Die Geschichte ist besser als so viele Märchen. Nicht Chelsea, Arsenal, Liverpool, Manchester United oder City – nein, das kleine Leicester City gewinnt den Titel in der englischen Premier League. Es ist eine der grössten Sensationen in der Fussball-Geschichte.
Baumeister des Erfolgs: der Italiener Claudio Ranieri. Und das, nachdem er zuvor mit Schimpf und Schande als Nationaltrainer Griechenlands davongejagt wurde (kann passieren, wenn man gegen die Färöer-Inseln verliert...).
Schon Wochen bevor der Triumph mit Leicester feststeht, frohlockt Ranieri an einer Medienkonferenz: «We are in Champions League, man! We are in Champions League! Dilly ding, dilly dong!» Ranieri wirkt fast ein bisschen wie der Lieblingsonkel, bei dem alles erlaubt ist.
Zehn Monate sind seither vergangen. Und längst ist alles anders. Die Euphorie ist der Ernüchterung gewichen. Aus dem Titelverteidiger Leicester ist ein Abstiegskandidat geworden. Zwei Punkte mehr als Schlusslicht Sunderland. 39 Punkte weniger als Leader Chelsea. Die letzten Resultate? 0:2, 0:3, 0:1, 0:3, 0:3. Am Wochenende aus dem FA-Cup geflogen, gegen Drittligist Millwall.
Aus dem spassigen Onkel Ranieri ist ein gewöhnlicher «Mister» ohne Magie geworden. Einer mit vielen Falten. Einer, der plötzlich seufzt und nicht mehr weiter weiss. Er sagt: «Vielleicht habe ich meinen Spielern zu lange vertraut. Aber jetzt ist genug. So kann es nicht weitergehen.» Es ist, als wäre er wieder in Athen.
Vielleicht tut da ein bisschen Ablenkung gut. Königliche Ablenkung. Wie hat doch Jürgen Klopp so schön gesagt, als er noch bei Dortmund und in der Dauerkrise war: «Champions League ist für uns wie Ferien.» Die Gruppenphase hat Leicester souverän auf Rang 1 abgeschlossen. Nun heisst die nächste Feriendestination: Sevilla. Und irgendwie hofft man aus der Ferne still und leise, dass der Lieblingsonkel bald wieder «dilly ding, dilly dong!» schreit.
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