Das Kellerduell gegen Servette hätte für die Grasshoppers ein Befreiungsschlag sein sollen. Nach zwei Niederlagen bot sich den Zürchern die Möglichkeit, mit einem Sieg vor heimischem Publikum den Barrageplatz an die ebenfalls strauchelnden Genfer abzugeben.
Doch was die Mannschaft von Gerald Scheiblehner am Samstagabend an den Tag legte, war alles andere als gewinnbringend. Die Bilanz: nur ein Schuss aufs Tor, sonst kaum Chancen und defensiv anfällig. «Insgesamt war es eine nicht ausreichende Leistung, um in der Super League zu punkten», sagte der Österreicher nach der Partie gegenüber dem SRF.
Dreifachwechsel noch vor der Pause
So kam es, dass die Gäste aus Genf nach 90 Minuten mit 1:0 als Sieger vom Platz gingen. Den entscheidenden Treffer erzielte Servette-Verteidiger Steve Rouiller in der 21. Minute nach einem Eckball.
Für GC besonders ärgerlich: Wie bei der Derbyniederlage eine Woche zuvor kam der einzige Gegentreffer nach einer kurz ausgeführten Corner-Variante. Dass die Grasshoppers nach zwanzig Minuten nicht bereits mit 0:2 hinten lagen, hatten sie einzig einem VAR-Entscheid zu verdanken, der in der 8. Minute einen Abseitstreffer zurückgezogen hatte.
GC-Trainer Scheiblehner war mit der Startphase seiner Mannschaft jedenfalls überhaupt nicht zufrieden: «Zu wenig Körpersprache.» Also griff er in der 38. Minute zu einem ungewöhnlichen Mittel: Noch vor dem Halbzeitpfiff nahm er mit Samuel Marques, Tim Meyer und Nikolas Muci gleich drei Spieler vom Platz. Letzterer war über seine Auswechslung so frustriert, dass er gegen die Ersatzbank trat.
Der Dreifachwechsel, der die Mannschaft wachrütteln sollte, zeigte nicht die erhoffte Wirkung. Im zweiten Durchgang überliessen die Genfer den Zürchern zwar das Zepter und zogen sich weitgehend in die eigene Hälfte zurück. Doch GC konnte aus dem Ballbesitz kaum Chancen kreieren. «Wir hatten zu wenig Durchschlagskraft. Auch die Standardsituationen waren einfach schlecht getreten», sagte Scheiblehner nach dem Spiel.
Servette-Goalie Joël Mall, der nach einer Stunde den verletzten Jérémy Frick ersetzte, musste kein einziges Mal eingreifen. Auch wenn sich die Genfer nach dem Seitenwechsel mit dem Minimum begnügten und den unattraktiven Charakter der Partie bestärkten, reichte es am Ende für einen «Arbeitssieg», wie Mall gegenüber dem SRF betonte.
Servette zieht den Grasshoppers davon
Noch trister als die Partie an sich war die Kulisse im Stadion. Weniger als 3000 Zuschauende begaben sich in den Letzigrund. «Das ist eigentlich ziemlich traurig, wenn man bedenkt, dass zwei Traditionsvereine wie GC und Servette gegeneinander spielen», sagte Mall. Und dennoch dürfte keiner der daheimgebliebenen Fans die Entscheidung bereuen.
Servette blieb mit dem 1:0 zum zwölften Mal in Folge gegen GC ungeschlagen. Viel wichtiger ist für die Genfer aber, dass sie nach vier sieglosen Partien endlich wieder gewinnen und dank des Erfolgs im Direktduell den Abstand zum Barrageplatz auf fünf Punkte vergrössern. GC kann derweil glücklich sein, dass Schlusslicht Winterthur gegen den FC Basel verlor und die Differenz zu den Hoppers weiterhin fünf Punkte beträgt.
Gerald Scheiblehner ist unter Druck
Doch bei GC bleiben die Sorgen weiterhin bestehen. Drei Niederlagen in Folge in der Meisterschaft, nur ein Sieg aus den letzten acht Spielen. Weil man in der Tabelle nicht vom Fleck kommt, befindet man sich einmal mehr im Abstiegskampf, mit welchem man eigentlich nichts zu tun haben wollte. Die anfängliche Euphorie rund um Trainer Scheiblehner, seine Spielideen und die Einbindung der Nachwuchsspieler ist verflogen. Auch die Reaktion von Muci nach seiner Auswechslung ist ein weiteres Zeichen für die Unruhen rund um den Trainer.
«Ich muss mit der Mannschaft reden und auch klar ansprechen, dass so was einfach nicht akzeptiert wird», sagte Scheiblehner über die enttäuschende Niederlage gegen Servette. «Dann muss man es nächstes Mal besser machen.»
Dazu bleiben der Mannschaft bis zur Winterpause noch drei Spiele gegen Sion, YB und St.Gallen. Die Partien werden aber auch zur Bewährungsprobe für Scheiblehner. Sollte er auch in den nächsten drei Spielen nicht punkten, dürfte seine Zukunft als GC-Trainer auf der Kippe stehen. Die Winterpause ist jedenfalls wohl der beste Zeitpunkt für einen Trainerwechsel.





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