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Wintersport

Der Schwyzer Skirennfahrer Thomas Pfyl beendet eindrückliche Karriere

Ein grossartiger Behindertensportler und beliebte Persönlichkeit sagt Arrivederci beim Weltcup-Finale auf der Tofana in Cortina d'Ampezzo.

Thomas Pfyl lässt sich im Zielraum feiern.
Bild: Bild: PD

Auf der traditionellen Rennstrecke Tofana, in einem der imposantesten und schönsten Skigebiete, fuhr Thomas Pfyl am letzten Freitag beim Weltcup-Slalom zum allerletzten Mal über die Ziellinie. Im Herzen der Dolomiten stimmte der äussere Rahmen perfekt, im Zielgelände wurde er von seinen Liebsten mit ohrenbetäubenden Glocken- und Treicheln-Getöse sowie weiss-roten Ballonen-Bouquets empfangen. Die obligate Champagnerdusche von seinen Teamkollegen und dem Staff war ihm sicher. Das Rennen wurde für einige Minuten unterbrochen, damit Thomas Pfyl im Zielraum würdig verabschiedet werden konnte. Diese Momente lösten in der Paralympics-Familie ungeahnte Emotionen aus, verbunden mit vielen Tränen, die nur der Sport bieten kann. Die eindrückliche Zeremonie bestätigt, dass am 17. März 2023 nicht nur ein grossartiger Sportler, sondern eine allseits beliebte und geschätzte Persönlichkeit nach 22 Weltcupsaisons die grosse Sportbühne verlässt.

Début mit 15 Jahren

Sein erstes Weltcuprennen bestritt Thomas Pfyl am 22. Januar 2002 in Wildschönau im zarten Alter von 15 Jahren. Es folgten 250 Weltcuprennen und unzählige Europacupeinsätze. Zu seinem Palmarès zählen 25 Weltcupsiege, zwei Gesamtweltcup- und vier Disziplinen-Weltcupkristallkugeln. Elf WM-Medaillen und zwei Paralympics-Edelmetalle komplettieren die imposante Sammlung in seinem Wohnzimmer. Thomas Pfyl ist leidenschaftlicher Ambri-Fan und in Schwyz aufgewachsen. Er nahm an acht Weltmeisterschaften teil und verpasste ab 2006 (Turin) bis 2022 (Peking) keine Paralympics.

Hobby zum Beruf gemacht

Thomas Pfyl macht keine halben Sachen und gibt immer alles. Beruf, Weiterbildungen, Trainings und Wettkämpfe wurden für ihn zu viel und so wagte er 2016 den Schritt zum Profisportler. «Ab diesem Moment investierte ich vermehrt Zeit für Trainings, Weiterbildungen, Erholung und Regeneration. Sportlich hat es sich ausbezahlt und ich gewann 2019 zwei Silbermedaillen an der WM in Kranjska Gora und zwei Diplome an den Paralymics 2022 in Peking», blickt Pfyl auf die professionelle Zeit zurück. Bereits im ersten Profijahr gab es auch gesundheitliche Rückschläge. Ein Achillessehnenriss beendete die Saison abrupt und Rückenprobleme akzentuierten sich zusehends. Dann kam Corona und mitten im letzten Sommertraining in Saas Fee brach sich der 36-Jährige das Wadenbein. Das waren nicht gerade ideale Voraussetzungen, um auf der Abschiedstour nochmals sportliche Duftmarken zu hinterlassen.

Mit viel Wehmut nach Cortina

Thomas Pfyl reiste mit einem mulmigen Gefühl an das Weltcup-Finale. Einerseits war da der Saisonabschluss, aber auch das nahende Karrierenende. «Alle haben mich die ganze Woche darauf angesprochen, und es wurde mir von Tag zu Tag bewusster», sagt der Allrounder und ergänzt: «Vor dem ersten Slalomlauf war ich extrem nervös, beim zweiten Lauf löste sich die Nervosität und ich konnte die letzten Tore so richtig geniessen.» Er schätzte die familiäre Atmosphäre im Team enorm. Die entgegengebrachte Wertschätzung demonstrierten sämtliche Nationen beim Starthaus, als alle seinen Namen skandierten. Das war für ihn sehr bewegend und befreiend zugleich.

Im Skirennsport ist der Steiner seiner grossen Liebe Evelyne begegnet. Mit ihr und seinem tollen Umfeld blickt er zuversichtlich in die Zukunft. Rückhalt bietet ihm ebenso das Athlet-Network (Beni Huggel und Severin Blindenbacher), das einer möglichen mentalen Leere entgegenwirken und seine berufliche Zukunft unterstützen kann. Als Botschafter von PluSport wird Thomas Pfyl dem Skisport erhalten bleiben.

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