich Stefano Domenicali, nun sich einer weitaus zurückhaltenderen Wortwahl befleissigend, in der Mitteilung zitieren. Mit dem neuen Wettbewerbskonzept schickt sich Stefano Domenicali an, seine eigene Prophezeiung Lügen zu strafen.

Kommentare (0)