Unmittelbar nach dem Start in die Vorbereitung zur Rückrunde ist durchgesickert, dass sich Michael Skibbe intensiv nach einem neuen Arbeitgeber umsieht. Der 49-jährige Deutsche soll sich am Dienstag in Zürich mit Vertretern des türkischen Erstdivisionärs Eskisehispor zu Verhandlungen getroffen haben. Ein Insider verrät, dass man bei der GC-Führung einem Abgang von Skibbe nicht im Weg stehen würde. Im Gegenteil: Ein Wechsel Skibbes würde etliche Probleme lösen.
Schliesslich war es Skibbe, der das Machtvakuum bei GC zu seinen Gunsten nutzte und den schärfsten Kritiker aus den eigenen Reihen demontierte. Doch die Suspension von Captain Vero Salatic entpuppte sich für Skibbe als Eigentor. Ohne seinen spiritus rector näherte sich GC der Abstiegszone. Doch Skibbe schloss trotz der schlechten Resultate eine Rückkehr von Salatic kategorisch aus. Es war dem Machtwort des Präsidenten Stephan Anliker geschuldet, dass Salatic rehabilitiert wurde.
Skibbe blieb nicht konsequent
Skibbe machte gute Miene. Allein damit entlarvte er sich als Opportunist. Wäre er konsequent gewesen, hätte er an jenem Tag, an dem Salatic per präsidialem Dekret in die Mannschaft integriert wurde, seinen Dienst quittiert. Doch Skibbe ist geblieben. Selbst im Wissen, dass er bei grossen Teilen der Mannschaft einen Autoritätsverlust erleiden würde. Was blieb, war ein jämmerliches Laienschauspiel, wie er den Schulterschluss mit Salatic zelebrierte.
Skibbe hat aber nicht nur wegen seines Zerwürfnisses mit Salatic intern an Support eingebüsst. Sondern auch wegen seiner schlechten Transfers, die er im Sommer wegen einer fehlenden Kontrollinstanz (Sportchef) in Alleinregie durchgeführt hat. Torhüter Davari ist mittlerweile nur noch zweite Wahl. Sinkala und Kahraba – beide unterdessen nicht mehr im Kader – waren ein grosses Missverständnis. Merkel genügt nicht. Ebenso wie Jahic. Kurz: Skibbe hat mit seinen Transfers nur Geld verschwendet. Geld, das GC eigentlich gar nicht hat.
Skibbes Entlassung wäre zu teuer gewesen
Denn GC geht es schlecht. Fünf bis sechs Millionen Franken, so ein Insider, würde Ende Saison das Minus betragen. Die angespannte finanzielle Situation ist auch ein Grund, weshalb Skibbe nicht entlassen wurde. Die Hoppers hätten eine Entlassung des früheren Bundesliga-Trainers schlicht nicht stemmen können. Denn Skibbe war schlau genug, in der sportlich erfolgreichen Phase auf eine Verlängerung seines Vertrages bis 2016 zu pochen. Und Skibbe war damit erfolgreich. Weil in der GC-Teppichetage keiner den Weitblick hatte, die Gefahren einer solchen Vertragsverlängerung zu erkennen. Kurz: GC war in der Skibbe-Falle.
«Problem Skibbe» könnte sich von selber lösen
Doch aus dieser Falle scheinen sich die Zürcher nun befreien zu können, ohne wirklich aktiv geworden zu sein. Skibbe jedenfalls soll sich schon seit zwei Monaten nach einem neuen Arbeitgeber umsehen. Angeblich soll er nun fündig geworden sein. Der türkische Klub Eskisehirspor hat am 5. Januar seinen Trainer Ertugrul Saglam entlassen und soll grosses Interesse an einer Verpflichtung Skibbes zeigen.
Der Deutsche ist in der 680'000-Einwohner-Stadt in Anatolien kein Unbekannter. Skibbe arbeitete 2011 schon mal bei Eskisehirspor. Das Engagement endete, wie so viele andere auch, nicht in Minne. In einem Interview mit der Aargauer Zeitung sagte Skibbe: «Es war sicherlich auch etwas überhastet, aus der Türkei wegzugehen. Denn bei Eskisehirspor lief es im Grunde sehr gut. Wir waren Dritter, nahe an Galatasaray und Fenerbahçe, haben toll gespielt. Nur der Präsident war unehrlich. Wir kriegten alle kein Geld, selbst die Angestellten auf der Geschäftsstelle nicht. Dann kam ein Angebot aus der Bundesliga, das ich ablehnte. Dann kam das nächste, eben Hertha, und weil ich nicht sah, dass sich bei diesem Präsidenten irgendetwas ändern könnte, entschloss ich mich, nach Berlin zu gehen.»
Löst Skibbe ein Versprechen ein?
Auf die Frage, ob er das im Nachhinein bereuen würde, antwortete er: «Ich bereue nicht, dass ich gegangen bin. Aber ich hätte nicht so schnell gehen sollen. Mittlerweile habe ich alles Geld bekommen. Und der damalige Vize-Präsident, der ein guter Freund geworden ist, ist nun Präsident. Das bedeutet, dass ich irgendwann wieder Trainer von Eskisehirspor werde, weil ich ihm, als ich ging, versprach: Wenn du Präsident wirst, komme ich gerne zurück.»
Skibbes Prophezeiung scheint sich nun zu bewahrheiten. Und GC muss wieder einmal einen neuen Trainer suchen. Gemäss Insidern ist Urs Fischer ein Thema als Nachfolger Skibbes. Schliesslich leistet der 48-jährige Zürcher überzeugende Arbeit beim FC Thun. Einziger Makel aus GC-Sicht: Fischer ist ein FCZ-Urgestein. Doch es gab Zeiten, da war das ein grössere Problem als heute.
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