Trotzdem lieben es sowohl Profifussballer wie Fussballfans, so zu tun, als seien ihnen Geld und Marktwirtschaft vollkommen wurst. Manche Spieler küssen nach Torerfolgen das Vereinswappen, als hätten sie eine besonders starke, besonders emotionale Bindung zu genau diesem Klub. Das hindert sie freilich nicht unbedingt daran, schon in der nächsten Transferperiode ein anderes Vereinsleibchen anzuziehen.
Dass die Fans über ein solches Verhalten enttäuscht sind, hat mit ihrer unerschütterlichen Nostalgie zu tun. Fussballfalls sind Nostalgiker, weil sich die Vergangenheit immer wärmer anfühlt als die Zukunft. Viele Fans wollen zum Beispiel glauben, ihr Lieblingsspieler verlasse ihren Lieblingsklub nie. Tut er es irgendwann doch, nennen sie ihn wahlweise Verräter oder Judas oder beides zusammen.
Besonders schlimm ist der Verrat für die Fans, wenn ein Spieler ohne Umweg zum Erzrivalen wechselt. Im Baskenland etwa kommt es sehr selten vor, dass ein Spieler von Real Sociedad San Sebastian zu Athletic Bilbao geht oder umgekehrt. Wer es doch getan hat, hat meistens einen Umweg über andere Vereine genommen, sodass es weniger aufgefallen ist.
In dieser Winterpause wechselte das San-Sebastian-Urgestein Iñigo Martinez nach acht Jahren direkt von Real Sociedad nach Bilbao. Geschäftlich ist dieser Spielerwechsel ohne Probleme über die Bühne gegangen. Aber für die Fans war er ein Schock. Da sich viele Real-Sociedad-Fans darüber beklagen, sie hätten ein Trikot von Iñigo Martinez gekauft und könnten es nun nicht mehr anziehen, weil es sich beim Spieler um einen Judas handle, kommt ihnen der Klub entgegen.
Sie hätten Verständnis für die Gefühle der Fans, verkündeten die Vereinsbosse, jedes Martinez-Leibchen, das in den vergangenen acht Jahren gekauft worden sei, könne kostenlos gegen ein anderes Trikot getauscht werden.
Dass der Martinez-Transfer dem Verein 32 Millionen in die Kasse spült, dürfte zumindest den Kassier trösten.
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