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Fussball-Nati

Murat Yakin buhlt um Xherdan Shaqiri, doch dieser reagiert nicht wie erhofft

Der Nationaltrainer gibt sein Kader für die Amerika-Reise im Juni mit Spielen gegen Mexiko und die USA bekannt. Nicht dabei ist Xherdan Shaqiri, obwohl der Nationaltrainer einen Annäherungsversuch unternommen hat.

Wenige Tage nach dem bitteren Aus im EM-Viertelfinal gegen England macht Xherdan Shaqiri das, was er besonders gut kann: mit einer Finte für Verwirrung stiften. Murat Yakin weilt zu diesem Zeitpunkt auf Mallorca im Urlaub, als er aus den sozialen Medien erfährt, dass Shaqiri nach 125 Länderspielen seine Nati-Karriere beendet.

Für Yakin kam diese Nachricht nicht total überraschend, obwohl ihn der Ballkünstler nicht in die Überlegungen eingebunden hatte und erst recht nichts über die Kommunikationsstrategie verriet. Shaqiri stellte den Nationaltrainer vor vollendete Tatsachen, und diesem bleibt bis heute nichts anderes übrig, als den Entscheid zu akzeptieren.

Mit der Rolle als Edel-Joker konnte sich Shaqiri nicht abfinden. Und weil seine Einschätzung punkto physischer Leistungsbereitschaft stark mit jener des Trainers divergierte, sah er wohl keine Basis mehr für eine weitere Zusammenarbeit.

Was danach aber passierte, konnte man nicht erahnen. Shaqiri kehrte als ein Spieler zum FC Basel zurück, der in den USA die Erwartungen nie erfüllen konnte. Doch was er nach einem holprigen Start in Basel auf den Rasen zaubert, war schlicht phänomenal. 18 Tore, 20 Assists, Meistermacher des FCB, der mit Abstand beste Spieler der Super League. Statt einen abgehalfterten Altstar sehen wir einen hungrigen Virtuosen. Was natürlich auch Yakin nicht verborgen bleibt.

Der Nationaltrainer sinniert darüber, welche Möglichkeiten sich für ihn eröffneten, sollte Shaqiri den Rücktritt vom Rücktritt erklären. Am Donnerstag, als er sein Kader für den USA-Trip bekannt gibt, sagt er: «Ich habe am Mittwoch versucht, ihn zu erreichen. Leider erfolglos. Also habe ich ihm eine Sprachnachricht geschickt und ihm zum Gewinn der Meisterschaft und seinen Leistungen gratuliert.»

Ist das nun ein Annäherungsversuch oder schon mehr? Yakin sagt: «Die Türe steht für ihn offen. Er kennt seine Rolle bei uns. Die hat er an der EM gut ausgefüllt. Es hängt jetzt auch von seiner Bereitschaft ab, ob er wieder für die Schweiz spielen will.»

Shaqiri: Am Mittwoch Politik, am Donnerstag die Abfuhr

Doch was, wenn er Shaqiri am Mittwoch telefonisch erreicht hätte. Stünde er dann im Aufgebot für die Partien gegen Mexiko und die USA? Konkret geht Yakin darauf nicht ein. Er verweist darauf, dass Shaqiri am Mittwoch mit politischen Dingen beschäftigt gewesen sei. Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter lud anlässlich des Besuchs von Kosovos Präsidentin Vjosa Osmani-Sadriu Shaqiri zum Staatsbankett, bei dem auch Shaqiri auf der Gästeliste stand.

Wenige Stunden nach Yakin gibt Shaqiri in Basel eine Pressekonferenz. Er habe so viele Glückwünsche bekommen und müsse erst mal schauen, ob eine von Yakin darunter sei. «Ich verstehe, dass der Trainer an mich denkt, weil auch er dieses Jahr in der WM-Qualifikation liefern muss», sagt Shaqiri. «Im Moment bin ich glücklich darüber, wie es ist. Ich habe Murats Pressekonferenz noch nicht geschaut und kann ich nicht gross etwas dazu sagen. Ich sage zwar: 'Sag niemals nie''. aber im Moment ist die Türe zu.»

Falls Shaqiri in die kommende Saison so furios startet, wie er die aktuelle beendet, wird Yakin sein Werben um den FCB-Star intensivieren müssen, um ihn für die WM-Qualifikation zu motivieren. Die Gegenwart indes führt die Nati vorerst in die USA. Und für diesen Trip nominiert Yakin einen erst 19-jährigen Spieler, der einen kometenhaften Aufstieg hinter sich hat, der im März erst seine ersten U21-Länderspiele absolviert hat: Johan Manzambi.

Yakin gräbt das nächste Juwel aus

Im Januar wechselte der Genfer von seinem Jugendverein Servette zum Freiburger SC. Erst spielte er dort in der U19, wenig später bereits in der 2. Mannschaft. Trotzdem hatte ihn noch im vergangenen Winter in der Schweiz kaum einer auf der Rechnung. Erst recht nicht als Spieler der A-Nationalmannschaft.

Was Manzambi in Freiburg erlebt, kann man durchaus als Fussballmärchen beschreiben. Bis Mitte April kommt er lediglich auf sechs Kurzeinsätze, keiner länger als 19 Minuten. Doch dann kommt das Spiel gegen Gladbach. Manzambi wird in der Schlussphase eingewechselt, trifft zum 2:1, beendet eine Negativserie von fünf sieglosen Spielen und ist danach fester Bestandteil eines Teams, das die Bundesliga auf dem sehr guten fünften Platz abschliesst. Freiburgs Sportchef Klemens Hartenbach meint: «Manzambi besitzt eine tolle Mischung aus sportlicher Qualität, einer realistischen Selbsteinschätzung und Demut.»

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