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Super League

Kopf noch aus der Schlinge gezogen: YB und die Suche nach der verloren gegangenen Dominanz

Giorgio Contini ist nun seit gut neun Monaten YB-Trainer und es fällt einem schwer, eine klare Entwicklung zu sehen. Trotz meist soliden Resultaten ist keine klare Spielidee erkennbar. Das letzlich 4:2 gewonnene Derby gegen Thun war ein perfektes Spieglbild dessen.

Als Giorgio Contini im vergangenen Dezember das Traineramt bei YB übernahm, waren die Vorschusslorbeeren gross. Nicht wenige schrieben ihm einen sehr grossen Anteil am Sommermärchen der Schweizer Nationalmannschaft zu, in welcher der gebürtige Winterthurer als Assistenztrainer von Murat Yakin eine gute Falle machte. Bei den Young Boys war die Aufgabe ganz klar: Er soll dem langjährigen Ligadominator wieder mehr Kontinuität und Stabilität auf der Trainerposition verleihen.

Giorgio Contini ist trotz drei Meisterschaftssiegen in Folge nicht mehr unumstritten. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Bild: ALESSANDRO DELLA VALLE

Nun ist Contini seit gut neun Monaten in Bern und es fällt einem schwer, eine klare Beurteilung über seine bisherige Amtszeit zu ziehen. Zu oft wechseln sich die Leistungen ab. Zwar war in der letzten Rückrunde resultatmässig ein leichter Aufwärtstrend in der Meisterschaft erkennbar, welcher letztlich auch zum 3. Schlussrang führte. Und doch waren die Auftritte selten überzeugend, man erinnere an das 0:5 in Luzern. Dazu kam noch das blamable Cup-Out gegen den Erstligisten FC Biel.

Contini zum ersten Mal angezählt

So war Continis Kredit bei den gelbschwarzen Anhägern vor der neuen Saison nicht mehr in gleichem Ausmass vorhanden wie noch ein halbes Jahr zuvor. Dies änderte aber wenig daran, dass Contini nie zur Diskussion stand und so auf diese Saison hin mit einem Kader, welches durchaus umgekrempelt wurde, in seine erste Sommervorbereitung ging.

Der Start in die neue Saison gelang mässig, eine klare Spielidee war selten erkennbar. Aber wie es YB unter Contini eben so macht, sie holten die Punkte gleichwohl immer wieder und standen so nach sechs Spieltagen auf Rang 4 der Tabelle. Alles gut also?

Ausrutscher in Aarau: Captain Loris Benito schied mit seinem Team erneut gegen einen Unterklassigen im Cup aus.
Bild: ANDREAS BECKER

Mitnichten. Auf den Sieg in Luzern folgte mit dem Cup-Out in Aarau das zweite Ausscheiden gegen einen Unterklassigen binnen weniger Monate. Die Rehabilitation unter der Woche blieb ebenfalls aus. Zuhause verlor man gegen Panathinaikos Athen gleich 1:4 und so war Contini vor dem anstehenden Derby zuhause gegen Thun zum ersten Mal richtig angezählt.

65 Minuten zum Vergessen

Gegen aussen scheint dies Contini nicht gross zu kümmern. Vor dem Spiel meint er gegenüber dem TV-Sender «Blue», dass es gelingen müsse, über die Emotionen ins Spiel zu kommen. Emotionen, welche am Sonntagmittag gut 60 Minuten lang verschwunden bleiben. Es war ein rätselhafter Auftritt der Stadtberner, zur Pause hallten die ersten Pfiffe durch das Wankdorf.

Nach der Pause ging der kecke Aufsteiger aus Thun verdient in Führung. Christopher Ibayi entwischte der Berner Abwehr und schob zum 1:0 ein. Wer nun eine Reaktion von YB erwartete, wurde enttäuscht, Es waren viel mehr die Thuner, welche das zweite Tor verpassten und den «grossen Bruder» in dieser Phase an die Wand spielten. Das Stadion wurde immer leiser, der Weg in eine Krise schien unausweichlich.

Die Entscheidung: Chris Bedia trifft aus spitzem Winkel zum 3:2.
Bild: Claudio De Capitani

In der 65. Minute kam dann jedoch der grosse Umschwung. Sergio Cordova brachte die Hauptstädter aus dem Nichts zurück in die Parte, nur zwei Minuten später doppelte Chris Bedia nach. Nochmals Bedia und Christan Fassnacht per Kopf sorgten letztlich für einen 4:2-Heimsieg, welcher Contini viele unangenehme Frage ersparte. Der Trainer sprach von einem Charaktertest, welcher die Mannschaft bestanden habe.

Es war einmal mehr die individuelle Klasse, welche am Ende dazu führte, dass YB nun tatsächlich das dritte Meisterschaftsspiel in Folge gewann und in der Spitzengruppe mit dabei ist. Doch die Art und Weise wirft nach wie vor Fragen auf. Da im Fussball aber letztlich nach wie vor Punkte die wichtigste Währung sind, hat sich Contini mit dem Derbysieg vorerst wieder Luft verschafft.

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