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Super League

Basels Tiefpunkt nach dem Tiefpunkt

Wer kann dem FC Basel helfen? Niemand mit Ausnahme der Spieler und des Trainers. Am Sonntag müssen die Basler daheim gegen Winterthur eine Aufgabe bewältigen, die ihnen nicht gelegen kommt.
Bild: KEYSTONE/GEORGIOS KEFALAS

Das Interview von Waldemar Hartmann ("Weissbier-Waldi") mit dem erzürnten deutschen Bundestrainer Rudi Völler nach dem WM-Qualifikationsspiel Island - Deutschland (0:0) im September 2003 wurde legendär. Völler redete sich in Rage, weil die ARD-Kommentatoren Gerhard Delling und Günter Netzer nach dem trostlosen Match von einem weiteren, noch tieferen Tiefpunkt für die deutsche Mannschaft gesprochen hatten. Ein Tiefpunkt nach einem Tiefpunkt sozusagen.

Erleben wir auch beim FC Basel einen Tiefpunkt nach einem Tiefpunkt, von dem es schien, dass er kaum noch zu unterschreiten war? Jedenfalls erinnern die Basler, die eigentlich im Kampf um den Meistertitel mittun wollen, mit ihren derzeitigen Leistungen und ihrer schieren Unfähigkeit, Tore zu erzielen, in frappanter Art an ihre völlig missratene Saison 2020. Vor zwei Jahren lief es unter Trainer Ciriaco Sforza schlecht und schlechter, bevor im Frühling unter Sforzas Nachfolger Patrick Rahmen eine messbare Besserung eintrat.

270 Minuten Harmlosigkeit

Ausgerechnet unter Alex Frei, Rekordtorschütze der Nationalmannschaft und Basler Identifikationsfigur, ist der FCB derzeit so harmlos wie kaum je zuvor. In den 270 Minuten der 0:1-Niederlage in Lugano sowie den 0:0 in Genf gegen Servette und im St.-Jakob-Park gegen das früh dezimierte Schlusslicht Zürich konnte man nennenswerte Basler Chancen an der Hand eines pensionierten Schreiners abzählen.

Am Sonntag spielt der FCB zuhause gegen Winterthur. Der Aufsteiger verdankt seine zehn Punkte aus den letzten vier Spielen einer tadellosen Arbeit in der Defensive. Nur ein Tor liess die Mannschaft von Trainer Bruno Berner zu. Gerade gegen defensiv gut spielende Teams haben die vor Saisonbeginn gepriesenen Basler Offensivspieler ihre liebe Mühe.

Erinnerungen an das 2:6

Für die These des noch tieferen Tiefpunkts im FCB spricht auch die Bilanz des Saisonstarts. Sforza holte aus den ersten elf Spielen immerhin 19 Punkte heraus, Frei hat es auf nur gerade 14 Punkte gebracht. Mit einer Niederlage gegen Winterthur würde sich ein Kreis schliessen. Noch unter Ciriaco Sforza liessen sich die Basler im Februar 2021 vom damaligen Challenge-Ligisten mit 2:6 im St.-Jakob-Park aus dem Cup werfen.

Alex Frei und David Degen sind rotblaue Kumpel. Es ist schwer vorstellbar, dass Degen den Trainer bereits im Herbst entlässt. Andererseits hat sich Degen von Patrick Rahmen, einem anderen Basler, getrennt, als die Mannschaft nicht in einer sportlichen Notlage war.

Die Super-League-Spiele vom Sonntag im Überblick:

Basel - Winterthur (1:1). - Sonntag, 14.15 Uhr. - SR Staubli. - Absenzen: Ndoye (gesperrt), Lopez und Tushi (beide verletzt); Ramizi und Diaby (beide gesperrt), Ballet, Rodriguez und Costinha (alle verletzt). - Statistik: Wir sehen in diesen Wochen eine verkehrte Welt. Der Titelanwärter FC Basel erzielte in den letzten drei Spielen kein Tor, während Aufsteiger Winterthur in den letzten vier Runden zehn Punkte holte - beinahe das Maximum. Vor dieser tollen Phase fing das Team von Bruno Berner 23 Tore ein, fast drei Tore pro Spiel. Seither jedoch nur noch ein Tor und in den letzten drei Partien keines mehr.

St. Gallen - Servette (0:1). - Sonntag, 16.30 Uhr. - SR San. - Absenzen: Schubert (verletzt); Rodelin, Antunes, Bedia, Severin und Behrami (alle verletzt). - Fraglich: - ; Rouiller. - Statistik: Zieht man nur die letzten fünf Runden heran, so ist der FC St. Gallen mit drei Niederlagen und zwei Unentschieden zusammen mit den Grasshoppers die schwächste Mannschaft der Super League. Servette ist mit fünf Punkten Rückstand der erste Verfolger der Young Boys, liess aber in den letzten vier Runden sieben Punkte liegen. Die Ostschweizer siegten gegen die Servettiens letzte Saison dreimal in Folge, verloren aber in Genf das erste Duell dieser Saison.

Zürich - Grasshoppers (1:1). - Sonntag, 16.30 Uhr. - SR Bieri. - Absenzen: Boranijasevic, Santini (beide gesperrt), Kryeziu, Reichmuth und Sauter (alle verletzt); Hoxha, Jeong, Kacuri, Moreira und Nadjack (alle verletzt). - Fraglich: Dzemaili; Abrashi. - Statistik: Es ist nicht das Zürcher Derby der vom Erfolg verwöhnten Mannschaften. Der FCZ gewann keines seiner letzten 15 Meisterschaftsspiele, die Hoppers warten seit fünf Spielen auf einen Sieg. Für die Mannschaft des erst seit Kurzem tätigen FCZ-Trainers müssen die jüngsten beiden 0:0 gegen die Young Boys und den FC Basel wie Siege vorgekommen sein. Innerhalb der Zürcher Derbys dominierten die Grasshoppers zuletzt deutlich. Seit seiner letzten Niederlage im Februar 2018 bilanziert GC in zehn Derbys fünf Unentschieden und fünf Siege.

Rangliste: 1. Young Boys 13/28 (29:8). 2. Servette 12/22 (15:11). 3. Sion 13/19 (20:20). 4. St. Gallen 12/17 (23:19). 5. Luzern 12/16 (20:17). 6. Lugano 13/16 (19:23). 7. Basel 11/14 (15:12). 8. Grasshoppers 12/14 (21:24). 9. Winterthur 12/12 (9:24). 10. Zürich 12/6 (7:20). (sda)

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