
Die Faktenlage ist klar, doch was bedeuten Fakten schon in den USA unter Donald Trump? Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat im Februar «World Boxing» als neuen Dachverband der Olympischen Sportart bestimmt und ihn mit der Organisation der Wettkämpfe an den Sommerspielen 2028 in Los Angeles beauftragt.
Dies als vorläufiger Schlusspunkt eines andauernden Streits. Das IOC hat die zuvor für die Austragung der Olympia-Wettkämpfe zuständige International Boxing Association (IBA) mit ihrem umstrittenen russischen Präsidenten Umar Kremlew im Jahr 2020 wegen massiven Verstössen gegen die Good Governance, mangelnde finanzielle Transparenz sowie dem Verdacht auf Wettkampfmanipulationen durch Kampfrichter suspendiert.
Die IBA fiel auch in Folge mit äusserst umstrittenen Entscheiden auf. Bei den Präsidentschaftswahlen 2022 wurde Kremlews niederländischer Gegenkandidat wegen angeblicher Verstösse gegen die Wahlbestimmungen kurzfristig ausgeschlossen. Zudem suspendierte der aus Russland gesteuerte Verband ausgerechnet die Mitgliedsnation Ukraine.
Der neue Verband hat den Auftrag für Olympia 2028
Das IOC schaute diesem Treiben nicht mehr zu, schloss die IBA im Juni 2023 definitiv aus und organisierte in Folge das Olympiaturnier von Paris in Eigenregie. Zudem unterstützte man den durch eine Absplitterung entstandenen Konkurrenzverband World Boxing und dessen Aufbau zur globalen Vertretung der traditionellen Sportart. Inzwischen hat World Boxing 125 Mitgliedsnationen auf fünf Kontinenten. Im September fand die erste gemeinsame WM der Männer und Frauen in Liverpool statt.
Doch die IBA stemmt sich mit aller Macht und mit grossem taktischem Aufwand gegen die Degradierung in die Bedeutungslosigkeit. Die Führung rund um den Putin-Vertrauten Umar Kremlew hat zuletzt wieder mächtig Gas gegeben und wirft dank der Unterstützung des russischen Energiekonzerns Gasprom und allerlei nicht deklarierter Finanzquellen einmal mehr mit Geld um sich.
Der 42-jährige Kremlew, als ehemaliges Mitglied der russischen Rockergruppe «Nachtwölfe» im Extremismus-Dunstkreis gut vernetzt, lässt die eigenen Weltmeisterschaften vom 2. bis 13. Dezember in Dubai austragen und lockt Athleten mit einem gigantischen Preisgeld von 8 Millionen US-Dollar. Der Weltmeister jeder Kategorie erhält vom Verband 300 000 Dollar. Nie gab es im Amateurboxen an einer WM so viel Geld zu gewinnen.
IBA macht Politik mithilfe der Trump-Familie
Die IBA sieht sich im eigenen Verständnis weiterhin als weltweit führender Vertreter des Amateurboxens und als Bewahrer der wirklichen Werte des Sports. Genüsslich hat der Verband während Olympia in Paris die Schlagzeilen rund um die algerische Boxerin Imane Khelif, die männliche XY-Chromosomen aufweisen soll, und die unglückliche Rolle des IOC mit Häme kommentiert. Kremlew machte IOC-Präsident Thomas Bach persönlich verantwortlich dafür, dass aus seiner Sicht ein Mann in einer Frauenkategorie Olympiasieger wurde. US-Präsident Donald Trump baute diesen «Sportskandal» sogar in ein Wahlkampfvideo ein.
Dass man sich im Hinblick auf das Olympische Boxturnier in Los Angeles noch nicht geschlagen geben will, zeigt ein weiterer Move. An einem Business-Forum der IBA in Istanbul tauchte ausgerechnet Donald Trump Jr. in prägender Rolle auf. Der Sohn des US-Präsidenten lobte den vom IOC geächteten Boxverband und dessen russischen Präsidenten in den höchsten Tönen. Der Verband kommunizierte das Treffen mit der Schlagzeile «Kremlew und Trump Jr. bündeln ihre Kräfte». In ihrer gemeinsamen Vision gehöre die Zukunft jenen, die sich vereinen und nicht jenen, die sich teilen.
Trumps Sohn nennt Putins Vertrauten einen Freund
Ausgerechnet Kremlew forderte, dass Boxen «frei von Politik» bleiben soll. Und Trump sagte: «Was ich bei den letzten Olympischen Spielen gesehen habe, war wirklich traurig, vor allem als Vater einer jungen Sportlerin. Die Fairness des Sports ist wichtig. Es ist inakzeptabel, zu sehen, wie diese Werte untergraben werden. Ich bin stolz darauf, Umar nicht nur einen Anführer, sondern auch einen Freund zu nennen.»
Kremlew und Trump Jr. machten deutlich, dass dieses Bündnis nicht symbolisch bleiben wird. Weitere gemeinsame Initiativen sollen folgen. Die IBA schreibt: «In der Welt des Sports ist eine Partnerschaft entstanden, die stark genug ist, um die globale Sportlandschaft neu zu gestalten.»
Was das konkret bedeuten kann, bleibt Spekulation. Angesichts der Tatsache, dass Donald Trump bereits gedroht hat, von Demokraten geführte Städte die Spiele der Fussball-WM 2026 zu entziehen, muss man aber mit einem politischen Kampf unter der Gürtellinie rechnen. Ausgerechnet die Demokraten-Hochburg Kalifornien tritt 2028 als Olympia-Gastgeber auf. Der eigene amerikanische Boxverband ist Mitglied des neuen «World Boxing». Trumps Sohn unterstützt offen den vom IOC ausgeschlossenen Konkurrenzverband IBA mit dessen russischem Putin-Freund als Präsidenten. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
 
  


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