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Der Geduldsfaden ist bereits gerissen: gellende Pfiffe für Gerardo Seoane und die Young Boys

Die deutliche Niederlage gegen GC hat YB wieder in die Krise gestürzt. Seit der Verpflichtung von Gerardo Seoane als neuer Trainer im November sammelt die Mannschaft punktemässig weniger Zähler als zuvor unter Giorgio Contini.

Über dem Wankdorf liegen derzeit dunkle Wolken. Der BSC Young Boys erlebt am Mittwoch einen bitteren Abend und wird ausgerechnet im eigenen Stadion vom Tabellenneunten GC mit 2:6 gedemütigt. Besonders schmerzhaft: Drei Gegentreffer in den letzten sieben Minuten besiegeln eine Partie endgültig, in der, wie so oft in dieser Spielzeit, defensiv vieles nicht zusammenpasst. Insgesamt hat YB in dieser Saison in der Super League bereits 35 Gegentore kassiert – nur Schlusslicht Winterthur steht defensiv noch schlechter da.

Die erhoffte Wende kam unter Gerardo Seoane nicht. Kommt sie noch?
Bild: Anthony Anex

Historisch ist die Niederlage ebenfalls: Die Young Boys verloren vor ziemlich genau 20 Jahren letztmals ähnlich hoch vor ihrem Heimpublikum. Im Dezember 2005 gingen sie gegen den FC Basel mit 1:6 unter. Das Berner Publikum hat schon sieben Wochen nach dem Trainerwechsel von Giorgio Contini zu Gerardo Seoane die Geduld verloren. Am Ende gab es im Wankdorf gellende Pfiffe.

Ernüchterung nach dem Schlusspfiff

Nach der Partie fand Trainer Gerardo Seoane klare Worte und nahm seine Mannschaft in die Pflicht: «Wir sind von unserer Leistung sehr enttäuscht. Das ist eine sehr harte Niederlage.» Vor allem die vielen individuellen Fehler seien ausschlaggebend gewesen: «Viel zu viele Fehler im Spiel mit und ohne Ball.» Der Tenor ist eindeutig: «Bei einer solchen Niederlage gibt es nichts schönzureden.» Auch Captain Loris Benito, der bei Sieg oder Niederlage hinsteht, zeigte sich ratlos: «Es ist unerklärlich. Ich würde gerne Antworten geben, aber es gibt sehr viel zu analysieren.»

Die deutliche Pleite wirft unweigerlich grössere Fragen auf. Ende Oktober hatte YB die Trennung von Giorgio Contini bekannt gegeben, da die Resultate zu inkonstant ausfielen. Mit Gerardo Seoane kehrte ein alter Bekannter – und eigentlicher Erfolgsgarant – zurück. Doch wie fällt die sportliche Bilanz bislang aus? Nach einer solchen Niederlage scheint der Zeitpunkt für eine erste Zwischenbilanz bereits vor dem letzten Spiel vor der Winterpause gekommen zu sein.

Mässige Bilanz seit dem Trainerwechsel

Seit seiner Rückkehr hat Seoane zehn Pflichtspiele mit YB bestritten. In diesen zehn Partien gelangen den Bernern lediglich vier Siege, darunter der überraschende Erfolg vergangene Woche in der Europa League gegen den LOSC Lille. Zwei Spiele endeten unentschieden, vier gingen verloren. Insgesamt kassierten die Berner in dieser Phase 17 Gegentore. Punktemässig hat der Trainerwechsel nichts gebracht – im Gegenteil: Der Punkteschnitt von Seoane (1,57) ist in der Meisterschaft schlechter als er es unter Contini (1,63) war.

Auffällig dabei: Nur in vier Spielen blieb YB ohne Gegentor. Und wenn die Defensive ins Wanken gerät, dann massiv. Vier Gegentreffer gegen PAOK Saloniki, vier gegen Servette, zwei gegen Sion – und nun deren sechs gegen GC. Im Oktober ist man - noch unter der Leitung von Contini - in Lausanne 0:5 untergegangen. Besonders schwer tut sich YB gegen vermeintlich einfachere Gegner, die in der unteren Hälfte der Tabelle wiederzufinden sind – eben: Servette, Lausanne und nun GC.

Die grösste Baustelle ist und bleibt also die Defensive. Hier wird Gerardo Seoane während der Winterpause ansetzen müssen. Doch es gibt einen weiteren Punkt, mit welchem sich YB nicht mit Ruhm bekleckert: Seit der Ankunft von Seoane hat die Mannschaft gleich vier rote Karten gesammelt. In Kombination mit einer ohnehin anfälligen Defensive ist dies ein zusätzlicher Risikofaktor, den die Berner in Zukunft tunlichst vermeiden sollten.

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