
Fred Kerley, Sprint-Weltmeister und Olympia-Dritter über 100 m, nimmt an den Enhanced Games teil. Dies gab der 30-jährige US-Amerikaner am Mittwoch bekannt. Die Enhanced Games sind eine Multisportveranstaltung, die erstmals im Mai 2026 in Las Vegas stattfinden soll und bei denen Doping erlaubt ist.
Die Enhanced Games sind ein umstrittener Wettkampf, der im Mai 2026 in Las Vegas stattfindet. Dabei ist ist der Einsatz sämtlicher Dopingmittel erlaubt. Der Gründer Aron D'Souza bezeichnet den Anlass in den USA als eine sportliche Revolution. Die Sportwelt aber ist entsetzt. D'Souza, ein 40-jähriger australisch-amerikanischer Unternehmer, beschreibt die Enhanced Games als Olympische Spiele mit Doping und Geld. Ziel sei es, Supermenschen zu erschaffen, indem man die gesamte Palette an bekannten und unbekannten Dopingmitteln nutzt. Er sieht darin eine Möglichkeit, Menschen, die gesund sind, zu aussergewöhnlichen Leistungen zu befähigen. Doch Kritiker wie Ernst König von Swiss Sport Integrity sprechen gegenüber SRF von einem Verrat am Sport: Athleten sind von Natur aus aussergewöhnlich, da braucht es keine künstlichen Mittel. Die Disziplinen Schwimmen, Sprint und Gewichtheben setzen vor allem auf Kraft und Explosivität, was den Einsatz von anabolen Steroiden wahrscheinlich macht. Trotz medizinischer Betreuung für die Sportler kann der Einsatz von Dopingmitteln schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben, warnen Experten. Das IOC bezeichnet den Anlass als gefährlich und moralisch verwerflich: Kein Erfolg ist solche Risiken wert. (chm)
«Der Weltrekord war immer das ultimative Ziel meiner Karriere», erklärt Kerley in der Mitteilung der Enhanced Games, «das gibt mir die Möglichkeit, meine gesamte Energie zu investieren, um meine Grenzen zu verschieben und der schnellste Mensch der Geschichte zu werden.» Kerley ist derzeit gesperrt, weil er Dopingtests verpasst hat. Bei den Enhanced Games muss er sich den Regeln der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) aber nicht beugen.
«Kapital ist der Schlüssel»
In einem Artikel der Sports Illustrated macht Kerley keinen Hehl daraus, worum es ihm geht: «Freiheit, Familie und die Zukunft.» Bisher habe er sich gefühlt wie in einem Gefängnis, weil er sogar darin eingeschränkt wurde, welche in der Apotheke für jeden erhältlichen Medikamente er nehmen dürfe. «Jetzt habe ich meinen Frieden.»
Eine grosse Rolle spielen aber auch die Finanzen, wie Kerley offen sagt: «Kapital ist der Schlüssel.» Der Weltmeister über 100 m von 2022 kritisierte, dass die Leichtathletinnen und Leichtathleten nicht «angemessen» bezahlt würden.
Bei den Enhanced Games werden hingegen Prämien in Höhe von 500'000 US-Dollar (rund 394'000 Franken) pro Veranstaltung ausgeschüttet, wovon die Hälfte an den Sieger geht. Für einen Weltrekord im 100-Meter-Sprint winkt gar ein Bonus von einer Million US-Dollar (rund 789'000 Franken). «Ich habe mich dem Sport gegenüber immer korrekt verhalten, aber ich muss mich auch um meine Familie kümmern», kommentiert Kerley seinen Entscheid.
Kein Start an den Olympischen Spielen 2028

Der US-Amerikaner gibt damit aber auch die Chance auf, bei den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles anzutreten. Maximilian Martin, Co-Gründer der Enhanced Games, versteht, dass dies für einige unverständlich sein werde, doch sagt er: «Sie werden merken, dass die Enhanced Games die Zukunft sind.»
Kerley ist nicht der einzige Medaillengewinner von Paris, der seine Teilnahme an den Enhanced Games bereits öffentlich gemacht hat. Schwimmer Ben Proud, der bei den Olympischen Spielen 2024 über 50 m Freistil Silber holte, ist ebenfalls dabei. Neben der Leichtathletik und dem Schwimmen sind bei den «Doping-Spielen» auch Wettbewerbe im Gewichtheben geplant.
Kommentare
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien, die Kommentare werden von uns moderiert.
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.