Marco Odermatt ist nicht nur der weltbeste Skirennfahrer. Der 27-Jährige weiss auch, was er bei welcher Gelegenheit sagen muss. Als an der dritten Swiss-Ski-Night bekannt gegeben wurde, welcher Athlet den Award als Schneesportler des Jahres erhalten wird, da betonte Odermatt zuerst die Leistungen der weiteren acht Nominierten.
«Das Rennen um diese Auszeichnung wird jedes Jahr enger», sagte der Nidwaldner und erinnerte daran, dass nicht nur im Ski Alpin herausragende Leistungen zur Disposition standen. WM-Medaillen wurden im vergangenen Winter beinahe schon zum inflationären Produkt beim Schweizer Skiverband. Und irgendwie war man angesichts des kurzen Saisonrückblicks zu Beginn der Gala-Nacht froh, dass sich im Gegensatz zu «Odi» und Franjo von Allmen nicht alle weltmeisterlichen Helden im Sog der Erfolgseuphorie die Frisuren zurückschneiden liessen.
Apropos Frisur: Shootingstar Franjo von Allmen, dessen Leistungen des Winters die Expertenjury der Wahl letztlich doch einen Hauch weniger beeindruckten als Odermatts vierter Gesamtweltsieg, kam mit derart braven Stirnfransen an die Gala, dass er damit erst recht wie ein Schlitzohr wirkte.
Während Marco Odermatt bei der dritten Award-Wahl weiterhin unbezwungen blieb, feierte man bei den Frauen bislang stets eine andere Athletin. Nach Jasmine Flury vor zwei und Lara Gut-Behrami vor einem Jahr, war die Reihe diesmal an Slalom-Weltmeisterin Camille Rast. Die 25-jährige Walliserin erlebte nach vielen Rückschlägen in der Vergangenheit die mit Abstand beste Saison ihrer Karriere.
Lara Gut-Behrami ist eine Athletin, die nicht zu Stammgästen an Galas gehört. Sie zieht das familiäre Umfeld dem Cocktail-Kleid im Scheinwerferlicht vor, so regelmässig auch bei den Wahlen zur Schweizer Sportlerin des Jahres. An der Swiss-Ski-Night hingegen tauchte die Tessinerin nun bereits zum zweiten Mal auf. Trotzdem bleibt das Timing suboptimal: Ausgerechnet als sie selbst zur Athletin des Winters gewählt wurde, schaffte sie es nicht in die Halle 622 nach Zürich-Oerlikon.
Die emotionalsten Momente des Abends galten nicht Odermatt oder Rast, sondern zwei anderen Namen aus der Familie von Swiss-Ski. Zum einen wurde mit einem minutenlangen Applaus an die im Winter bei einem Lawinenabgang tödlich verunglückte Snowboarderin Sophie Hediger erinnert. Zum anderen gab es für den Auftritt von Abfahrer Niels Hintermann eine Standing Ovation. Der 30-jährige Zürcher erhielt aus den Händen von Präsident Urs Lehmann den Ehrenpreis für seinen aussergewöhnlichen Durchhaltewillen und Mut.
Im Oktober 2024 wurde bei Hintermann Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert. Nach einer erfolgreichen Chemotherapie reist der Abfahrer nun erstmals wieder mit dem Team in ein Vorbereitungscamp nach Mallorca. Er sei seit mehreren Wochen krebsfrei und sportlich auf gutem Weg zurück, aber natürlich noch längst nicht wieder dort, wo er hinwolle, sagte Niels Hintermann.
Swiss Ski lud knapp 1000 Gäste an der Schneesport-Gala nach Zürich. Das sind rund 400 Personen mehr als bisher. Man wollte sich mit einer Einladung bewusst auch bei jenen Heinzelmännchen bedanken, die den Erfolg der Sportstars mit ihrer unermüdlichen Arbeit hinter den Kulissen erst ermöglichen. Unter den geladenen Gästen waren auch Swiss-Olympic-Präsidentin Ruth Metzler sowie als CEO’s der Hauptsponsoren.
Und natürlich fast alle Aushängeschilder aus den einzelnen Disziplinen. Während sich die Skispringer rund um Gregor Deschwanden intensiv zum überraschenden Trainerwechsel vor wenigen Tagen austauschen konnten, stand bei vielen weiteren Sportlern der Austausch von Ferienerinnerungen zuoberst in der Small-Talk-Hierarchie. Etwa bei Biathletin Lena Häcki. Sie entdeckte mit dem Camper während drei Wochen Neuseeland und musste im Gegensatz zu vielen anderen strandgebräunten Kolleginnen und Kollegen im neuseeländischen Spätherbst ab und zu auch den Pullover aus dem Gepäck kramen. Trotzdem schwärmte sie von der Schönheit ihres Gastlands.
Andere reisten mehr oder weniger direkt aus den Ferien an die Gala. So landete Wendy Holdener, die ihre Ferien mit Partner und Eltern auf den Malediven verbrachte, nur wenige Stunden zuvor wieder in Zürich. Und auch für sie stand nach der Gala bereits wieder der nächste Flugtrip ins Trainingslager auf dem Programm.
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