Gleichwohl blieb der Davoser seiner ruhigen Art treu -- auch im Hinblick auf das Highlight des Winters.
Das erste Training für die für Samstag geplante Abfahrt kam für Hoffmann einem Kaltstart gleich; nach vier Wochen Zwangspause und ausgeheilter Zerrung im linken Oberschenkel fehlten der Rennrhythmus und das Wissen um den Formstand. Umso höher ist die Leistung des Routiniers einzustufen. "Das beruhigt", sagt der bald 33-Jährige. "Ich habe die Gewissheit, dass mir die Strecke hier zusagt. Ich weiss, dass ich vorne dabei sein kann, wenn alles zusammenpasst." Der gelernte Maurer hat das Fundament für erfolgreiches Wirken im Rennen gelegt.
Olympische Spiele sind natürlich auch für Hoffmann etwas Spezielles. "Von der Ambiance her hat das seine Gültigkeit. Doch mehr als Skifahren kann man auch hier nicht", sagt er scherzhaft. "Eigentlich gibts keinen Unterschied zu einem Weltcup-Rennen. Entsprechend werde ich das Ganze wie gewohnt angehen, denn ich bin überzeugt: Weichst du vom üblichen Weg ab, geht der Schuss zu neunzig Prozent nach hinten los."
Zur Gelassenheit trägt bei, dass Hoffmann bereits im Besitz einer olympischen Medaille ist. Vor vier Jahren in Sestriere gewann er Bronze im Super-G. Ausserdem gibts für Hoffmann mittlerweile ein anderes, viel wichtigeres Leben neben dem Sport, andere Werte, die zählen. "Seit wir eine Familie sind", präzisiert er. Ende Oktober 2008 heiratete Hoffmann seine langjähige Freundin Tamara, im vergangenen April kam Söhnchen Fadri zur Welt.
Er nennt die Rennfahrerei "ein Spiel". Aus sportlicher Warte gründet die Gelassenheit des Bündners auf dem Fakt, nicht zu den Top-Favoriten zu gehören. Hoffmanns Rolle im Kampf um olympische Meriten ist sinnbildlich für seinen Status innerhalb der Schweizer Equipe. Auch dort stehen Didier Cuche oder Carlo Janka (oft) mehr im Brennpunkt des Interesses. Hoffmann nennt die fehlende Konstanz als Grund dafür, nicht in einem Zug mit den beiden Teamkollegen genannt zu werden. Die Resultate in den Abfahrten dieses Winters liefern den Beweis dafür. Rang 5 in Lake Louise folgte der Ausfall in Beaver Creek, Platz 3 in Val Gardena schob er Position 40 in Bormio nach. Die Klassiker in Wengen und Kitzbühel verpasste er wegen seiner Verletzung.
"Dass im Moment Didier und 'Jänks' für die Musik sorgen, ist für mich überhaupt kein Problem. Im Gegenteil: Dieser Umstand spornt mich an, an einem bestimmten Tag die sich bietende Chance beim Schopf zu packen." Vielleicht findet ja ausgerechnet die Olympia-Abfahrt an einem solchen Tag statt.
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