Das French Open in Paris steuert auf die grösste Überraschung seiner Geschichte zu. Und zur grossen Freude des einheimischen Publikums schreibt eine Französin diese wunderbare Story. Loïs Boisson, bis vor wenigen Tagen nur Insidern ein Begriff, steht nach dem 7:6, 6:3-Sieg gegen die Weltnummer 6, Mirra Andrejewa, sensationell in den Halbfinals. Sie wehrte dabei im Tiebreak des ersten Satzes einen Satzball ab und kehrte den zweiten Satz nach einem 0:3-Rückstand dank sechs Games in Folge.
Es ist nach dem Achtelfinal-Sieg gegen die Weltnummer 3, die Amerikanerin Jessica Pegula, schon der zweite Erfolg Boissons gegen eine Top-Ten-Spielerin. Und sie, ja sie, wird im Ranking nur als Nummer 361 geführt. In Paris spielt Boisson nur dank einer Wildcard.
Dies wurde auch nur möglich, weil Boisson ein wenig das Mitleid der Veranstalter genoss. Und damit zur besonderen Geschichte dieser 22-jährigen Athletin aus Dijon: Vor etwas mehr als einem Jahr hatte sie ihre Karriere gerade so richtig lanciert. Im Frühjahr 2024 feierte Boisson drei Titel bei ITF-Turnieren sowie einen Sieg auf der Challenger-Tour.
Gewiss, das sind nur zweit- und drittklassige Veranstaltungen. Doch das reichte, um sie in die Region von Weltnummer 150 zu katapultieren und damit die Aufmerksamkeit der French-Open-Organisatoren zu wecken.
Boisson wurde also mit einer Wildcard ausgestattet, doch in Paris spielte sie dann trotzdem nicht. Wenige Tage vor ihrem ersten Einsatz bei einem Grand-Slam-Turnier erlitt sie einen Kreuzbandriss und musste die Saison frühzeitig beenden. Ein Jahr später sind 23 Französinnen im Ranking besser klassiert als sie, doch eben: Eine der sechs an einheimische Spielerinnen verteilte Wildcard ging trotzdem an Boisson.
Frankreich hofft auf den ersten Titel seit 25 Jahren
Und nun zahlt sie es den Organisatoren zurück. Seit den Zeiten von Amélie Mauresmo zitterten die Stadionmauern auf der Anlage von Roland Garros nicht mehr so wie heuer bei Boissons Auftritten. Sie ist die erste Französin in einem Pariser Halbfinal seit Marion Bartoli 2014. Doch jetzt träumt ganz Frankreich von mehr: vom ersten französischen French-Open-Titel seit 25 Jahren. 2000 war es Mary Pierce gewesen, welche die Zuschauer mit dem Finalsieg gegen Conchita Martinez verzückte.
Bei den Männern liegt der letzte Triumph eines Einheimischen sogar noch länger zurück. 1983 siegte Yannick Noah und katapultierte die «Grande Nation» in eine Tennis-Euphorie. So wie jetzt Loïs Boisson.
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