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Barrage

Der stolze FC Sion muss in die Challenge League – Stade Lausanne-Ouchy steigt auf

Der Aussenseiter aus Lausanne macht den Aufstieg perfekt. Der Walliser Traditionsverein stürzt derweil ins Tal der Tränen.
Grenzenloser Jubel: Stade Lausanne-Ouchy ist aufgestiegen.
Bild: Keystone

Ein Wunder brauche der FC Sion, und nichts weniger, so hat man das im Wallis vor dem Barrage-Rückspiel gesehen. Der Unterton: schon im Vorfeld ziemlich resigniert. Nun, mit dem Wunder wurde es dann auch nichts.

Der stolze FC Sion, zweifacher Meister, 13facher Cupsieger, steigt in die Challenge League ab. Er verliert gegen Stade Lausanne-Ouchy mit 2:4. Macht, zusammen mit dem 0:2 aus dem Hinspiel: 2:6 gegen den grossen Aussenseiter aus der Challenge League.

Was für ein bitteres, was für ein demütigendes Ende für den FC Sion, nach 17 Jahren in der Super League. Und doch auch: Was für ein logisches, weil der Klub in den letzten Jahren immer mehr zerfallen ist.

Schauplatz der Affiche ist die Pontaise, das altehrwürdige Stadion, das an diesem Abend so gut gefüllt ist wie noch nie in dieser Saison. Viel ist im Vorfeld gemäkelt worden über das lahme Interesse der Lausanner an ihrem Quartierklub. An diesem erscheinen sie für einmal zahlreich, 10754 sind gekommen, Saisonrekord, natürlich, und mit Abstand.

Früher Rückschlag, späte Demütigung

Und die Zuschauer bekommen früh ein Tor zu sehen, nach sechs Minuten nur spielen Liridon Mulaj und Teddy Okou einen Doppelpass, ganz einfach geht das, und schon steht es 1:0 für das Heimteam. Für den FC Sion ist das in früher Nackenschlag, und es bleibt nicht das einzige Mal, dass sie an diesem Abend in der Abwehr ganz schlecht aussehen.

Es gibt in der ersten Halbzeit Momente, in denen es aussieht, als brächen die Walliser in sich zusammen. Als wüssten sie nicht recht, wo sie zu stehen haben. Vor allem ihre rechte Abwehrseite entblössen sie wieder und wieder, dort entsteht auch das zweite Lausanner Tor.

Aber irgendwie kommt Sion doch mit einem 2:2 in die Pause. Die Walliser zeigen Widerstandskraft, zweimal gleichen sie aus. Zuerst trifft Luca Zuffi, es ist ein Tor aus dem Spiel heraus, eine Walliser Seltenheit in diesen Tagen. Und später verwandelt Anto Grgic einen Penalty.

2:2 also, das heisst auch, dass die Walliser weiterhin zwei Tore brauchen, wenn sie in der Super League bleiben wollen. Es ist dann aber Stade Lausanne-Ouchy, das schon bald am dritten Treffer vorbeischrammt - Kopfball, Innenpfosten.

Die Minuten zerrinnen jetzt bedrohlich für die Walliser, sie werden stürmischer, Karlen zögert zu lange, 61. Minute, Anto Grgic schiesst zweimal aus der Ferne, Numa Lavanchy kommt nicht an Dany Da Silva vorbei, Kevin Bua könnte einen Penalty bekommen. Tut er aber nicht. Und Sion fällt bald einmal nichts mehr ein. Sie brauchen jetzt Tore, und es kommen: Ilyas Chouaref, ein Saisontor. Und Kevin Bua, ein Saisontor.

Mario Balotelli, der teure Star, fehlt, wieder einmal. Er hätte Spektakel bringen sollen, Tore. Und jetzt: Abstieg.

Nach 80 Minuten mahnt der Speaker, man solle nach Spielschluss den Platz nicht stürmen, ein paar Sekunden später besiegelt Teddy Okou dann den Aufstieg seines Teams, 3:2 nach feinem Solo. Das 4:2 ist die Schlusspointe, die fast untergeht, weil Sion-Fans das Stadion in schwarzen Rauch hüllen. Später stürmen die Heimfans auf den Platz, und die Aufsteiger sagen in Mikrofone, wie unglaublich alles sei. Die Walliser trotten von dannen. Präsident Christian Constantin ist da schon länger von der Tribüne verschwunden.

Die Walliser bekommen ihre Quittung

Damit spielt Stade Lausanne-Ouchy bald in der Super League, der Zwerg aus Lausanne, ein Quartierverein, noch vor ein paar Jahren in 2. Liga interregional. Und jetzt also: höchste Liga, was für eine Errungenschaft für diesen Fussballzwerg. Das Waadtland war zuletzt gar nicht in der obersten Spielklasse vertreten. Und jetzt gleich dreifach, weil auch Yverdon und Lausanne-Sport aufgestiegen sind.

Das Wallis verschwindet derweil von der Fussball-Landkarte, nicht ganz natürlich, aber in der Super League fehlt der FC Sion fortan. Wie es für den Klub weitergeht, steht mehr denn je in den Sternen. Präsident und Mäzen Constantin hat zuletzt immer wieder durchblicken lassen, dass für ihn in einem Jahr Schluss ist. Und jetzt dieser Absturz in die Challenge League, erstmals nach 17 Jahren. Er ist die Quittung für Jahre voller Konzeptlosigkeit und falscher Entscheidungen.

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