Rory McIlroy schleuderte seinen Putter weg, sank von Weinkrämpfen geschüttelt zu Boden und schrie elf Jahre aufgestauten Frust in das kurz gemähte Gras neben dem 18. Loch. Als das lange Warten auf die Vollendung seiner Karriere endlich vorbei war, liess der Superstar seinen Emotionen freien Lauf. Nach einem dramatischen Finaltag hatte der Nordire erstmals das Masters gewonnen und als sechster Golfer der Geschichte seinen Karriere-Grand-Slam perfekt gemacht.
Ups and Downs während der Schlussrunde
Unter den «Rory»-Sprechchören der in Augusta «Patrons» genannten Fans schleppte sich der gleichsam erleichterte wie erschöpfte McIlroy zu seiner Familie neben dem Grün. Eine Umarmung mit Ehefrau Erica, Küsse für die vierjährige Tochter Poppy - dann hatte der 35-Jährige dringend etwas zu erledigen: «Ich muss los, ich muss mir mein grünes Jackett holen.»
Die Trophäe des Siegers (Grösse 38) hatte sich McIlroy schwer erkämpft. Nachdem er auf der Schlussrunde schon mehrfach wie der sichere Sieger und genauso oft wie der tragische Verlierer ausgesehen hatte, gewann der Weltranglisten-Zweite im Stechen gegen seinen englischen Ryder-Cup-Kumpel Justin Rose. «Dieser Tag war eine komplette Achterbahnfahrt», gab McIlroy zu Protokoll: «Am Ende ist es der schönste Tag in meinem Leben als Golfer. Ich habe meine Träume wahr gemacht.»
In McIlroys Heimat Nordirland waren da beim Public Viewing längst alle Dämme gebrochen. Schliesslich hat der mittlerweile fünfmalige Major-Champion nach den Ikonen Jack Nicklaus, Tiger Woods, Gary Player, Gene Sarazen and Ben Hogan nun bei allen vier grossen Turnieren triumphiert.
Karriere vollendet
Der übertragende US-Sender CBS würdigte McIlroys Eintrag in die Geschichtsbücher mit fünf Minuten und sieben Sekunde Stille, in denen die Bilder für sich sprachen. Die britischen Medien überschlugen sich. Nahezu alle Kommentatoren weltweit freuten sich für den Helden einer ganzen Golfer-Generation, der durch seinen Kampf für die Einheit des Sports und gegen die Milliarden aus Saudi-Arabien in den vergangenen Jahren zahlreiche weitere Sympathien gewonnen hat.
Der Stellenwert McIlroys, der in der vergangenen Dekade mehrfach kurz vor grossen Triumphen an seinen Nerven gescheitert war und sich nun ganz nebenbei über 4,3 Millionen Dollar Preisgeld freuen durfte, wurde in Augusta überdeutlich. Trotz der US-Kontrahenten um Bryson DeChambeau und Titelverteidiger Scottie Scheffler war der Europäer der grosse Liebling der amerikanischen Fans.
Seinen bislang letzten Sieg bei einem Major hatte McIlroy 2014 bei der PGA-Championship gefeiert. «Ich habe mich schon gefragt, ob es jemals meine Zeit sein würde», sagte der Sieger - und war mit etwas Abstand zu seinen Gefühlsausbrüchen wieder zu Scherzen aufgelegt: «Angesichts der letzten zehn Jahre, in denen ich mit der grossen Last des Grand Slam auf den Schultern hierhergekommen bin, frage ich mich nun, worüber wir alle im nächsten Jahr reden werden.»
Jedenfalls nicht mehr über Bernhard Langer. Die 67 Jahre alte deutsche Ikone war bei ihrem letzten Auftritt an der Magnolia Lane am Freitag um einen Schlag am Cut gescheitert. Der zweite deutsche Starter hatte es ins Wochenende geschafft. Der 35 Jahre alte Stephan Jäger aus München landete am Ende auf dem geteilten 52. Rang - 20 Schläge hinter McIlroy.
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