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WM-Achtelfinal

Ein Spiel für die Geschichtsbücher: Frankreich schlägt Argentinien 4:3

Frankreich steht als erster WM-Viertelfinalist fest. Die Franzosen setzen sich im torreichen und spektakulären Achtelfinal gegen Argentinien 4:3 durch. Jungstar Kylian Mbappé trifft zweimal.

Die Equipe von Nationalcoach Didier Deschamps, die vor vier Jahren in den Viertelfinals mit 0:1 an Deutschland gescheitert war, verdiente sich den Sieg in diesem Duell zweier ehemaliger Weltmeister vollauf.

Nach dem Schlusspfiff erstarrte Lionel Messi zur Salzsäure. Die Hände stützte er in die Hüften, den Kopf liess er hängen. Minutenlang verharrte der tief gefallene Superstar in dieser Position, Messi bekam kaum mit, wie ihm der alles überragende Kylian Mbappe lächelnd auf die Schulter klopfte. Doch er muss sich der Bedeutung des Moments nach der Niederlage gegen Frankreich bewusst gewesen sein.

Mbappe wie einst Pele

Mit dem WM-Aus der argentinischen Vizeweltmeister in einem spektakulären Achtelfinal endete wohl Messis Ära auf der weltweit grössten Bühne des Fussballs, auf der Mbappe seinen ersten grossartigen Auftritt hatte. Als erster Teenager seit Pele im Finale 1958 (5:2 gegen Schweden) traf der pfeilschnelle Jungstar, der Paris St. Germain 180 Millionen Euro wert war, in einem WM-Spiel doppelt (64./68.). "Es ist eine Ehre, mit ihm in einem Atemzug genannt zu werden", sagte Mbappe.

Der 19-Jährige holte beim begeisternden Spiel in Kasan zudem einen Elfmeter heraus, den Antoine Griezmann (13.) verwandelte. Herrlich anzusehen war zudem das Traumtor von Benjamin Pavard (57.) zum 2:2. Für die unterlegenen, aber tapfer kämpfenden Argentinier trafen Angel Di Maria (41.), Gabriel Mercado (48.) und der eingewechselte Sergio Agüero (90.+3). Messi bereitete zwei Tore vor, verpasste aber erneut seinen ersten Treffer in einem K.o.-Spiel einer Weltmeisterschaft.

Messi muss WM-Traum wohl begraben

Mbappe hat nach seinem ersten Entscheidungsspiel schon zwei erzielt. Lange aufhalten, wollte er sich damit jedoch nicht. "Wir haben gesagt, zusammen können wir grosse Dinge erreichen, das haben wir heute gezeigt. Es fühlt sich grossartig an, aber jetzt müssen wir weiter arbeiten", sagte er. Doch die ganze Grande Nation träumt bereits vom Titel.

Der ist Messi und seiner "Generation der Verlierer" aller Voraussicht nach nicht vergönnt. Schon die holprige Vorrunde, die von Nebengeräuschen um Trainer Jorge Sampaoli und die traurige Gestalt, die einst Diego Maradona war, überschattet wurde, offenbarte den Zustand der Mannschaft. Javier Mascherano (34) trat nur Minuten nach dem Aus zurück, und ob Messi in vier Jahren einen erneuten Anlauf nehmen wird, darf stark bezweifelt werden. Der fünfmalige Weltfussballer war bereits vor zwei Jahren zurückgetreten und nur für seinen Traum vom WM-Titel noch einmal zurückgekehrt.

Den leben in Russland die Franzosen, die nach Anlaufschwierigkeiten in der Gruppenphase endlich ihre Ketten sprengten und den Hochgeschwindigkeitsfußball zeigten, den die Heimat erwartet. "Es war ein großes Match mit zwei großen Teams. Es wurden Fehler gemacht, aber wir haben alles getan, was notwendig war", sagte Didier Deschamps, der mit seinem 80. Spiel als französischer Trainer einen Rekord aufstellte.

Für Frankreich war es der erste Sieg gegen Argentinien an einem WM-Turnier nach den beiden Niederlagen von 1930 und 1978.

Frankreichs 4:3-Sieg ist einzigartig

In der Geschichte der Fussball-WM ist der 4:3-Sieg Frankreichs gegen Argentinien einzigartig. Erstmals ergab eine K.o.-Partie mit mehr als sechs Toren in der regulären Spielzeit einen Sieger mit dem knappsten Vorsprung von einem Tor.

Aus der Vergangenheit kann man drei WM-K.o.-Spiele zum Vergleich heranziehen. Der Viertelfinal 1938 zwischen Brasilien und Polen stand nach 90 Minuten 4:4; Brasilien siegte nach Verlängerung 6:5. Im legendären 1970er-Halbfinal zwischen Italien und Deutschland hiess es nach der normalen Spielzeit 1:1, bevor sich Italien mit 4:3 durchsetzte. Ebenfalls 4:3 nach Verlängerung gewann Belgien gegen Polen im Achtelfinal 1986.

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