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Ski alpin

Er bändigte die schwierigste aller Pisten: «Klaut» Monney nun Odermatt den Lauberhorn-Rekord?

Seit der Altjahreswoche hat das Schweizer Abfahrtsteam einen neuen Siegfahrer. Alexis Monney muss sich an den Rummel seit dem Bormio-Triumph noch gewöhnen, etwas anderes ist ihm wichtiger als der Ruhm.

Innerhalb eines Jahres drei Mal die Lauberhorn-Abfahrt gewinnen. Tönt schräg, aber nicht weniger als das erwarten Fans, Experten und Medien von Marco Odermatt. Und wohl auch er ein bisschen von sich selbst. 2024 fanden auf der längsten und schönsten Abfahrt der Welt zwei Rennen statt, zwei Mal war Odermatt der grosse Dominator. Und das ist er auch heuer wieder: Kein Kilde da, kein Sarrazin – wer soll den Innerschweizer auf dem Weg zum dritten Sieg in Wengen und damit in den Lauberhorn-Olymp neben den bisherigen Rekordsiegern Beat Feuz und Franz Klammer schlagen?

Mit Nummer 19 zuoberst aufs Treppchen: Alexis Monney wurde in Bormio sensationell zum nächsten Schweizer Abfahrt-Siegfahrer.
Bild: Solero/Bisi/EPA

Auf der Suche nach möglichen Kandidaten muss man das Schweizer Teamhotel in Wengen gar nicht erst verlassen. Logisch: Die ersten vier Plätze im Abfahrts-Weltcup werden von Schweizern belegt. Alle drei Abfahrten in dieser Saison wurden von einem Swiss-Ski-Athlet gewonnen, jedes Mal landete ein Landsmann auf Rang 2. Eine beispiellose Serie.

Und ja, einmal heisst weder der Sieger noch der Zweitplatzierte Marco Odermatt. In der Altjahreswoche passiert das in Bormio, wo Franjo von Allmen nach Odermatts Fahrt immer noch vorne liegt und in der Leaderbox insgeheim wohl schon mit seinem ersten Weltcup-Sieg rechnet, ehe mit Startnummer 19 Alexis Monney folgt. Und wie! Mit einer Wahnsinnsfahrt auf der für viele schwierigsten und in dieser Saison besonders anspruchsvollen Piste rast der Freiburger auf Rang 1. Damit nicht genug: Tags darauf wird Monney im Super-G-Dritter.

Monney löste in Bormio ein Versprechen ein

Knapp drei Wochen ist das her. Nun ist Monney nach Wengen gereist. Nicht mehr im Schatten der Stars. Sondern als Siegfahrer, der Interesse weckt, aber genau das nicht mag. Im Hotel herrscht ein nervöses Gewusel, als beim Schweizer Medientermin direkt nach Odermatt die Reihe an Monney ist. Gleich zu Beginn wird der 25-Jährige gefragt, wie ihm der neue Rummel um seine Person behage. Monney stellt die Ellbogen auf den Tisch und sagt mit leiser Stimme: «Ich mag das nicht so, aber ich werde mich wohl daran gewöhnen müssen.»

Wohl oder übel. Denn geht es nach seinen früheren und bisherigen Trainern, war das Wochenende in Bormio erst der Anfang. Monney galt in jüngeren Jahren als grösstes Abfahrtstalent hierzulande, Swiss-Ski-CEO Walter Reusser stellte schon vor drei Jahren in Aussicht, dass der erste Weltcup-Sieg von Monney nur eine Frage der Zeit sei. Der Juniorenweltmeister (2020) aus Châtel St. Denis vereint Kraft und sauberes Fahren, nach dem Sieg in Bormio lobte Odermatt: «Das sah bei Alexis aus wie auf Schienen.»

Alexis Monney muss sich an den neu erlangten Ruhm erst noch gewöhnen.
Bild: Jean-Christophe Bott/Keystone

Der Rummel ist das eine. Die gestiegenen Erwartungen von aussen an einen Siegfahrer das andere. Wie umgehen damit? Monney lächelnd: «Mein oberstes Ziel ist, weiterhin Spass zu haben. Ich weiss, dass ich die Fähigkeiten und die Technik für die vordersten Plätze mitbringe.» Druck, den Erfolg von Bormio schnellstmöglich bestätigen zu müssen, mache er sich keinen. «Was ich erreicht habe, kann mir niemand mehr nehmen. Man sagt ja, der Appetit kommt mit dem Essen. Diese Gefühle wieder zu erleben, wäre schön – aber wie gesagt: Spass haben ist das Wichtigste.»

Harmonische Zusammenarbeit mit dem Vater

Zumindest gegen aussen lässt sich Monney von den Geschehnissen in Bormio nicht verunsichern. Getreu den Aussagen, die andere über ihn machen: Ruhig, professionell, bescheiden. Dazu passt auch seine Antwort auf die Frage, über welche Gratulation er sich am meisten gefreut habe: «Die kam von meinem Vater.»

Louis Monney (rechts), Vater vom neuen Schweizer Skistar Alexis Monney, arbeitete früher als Trainer für Swiss Ski – hier mit Steve Locher (links).
Bild: Alessandro Della Valle/Keystone

Louis Monney war einst selber ein Talent, schaffte es aber erst als Trainer zu Swiss Ski und arbeitete dort zusammen mit den Didiers Cuche und Défago. Als Teenager hatte Monney Mühe, vom Vater Verbesserungsvorschläge anzunehmen. Mittlerweile scheint das Verhältnis auch auf beruflicher Ebene harmonisch: «Mein Vater hat mich zum Skifahren gebracht. In schwierigen Phasen schickt er mir Videos und wir analysieren zusammen. Er weiss genau, wie ich als Fahrer ticke.» Ganz offensichtlich: Die Zusammenarbeit zwischen Vater und Sohn fruchtet. Auch am Samstag auf der legendären Lauberhorn-Abfahrt?

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