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Kommentar

Franz Beckenbauer wurde fast alles verziehen

Dem «Kaiser» wurde viel vergeben. Mehrere Ehen und fünf Kinder von drei Frauen waren kein Problem. Auch die Steuerhinterziehung in den Siebzigern war rasch vergessen. Einzig der Skandal um Stimmenkauf der WM 2006 blieb hängen.

Franz Beckenbauer war die letzte lebende Legende aus der romantischen Zeit des Fussballs. Jetzt ist auch er tot – ein Jahr nach Pelé, drei Jahre nach Diego Maradona, acht Jahre nach Johan Cruyff. Und wie diese war auch er mehr als bloss eine Fussball-Ikone. In Deutschland nannten sie ihn die Lichtgestalt. Oder den Kaiser.Er war Meister, Europacupsieger, Europameister. Und Weltmeister. Dies sogar als Spieler und Trainer.

Doch Beckenbauer strahlte über den Fussball hinaus. Gesellschaftlich bewegte er sich auf Augenhöhe mit Bundespräsidenten und Bundeskanzlern, mit Wirtschaftskapitänen und Show-Stars. Ihm gelang alles, und was er anfasste, wurde zu Gold. 1994 schoss er im ZDF-Sportstudio den Ball von einem Weissbierglas auf die Torwand. Und traf natürlich.

Der Skandal um Stimmenkauf bei der WM-Vergabe 2006 sorgte für Kritik an der Person Beckenbauer.
Bild: Bild: Peer Grimm / EPA

Sein Stern leuchtete so hell, dass man ihm auch Fehltritte verzieh. Dreimal verheiratet, fünf Kinder von drei Frauen, eines unehelich. Und das im erzkatholischen Bayern? Geschenkt. Steuerhinterziehung in den Siebzigern? Rasch vergessen. Ein Spruch zu Deutschlands Unbesiegbarkeit nach dem Mauerfall? Weggelächelt.

Erst der Skandal um Stimmenkauf bei der WM-Vergabe 2006 sorgte für Kritik. Nachhaltig beschmutzt wurde sein Lebenswerk zwar nicht, geschadet hat es ihm trotzdem. Wenn nicht sein Image, so litt zumindest die Gesundheit unter den Anschuldigungen. Gestorben ist Beckenbauer am Sonntag nach langer Krankheit.

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