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Tour de Suisse

Der Rockstar siegt – und denkt an den vor zwei Jahren verstorbenen Gino Mäder

Der US-Amerikaner Quinn Simmons gewinnt die 3. Etappe der Tour de Suisse mit Ziel in Heiden. Weshalb hinter der harten Schale des 24-Jährigen ein weicher Kern steckt.
Rockstar-Vibes: Quinn Simmons.
Bild: Ralph Ribi

Lange, wallende, blonde Haare. Ein markant geschnittener Bart. Dazu ein währschafter Schnauzer. Quinn Simmons sieht aus, als wäre er Leadsänger einer Rockband. Dass der US-Amerikaner die Tour-de-Suisse-Etappe im Postkartenidyll des Appenzellerlands, in Heiden, gewinnt, passt irgendwie wie die Faust aufs Auge.

Doch der 24-Jährige, der für das Lidl-Trek-Team fährt und das Trikot des US-amerikanischen Meisters trägt, ist an diesem Tag der klar beste Fahrer des Felds und der verdiente Sieger. Und dazu noch ein ungemein sympathischer.

Hinter der rauen Schale steckt, man merkt es bald, ein butterweicher Kern. Simmons feiert seinen Sieg bei der Passage der Ziellinie erst mit einer Imitation des Adlerflügelschlags. «Das habe ich mir vorgenommen, wenn ich ein Rennen im Meistertrikot gewinne», sagt er später.

Mit Adlerschwingen ins Ziel: Quinn Simmons.
Bild: Gian Ehrenzeller

Doch dann landet der Adler. Und Simmons streckt ganz einfach einen Finger gegen den Himmel. Es ist seine Art, den gestern vor zwei Jahren verstorbenen Gino Mäder zu ehren. «Ich denke jeden Tag an ihn, wenn ich aufs Rad steige», erzählt Quinn Simmons. Und ergänzt: «Ich gewinne selten und erlebe Tage wie heute fast nie. Das sind schöne und wunderbare Tage. Aber es gibt viel mehr Tage, an denen man als Radprofi leidet. An denen man sich fragt, warum und weshalb man diesen Beruf ausübt. Viele Leute können sich gar nicht ausmalen, wie hart er sein kann.»

Die Schweizer Teil der erfolglosen Jäger

In Heiden feiert der Mann aus Durango im Bundesstaat Colorado erst seinen sechsten Sieg in seiner sechs Jahre dauernden Profikarriere. Er ist in der 3. Etappe am Ende der stärkste Mann einer Fluchtgruppe, die sich früh nach dem Start in Aarau abgesetzt hat. Als er im hügeligen Terrain Richtung Appenzellerland attackiert, vermag ihm niemand mehr zu folgen. Simmons profitiert auch davon, dass sich hinten die Jäger uneinig sind.

Fingerzeig zum Himmel: Quinn Simmons denkt an Gino Mäder.
Bild: Claudio Thoma/Freshfocus

Aus Schweizer Sicht verläuft die Etappe, die man als durchaus geeignet einstufte für Fahrer wie Marc Hirschi, Mauro Schmid oder Stefan Küng, eher ernüchternd. Der immer noch angeschlagene Jan Christen ist als Sechster der beste Einheimische. Unmittelbar hinter ihm fährt sein Bruder Fabio, der während der Etappe stürzt, über die Ziellinie. Der Rest? Hirschi zeigt sich bei der Verfolgung von Simmons immer mal wieder an der Spitze, ohne etwas bewirken zu können.

Stefan Küng sind in seiner erweiterten Heimat taktisch die Hände gebunden. Sein Teamkollege Romain Grégoire trägt weiterhin das gelbe Trikot, womit Küng seine eigenen Ambitionen hintanstellen muss.

Nun warten zwei Bergetappen auf den Tour-Tross. Die Etappe am Mittwoch führt von Heiden nach Piuro im Veltlin am Fuss des Splügenpasses. Am Donnerstag geht die Königsetappe von La Punt via Julier und San Bernardino nach Santa Maria im Calancatal.

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