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Biathlon-Highlight

Eine bemerkenswerte Premiere und das Potenzial zur Ehekrise

Das Schweizer Weltcup-Team startet ab heute Mittwoch geschlossen an der Heim-EM in Lenzerheide, die so anders ist als je zuvor.

Seit dem Sommer ein Ehepaar und vielleicht in einer Woche erstmals in direkter sportlicher Konkurrenz.
Bild: facebook

Lena Häcki-Gross meldet sich in bester Laune während des Hundespaziergangs. Zum einen war das Weltcup-Wochenende in Antholz mit tollen Leistungen im Verfolgerrennen und mit der Staffel ihr persönlicher Höhepunkt der bisherigen Saison. Zum andern nimmt sie ab Wochenmitte erstmals an einem internationalen Biathlon-Wettkampf in der Heimat teil.

Die 27-jährige Engelbergerin startet zwar seit 2014 im Weltcup, an einer Europameisterschaft allerdings war sie noch nie. Das hat vor allem mit dem üblichen Status dieser Veranstaltung zu tun, welche primär den Athletinnen und Athleten des zweitklassigen IBU-Cups vorbehalten ist.

Diesmal allerdings ist vieles anders. Die EM findet in Lenzerheide statt und dient den dortigen Organisatoren als Hauptprobe für die Weltmeisterschaft in ziemlich genau zwei Jahren. Deshalb zieht das OK rund um Geschäftsführer Jürg Capol den Anlass in einer Art Deluxe-Variante auf.

Erstmals eine Live-Übertragung aller EM-Rennen

Erstmals überhaupt werden sämtliche Rennen mit einem Live-Feed für das internationale Fernsehsignal produziert. SRF zeigt die Hälfte der acht Entscheidungen, die zwischen Mittwoch und Sonntag ausgetragen werden, live im TV.

Und auch sonst richtet man mit der grossen Kelle an. Der eigentliche Stresstest soll zeigen, woran das OK bis zur WM noch arbeiten muss. «Normalerweise blicken die WM-Veranstalter auf eine langjährige Erfahrung im Weltcup zurück», sagt Jürg Capol, «wir müssen innerhalb Rekordzeit quasi bei null beginnen».

Damit die gewohnt hochstehende Schweizer Veranstaltungsqualität im Schneesport auch unter diesen Vorbedingungen gelingen kann, setzt Capol im OK auf personelle Kompetenz aus alpinen Anlässen in Lenzerheide und St. Moritz sowie auf nachhaltige Konzepte.

Dank Anreise mit den öV kein Parkplatz-Chaos

«Da es rund um die Wettkampfstätte mitten in der Hochsaison praktisch keine Parkplätze gibt, ermöglicht das Zuschauerticket bei der WM und im vorangehenden Weltcup eine Anreise per öV aus der ganzen Schweiz», sagt der Bündner, der 19 Jahre für den Internationalen Skiverband arbeitete und 2003 auch OK-Erfahrung an der Alpin-WM in St. Moritz sammelte.

Ein Upgrade der Veranstaltung ergibt sich auch durch die Namen der Teilnehmenden. Bei Gastgeber Schweiz steht das komplette Weltcupteam auf der Startliste, Deutschland benützt die EM als Selektionsanlass für die WM zehn Tage später im eigenen Land und Norwegen schickt Athletinnen und Athleten, welche es in diesem Winter im Weltcup bereits in die Top 10 geschafft haben. Viele Nationen nutzen den Anlass an einem bislang unbekannten künftigen WM-Ort auch dazu, erste Erkenntnisse im Hinblick auf 2025 zu gewinnen.

Duellieren sich die Frischvermählten bei der Mixed-Staffel?

Das Schweizer Team folgt mit der geschlossenen Teilnahme nicht nur einer Bitte von Swiss Ski. «Es entspricht auch dem klaren Wunsch von uns Athletinnen und Athleten», sagt Lena Häcki. Mit einer Bedingung: Die WM hat absolute Priorität und deshalb laufen die Schweizer Topcracks in Lenzerheide nur eine beschränkte Anzahl Wettkämpfe. Bei der Innerschweizerin ist es höchstwahrscheinlich ein einziges Rennen.

Dort allerdings kann es für Lena Häcki zu einem ganz pikanten Duell kommen. Falls die 27-Jährige bei einer der beiden Mixed-Staffeln auf der Startlinie steht, könnte ein Konkurrent ihr frisch getrauter Ehemann Marco Gross sein, der die EM-Selektion im deutschen Team geschafft hat. «Dann sind wir für eine Stunde Gegner», sagt sie im Stile der kompromisslosen Wettkämpferin mit einem breiten Grinsen. Wie cool sie diese Premiere findet, beantwortet Lena Häcki-Gross wohl erst nach dem Rennen.

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