Der Penalty ist, gelinde gesagt, schlecht getreten. Fabian Frei schiesst zentral, Goalie Paul Bernardoni ist mit dem Fuss am Ball. Doch der Ball landet dennoch im Tor. Das 2:2 in der 96. Minute dieses Abstiegsknüller zwischen Winterthur und Yverdon lässt die ausverkaufte Schützenwiese explodieren.
Für das Heimteam fühlt sich der Punktgewinn wie ein Sieg an. Er sorgt dafür, dass der FCW mit einem kleinen Vorsprung in die letzte Runde der Relegation Group starten kann. Winterthur liegt einen Punkt vor GC und Yverdon.
2:0 haben die Gäste aus Yverdon geführt, doch noch vor der Pause gelingt Winterthur der Anschlusstreffer. Und tief in der Nachspielzeit jubelt das Heimteam dann tatsächlich noch über einen wertvollen Punktgewinn.
Fabian Frei, der 36-jährige Routinier beim FC Winterthur, der am Saisonende zurücktritt, lässt sich nach seinem glücklichen Penaltytor überschwänglich feiern. Nach seinem Tor rennt er auf die Tribüne, wo er sich von seinen Liebsten umarmen lässt. «Das war einer aus der Kategorie ‹souverän verwandelt›», sagt Frei später bei «Blue Sport» sarkastisch. «Mir rutschte das Herz in die Hose, als ich sah, dass Bernardoni stehen bleibt.»
Bei den Waadtländern ist die Gefühlslage derweil aufgeheizt, allen voran bei Antonio Marchesano. Der Ex-FCZ-Spieler, der erst in der Winterpause von Zürich nach Yverdon wechselte, fühlt sich nach Abpfiff benachteiligt. Er spricht beim späten Penalty von einer «Frechheit». Im Zweifelsfall werde immer gegen die kleineren Teams gepfiffen, so Marchesano.
Und dann sagt er einen Satz, der aufhorchen lässt: «Für den Klub geht es vielleicht ums Überleben.» Es scheint derzeit völlig unklar, welche Folgen ein Abstieg für das Yverdon-Projekt hätte. Die amerikanischen Investoren agieren hierbei undurchsichtig.
Sion spielt locker und befreit auf
Während die Emotionen auf der Schützenwiese heiss kochen, spielen sich an diesem Samstagabend die Teams von Sion und GC gerade noch warm für den zweiten direkten Abstiegskampf-Knüller. Die Nachricht vom 2:2 im Parallelspiel sickert durch. Für das Heimteam aus dem Wallis ist das späte Unentschieden eine sehr positive Botschaft. Dadurch haben sie den Ligaerhalt schon auf sicher, bevor der Ball im Tourbillon überhaupt rollt.
Dementsprechend gelöst steigen die Walliser in das Duell mit GC. Die erste Hälfte ist umkämpft, aber arm an Highlights. Zu Beginn der zweiten Hälfte gelingt Benjamin Kololli dann ein Doppelschlag für Sion zum 2:0. Die Hoppers, die unter der Woche gegen Yverdon noch für eine 5:0-Gala gesorgt hatten, zeigen sich zwar kämpferisch, können aber offensiv kaum Akzente setzen. Erst spät in der Nachspielzeit gelingt doch noch der Anschlusstreffer.
Wenige Sekunden nach Abpfiff steht Captain Amir Abrashi bereit, die Niederlage zu analysieren. Der Leithammel der Hoppers hat sich aufgerieben in diesem Spiel. Er hat dirigiert, gecoacht und ist mit kämpferischem Beispiel vorangegangen. Nun aber steht er mit leicht hängenden Schultern da und sagt: «Es ist eine sehr bittere Niederlage, es tut sehr weh, weil wir mit einem Sieg den direkten Abstieg hätten verhindern können.»
Abrashi versteht Ärger der GC-Fans
Ähnlich bedient scheinen die GC-Fans zu sein, die das Spiel in den letzten Minuten mit mehreren Würfen von Pyros immer wieder unterbrechen. «Für die Pyros habe ich kein Verständnis, aber für die Emotionen schon», sagt Abrashi. «Die Fans sind riesig enttäuscht, die haben sich auch etwas anderes erhofft. Die leiden genau gleich wie wir mit.»
Doch der GC-Captain glaubt weiter an den direkten Ligaerhalt und sagt: «Es bringt nichts, jetzt den Kopf hängenzulassen. Wir haben noch das wichtige Spiel gegen St.Gallen – und das müssen wir unbedingt gewinnen.»
Tatsächlich ist die Ausgangslage vor dieser letzten Runde in der Relegation Group ultraspannend. Yverdon und GC liegen punktgleich am Tabellenende, Winterthur einen Punkt davor. Für alle drei Teams ist sowohl noch der direkte Ligaerhalt, die Barrage gegen den FC Aarau oder der direkte Abstieg ein mögliches Szenario vor dem letzten Spieltag. Winterthur spielt gegen Sion, GC gegen St.Gallen und Yverdon gegen Zürich. Es sind Duelle, die über das Überleben von Klubs entscheiden können.


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