Mario Götze zu Dortmund, Mats Hummels zu Bayern München, N’Golo Kanté zu Chelsea und vielleicht bald Paul Pogba für 120 Millionen Euro zu Manchester United − es sind spannende Transfernachrichten aus dem Ausland, welche die Sommerpause ausfüllen. Bedeutend weniger aufregend präsentiert sich dagegen der Transfermarkt in der Super League. Unter den 150 Wechseln gibt es so viele unbekannte Namen, dass man sich bisweilen wie ein Greenhorn fühlt. Und es werden noch mehr Fragezeichen dazukommen, denn internationale Transfers sind bis zum 31. August möglich, Schweizer Transfers gar bis zum 30. September.
Auch wenn aus finanziellen Gründen die grossen Namen fehlen, so bedeutet dies noch lange nicht, dass unter den zumeist jungen und hungrigen Spielern nicht die eine oder andere Trouvaille den Weg in die Schweiz gefunden hat. Wer hat schon einen Mohamed Salah, Mohamed Elneny oder Munas Dabbur gekannt, bevor sich diese in der Super League einen Namen machten und mit viel Gewinn verkauft wurden? Auch Spieler, wie die neu zum FC Basel gestossenen Eder Balanta (23), Mohamed Elyounoussi (21) oder Blas Riveros (18), besitzen das Potenzial, später einmal viel Geld in die Kassen zu spülen.
Ein Goalgetter für Basel
Der bekannteste Name unter allen Super-League-Transfers gehört allerdings nicht in diese Kategorie, denn Seydou Doumbia ist mit 28 Jahren längst ein bestandener Profi. Der Stürmer, der 2010 bei den Young Boys mit 31 Toren Torschützenkönig geworden war, wurde danach für 11 Millionen Euro an ZSKA Moskau verkauft. Mit einem satten Gewinn, hatte YB für den Ivorer zwei Jahre zuvor doch nur 130 000 Euro an Kashiwa in Japan überwiesen.
Mit Doumbia kehrt nach sechs Jahren ein Spieler in die Super League zurück, der als Torjäger grosse Spuren hinterlassen hatte und zu den besten Angreifern zählt, die je in der Schweizer Meisterschaft gespielt haben. Beim FC Basel will er nach vielen Wechseln nun zur Ruhe kommen und zu alter Leistungsstärke finden.
Nach seinem Transfer zu ZSKA Moskau hatte der Afrikaner auf einem hohen Niveau weitergespielt und war für den russischen Spitzenklub zum Volltreffer geworden. Weil sich längst nicht jeder Ausländer in Russland zurechtfindet, war es beeindruckend gewesen, wie problemlos sich Doumbia in Moskau angepasst hatte. Nach viereinhalb Jahren mit 129 Spielen und 84 Toren wurde dann absehbar, dass der zweifache russische Torschützenkönig in einer grossen Liga landen würde.
Weil Trainer Rudi Garcia in der Saison 2014/15 mit dem italienischen Internationalen Mattia Destro nicht zufrieden war und diesen an die AC Milan abtrat, sicherte sich die AS Roma im Januar 2015 kurz vor Transferschluss die Dienste des sprintstarken Offensivspielers. Sie zahlte 15 Millionen Euro an ZSKA und stattete Doumbia mit einem Vertrag bis 2019 aus. Die Hoffnung war gross, dieser würde zusammen mit Landsmann Gervinho ein Traumduo bilden. Die beiden standen allerdings zuerst noch für die Elfenbeinküste beim Afrikacup im Einsatz, gewannen diesen und feierten danach in Abidjan ausgiebig den Triumph.
Kurz vor dem Heimspiel gegen Parma kamen die Helden nach Italien zurück, und nach nur zwei Trainings nominierte Garcia sie gleich für die Startaufstellung. Es wurde ein Desaster. Doumbia blieb beim 0:0 gegen den Tabellenletzten ein Fremdkörper, es versprangen ihm die einfachsten Bälle und bei seiner Auswechslung nach 85 Minuten gab es ein gellendes Pfeifkonzert. Garcia hatte Doumbia einen Bärendienst erwiesen. Statt ihm wenigstens zwei Wochen Zeit zu geben, sich zu akklimatisieren und vom Afrikacup zu erholen, hatte der Trainer seinen neuen Spieler quasi direkt aus dem Flugzeug ins Stadion dirigiert. Doumbias Engagement stand damit von Anfang an unter einem unglücklichen Stern, auch weil ein Teil der Mannschaft glaubte, er werde von Garcia bevorzugt. Der Spieler fand den Tritt nicht und bekam Rückenbeschwerden, die wohl psychische Gründe hatten. Als Doumbia beim Auswärtsspiel gegen Inter zum Aufwärmen geschickt wurde, wunderten sich die Beobachter, wie lethargisch der Spieler sich bewegte. Der Tenor: Der gibt sich ja nicht einmal mehr Mühe. Im Sommer 2015 wurde Doumbia, in den Medien nach 13 Einsätzen mit zwei Toren als Transferflop bezeichnet, an ZSKA ausgeliehen und − oh Wunder! − an alter Stätte begann Doumbia wieder Tore zu schiessen: 11 in 21 Spielen.
Das Rätsel Newcastle
Im Winter 2016 brauchte dann Newcastle United dringend einen treffsicheren Stürmer, um den Klassenerhalt in der Premier League zu sichern. Die Magpies liehen den Ivorer für eine Million Euro von der Roma aus. Doch weder von Trainer Steve McClaren noch dessen Nachfolger Rafael Benitez bekam Doumbia eine Chance, kam in drei Einsätzen nur auf 29 Minuten. Angeblich fehlte ihm die Fitness für die Premier League. Newcastle aber stieg ab.
Danach suchte die AS Roma einen Käufer für Doumbia. Doch das Interesse am Stürmer, der nach Italien nun auch in England gescheitert war, blieb überschaubar. So packte der FCB die Chance, Doumbia für ein Jahr auszuleihen. Gemäss italienischen Quellen beträgt die Leihsumme zwei Millionen Franken und hatte Doumbia in Rom einen Lohn von drei Millionen Euro.
Wie viel er nun beim FCB verdient, ist die weniger spannende Frage als jene, wie viele Tore er beisteuern wird, um seinen alten Klub YB auf Distanz zu halten.
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