Weil das Spiel in Nottingham stattfand, würde sich wohl ein Vergleich mit Robin Hood anbieten. Der ginge dann etwa so: Der arme Aufsteiger Sunderland bestiehlt den reichen Europacup-Teilnehmer Nottingham Forest. Schliesslich war der 1:0-Sieg der Gäste am Samstag bestensfalls schmeichelhaft. Sunderland wurde dominiert, hatte nur halb so viel Ballbesitz wie das Heimteam und nur halb so viele Abschlüsse.

Doch war das deshalb ein gestohlener Sieg? Eher nicht! Sunderlands Captain Granit Xhaka sagte jedenfalls: «Nottingham war besser, aber wir hatten einen klaren Plan und eine herausragende Mentalität.» Der Sieg war das perfekt Geschenk für Xhaka, der am Samstag 33 Jahre alt wurde.
Xhaka also. Er ist der «Spiritus rector» im Spiel von Sunderland, der wohl wichtigste Mann im Gefüge von Trainer Régis Le Bris. Deshalb bietet sich zum Spiel in Nottingham und zu Sunderland auch ein anderer Vergleich an. Weniger Robin Hood, mehr griechische Mythologie. Und dieser Vergleich geht dann so: Granit Xhaka ist mal wieder der König Midas. Denn was der Schweizer anfasst, wird zu Gold. Wir erinnern uns: Vor zwei Jahren kam Xhaka zu Bayer Leverkusen und führte diesen notorisch titellosen Klub 2024 auf Anhieb zur deutschen Meisterschaft.
Der beste Aufsteiger seit 2012/13
So weit wird es Xhaka mit Sunderland nicht bringen. Aber er ist mit seinen Kollegen auf bestem Weg, das Minimalziel zu erreichen und womöglich sogar deutlich zu übertreffen. Denn der als Abstiegskandidat gehandelte Aufsteiger Sunderland belegt in der Premier League nach sechs Spielen einen Champions-League-Platz. Die Hälfte der Partien haben Xhaka & Co. gewonnen. In Nottingham erstmals auch auswärts. Es ist mit elf Punkten der beste Saisonstart des Klubs in der höchsten englischen Liga seit 58 Jahren und die beste Performance eines Aufsteigers seit West Ham United in der Saison 2012/13.
Das alles hat sehr viel mit Xhaka zu tun. In Nottingham lieferte er mit einem gefühlvoll gechipten Freistoss den Assist zum entscheidenden Kopfballtor durch den Ex-Basel-Verteidiger Omar Alderete. Er organisierte die teilweise unter Dauerdruck stehende Equipe magistral und kam trotz schwieriger Spielphysiognomie auf eine beeindruckende Passquote von 84 Prozent.
Die Leistung Xhakas gegen Nottingham Forest und seinen Nationalteamkollegen Dan Ndoye ist umso erstaunlicher, weil sein Nebenmann im zentralen Mittelfeld, der für 31 Millionen Euro verplfichtete Senegalese Nabib Diarra, wegen einer Leistenverletzung erneut ausfiel und mit Linksverteidiger Reinildo aus Mosambik eine weitere Stammkraft gesperrt fehlte.
Diarra und Reinildo werden auch am kommenden Samstag im Auswärtsspiel gegen Manchester United fehlen. Doch einer wird auch dann dabei sein und die Hoffnung nähren auf den nächsten Coup. Granit Xhaka, der König Midas von Sunderland.
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